Krieg in der Unterhose (Werbungstext 2te dt. Fernsehen?)

Gedanke zum Thema Alltag

von  alter79


In der Nacht höre ich Sirenen – die Feuerwehr? Und Schreie. Später dann Stimmen. Die schwächer werden. Klappende Türen. Motorengeräusche. Bis endlich Ruhe eintritt. Als ich in der ersten Morgendämmerung nach einem Glas Wasser gehe, aus dem Küchenfenster sehe, glühen Teile der Autos noch, scheint mir. Errate ich anhand der Umrisse den Jeep Grand Cherokee von Moran, dem Kapitalistenschwein. Gabers antiken Alpha Spider Cabrio. Und einen Verdächtigen gibt es laut Polizei auch schon. Einen Menschen in einem blauen Müllsack. Und wer den kennt, fragen die Polizisten sich durchs Haus. Auch mich. ‘Einen blauen Müllsack?’ Ich muss lachen. ‘Ja!’

Nein, meine sind grau ...’

Und Grillanzünder? Besitzen Sie Grillanzünder?’

Auch nicht. Ich grille nie!’

Sie grillen nie?’

Wie ich schon sagte: nie! Doch Gaber grillt. Und Moran. Jeden Samstagnachmittag – im Tiergarten.’

Was Sie nicht sagen.’

Spricht einiges für Versicherungsbetrug, was?’

Nein, für Mord ... Wir haben Leichenteile im Kofferraum vom Jeep gefunden!’

Das ist ja schrecklich ... Und, weiß man schon was über deren Identität?’

Nichts – nein!’

Schade.’

Wir kommen in der Sache aber noch mal auf Sie zu!’

Bitte, gerne. Jederzeit.’


A. Alice steht mittlerweile an der Wohnungstür der Nachbarin, nicht Annie Lennox. Und ich sehe sie im Traum mit dem weißen Kaninchen sprechen. Wie sie durch den Raum mit den vielen Türen irrt. Den Schlüssel suchend. Ein Buch unter dem Arm trägt (meine Aufzeichnungen! Herr im Himmel!) und immer kleiner wird. Kleiner. Kleiner ... Sehe, wie eine Katze grinsend den Kopf abnimmt – ein dahergelaufener Igel zum Ball wird, ein Flamingo zum Tennisschläger. Dass ich schreiend erwache, als der Hutmacher an meinem Bett rüttelt wie irre. Und dass Ratte Egon neben mir liegt, sagt: ‘Ich bin nicht tot...’ Braune Augen hat. Dunkle Haare. Ein schmales Gesicht. Magersüchtig ist. Und mit mir nach Japan reisen möchte, weil es dort märchenhafte Elfen, Engel, Feen und Libellen aller Art gibt. Glöckchen. Peter Pan. Und eine gewisse Leichtigkeit zu leben die Eingeborenen dort auszeichnet. Die mich auf der Stelle ins Bad zwingt (um mein schlechtes Gewissen ins Klo zu kotzen) bis es rosa Feen regnet. Und mit denen meine Probleme; diese scheiß Computerspiele. Matrix. Und. Dass ich damit sofort aufhören muss. Verdammt!


Das Töten ist die Sucht, die Sie aufgeben müssen ...“, höre ich Doktor Schütz I. Doch der Tod ist unwiderruflich da, verspricht viel und macht manisch. Und nicht nur mich. Der verbreitet sich im Web wie Grippe. Hat inzwischen Millionen von Fans. Denn der Tod ist kein Mensch, sondern Schöpferkraft. Er hat keinen Ort und keine Zeit. Er kennt nur ein Ziel, bevor es so weit ist, einem den Rest an Seele herauszuquetschen. Und – ja, ich bin bereit. Und sowieso ist irgendetwas anders geworden. Leichtigkeit und Eleganz, als wäre Frühling. Ein schönes Wort für die Krankheit Leben. Doch ich weiß, es ist wegen Ana Alice. Und Anorexia Nervosa. Der Magersucht. An der sie offensichtlich leidet – und ich gleich mit, weil ich Ana mag (was sie allerdings nicht weiß; auch hat sie mich noch nie gesehen, glaube ich). Unnahbar. Ja, so ist sie. Schlank. Androgyn. Reizvoll. Und ich kann ihr beim Kalorienzählen zusehen. Wenn sie isst – wie ein Vögelchen. Sich den Finger in den Hals steckt. Würgt. Vor der Kloschüssel auf die Knie geht. Ich sehe ihr auch beim Duschen zu. Wie sie vor Schwäche fast umfällt, den Duschvorhang dabei runterreißt – wie ihr die Beckenknochen hervorstehen. Der Busen lediglich noch aus Haut besteht. Schon die Oberschenkel wie Streichhölzer und Gummipelle daran. Dass ich ab nun ihr Gewissen bin, für sie koche. Nur vom Feinsten, versteht sich. Und es ihr vor die Tür stelle. Klingele und weglaufe – als wäre es ein Jungenstreich. Ist es aber nicht. Ich habe mich, ganz gegen meine früheren Bedürfen, in sie verguckt. In das Versprechen einer hauchzarten Libelle. Die essen als Charakterschwäche ansieht. Und mich sicher auch, wenn sie herausbekommt, dass ich ihr täglicher Essensspender bin. Das sie aber bisher – und fast unbesehen – immer ins Klo geschüttet hat. Doch ich bin darüber nicht sauer. Ich bin sogar so kitschig, bei dem besagten Tierhändler eine Katze zu erstehen – um die ihr zu schenken.

Wo ist denn die Ratte?“, fragt der.

Ich habe Sir Egon die Freiheit geschenkt.“

Sie haben ihn ausgesetzt?“

Ja – aber in die Freiheit!“

Wie soll er denn da überleben? Haben Sie das mal bedacht, Sie Unhold?“

Halten Sie mal die Luft ... Egon lebt bei mir auf dem Hof – und bekommt regelmäßig Fressen und Saufen!“

Essen und Trinken, wollten Sie sicherlich sagen?“

Wenn Sie es sagen; was ist nun mit der Katze?“

Eine aus dem oberen Preissegment?“

... wenn ich dann bitten darf.“

Eine Siam – als Hauskatze?“

Genau die. Und treu muss sie sein!“

Katzen sind nur sich selber treu. Wenn Sie was Treues brauchen, sollten Sie einen Hund kaufen ...!“

Meine Güte – packen Sie die Katze doch endlich ein.“

Mit Korb?“

Ja – klar; oder denken Sie, ich will die gleich hier essen?“

Sie scheinen ein ziemlich rabiater Mensch zu sein; ich muss mich doch sehr wundern.“

(...)

Also, was ist nun?“

Mit Korb dann!“




Anmerkung von alter79:

Aus der Legende von Katze und Frau bei KV ?

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