Hochzeitschuh.

Erzählung zum Thema Abgrund

von  franky

Feldkirch, Donnerstag den 27.04.2023 15:53 bei 17,3 grad (Woche 17)

 

Der neue Schuh wollte nicht und nicht auf die Prothese, deshalb hat Mama mir einen

Metall Schuhlöffel gebracht, alle mir gereichten Kunststoff Schuhlöffel habe ich abgebrochen.

Um 10:00 ist Termin auf der Gemeinde für die Zivile Trauung.  

Es ist schon halb Neun, fast nichts geschlafen, da Maria mir fürchterliche Vorwürfe gemacht hat, weil ich gestern Abend mit meinem Gitaristen Klaus einen kleinen Polterabend veranstaltet und ein Paar glaserl Wein getrunken habe. Maria hat mich ein Schwein hinauf und hinunter geheißen, und ich kein Verantwortungsgefühl für eine schwangere Frau hätte.

Meine Mama hat das mit dem zu kleinen Schuh für ein ganz schlechtes Ohmen gehalten und mich unter Tränen beschworen, ich solle diese Hochzeit mit Maria doch noch absagen.

Wie Rech sie haben sollte!

Um 11:00 würden wir dann in einem Autokonvoi nach graz in die Herzjesu Kirche zur Kirchlichen Trauung fahren.  

Die Ferse der Prothese stand immer noch ein gutes Stück weg vom hinteren Rand des Schuhes, der metallene Schuhlöffel drohte sich zu verbiegen.

Mein prominenter Trauzeuge Giselher Langes von den Bergbahnen in Leermoos in Tirol, ist gestern  mit seiner Frau Annemarie Gerin angereist und hat im Gasthaus in Frohnleiten übernachtet. Es sollte ein besonders ruhiges Zimmer sein, Giselher hat einen ganz sensiblen Schlaf.  

Mit weinerlichen Stimme versuchte mich Mama aufs Neue die Hochzeit abzusagen.

Und ich war damit beschäftigt den nagelneuen störrischen Schuh auf die Prothese zu zwingen.

Als letzter Ausweg blieb mir noch, den Schuh hinten mit einem Küchenmesser aufzuschneiden.

Habe mir hier in Frohnleiten bei meinem Hausschneider einen schwarzen Smoking anmessen lassen, da ich damals mit Neunzig Kilo und ein Meter neunundsechzig in keinen Konfektionsanzug passte.  

Inzwischen war es Neun Uhr geworden und ich saß in der Unterhose auf der Bettkante.

In einer halben Stunde kommt mich Schlagzeuger Mayer Fritz mit unserem Fort Transit zur Trauung abholen.

Ganz verschwitzt bin ich dabei die Prothese mit Schuh und schwarzer Hose anzuziehen.

Der bockige Schuh war halbwegs auf die Prothese draufgezwängt, die Ferse ragte ein Stück drüber hinaus. Das wurde jedoch vom Hosenbein verdeckt.

Mit der Überzeugung im Herzen, dass ich die größte Dummheit meines Lebens begehe,

mache ich mich mit Maria und Klaus und Giselher auf den Weg ins Amtsgebäude in Mauritzen, wo der freundliche Beamte eine sehr Lebensnahe Anrede gehalten hat. 

In mir wollte keine festliche Stimmung aufkommen.

So gar beim traditionellen Kuss, empfand ich nur Kälte.

Zur kleinen Nervenberuhigung nahmen Fritz und ich damals so kleine Pillen „Priskophän“

Ich glaube an diesem Tag war es eine Zehnerbackung.

Es brauchte einige Zeit, dass wir unsere Autos in die richtige Reihenfolge geordnet hatten.

An der Spitze Fritz und ich im Transit, Fritz geborener Grazer wusste genau den Weg in die Herzjesukirche. Gefolgt von Klaus mit Maria im Fort Daunus, dann Eltern und Schwiegereltern auch je in einem Auto. Den Abschluss unserer Autokolonne bildete Giselher Langes mit seiner Frau Annemarie im Chevrolet.

Ich hatte den Termin um 12:00 abgemacht. Wir mussten quer durch Graz fahren und höllisch aufpassen, dass die Autokolonne in einer Reihe blieb, sich nicht jemand zwischen uns hinein mogelte.  

In der riesigen Kirche in der ich vor zehn Jahren meine Organistenprüfung auf der Orgel abgelegt habe angelangt, gaben wir erst eine Flasche Rotwein in der Sakristei ab, 

die sollte der Messner bei der Trauungszeremonie zum Altar bringen, damit der Pfarrer sie die Flasche erst weihen und wir als Brautpaar dann aus zwei Gläsern trinken konnten.  

Das stellte sich als hoffnungslos kompliziert heraus. Erst nach Nachfrage machte sich der Messner daran die Flasche Wein zu öffnen,, mit Siebenfachem Echo knallte dann der Korken durch das Kirchenschiff. Dem Pfarrer machten wir das so plausibel, Jesus hat auf de Hochzeit in Kanaan auch Wein Gesegnet. Wir konnten dem Pfarrer nicht gestehen, dass wir stark drauf und dran waren, Alkis zu werden. Schöne Voraussetzung, eine neue Familie zu gründen.

Die Trauung konnte nach längerem Unterbruch wieder fortgesetzt werden.




Anmerkung von franky:

27.04.1963

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (08.05.23, 17:29)
Eine solche Ansammlung an Unglücksfällen ist kaum zu glauben,
klingt andererseits total authentisch. Gerade aufgrund der "emotionslosen" Darstellung.

Mit Claudia wär das nicht passiert! :(
Liebe Grüße
der8.

 GastIltis (08.05.23, 20:32)
Hallo Franky,
das Heiraten ist so eine Sache! Bei mir ist es in drei Tagen 51 Jahre her. Und weißt du was, nicht nur die Schuhe sind so gut wie neu (Marke Salamander), auch die Ehe. Na, die nicht mehr so ganz!
Viele Grüße von Gil.
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