Haschtee ins Nirvana

Kurzgeschichte zum Thema Drogen/ Alkohol

von  Koreapeitsche

In dieser Woche sollte die US-psychedelic Punkband Dinosaur Jr. in Hamburg im Docks spielen. Wir saßen in einer Wohnung in Kiel und bereiteten einen Haschtee zu. Der Saxophonist unserer Band zerstückelte einen Haschklumpen und setzte den Wasserkocher auf. Er packte die Handfläche voll Haschkrümel in eine Kleine Teekanne, goss das kochende Wasser auf und ließ den Haschtee ziehen. Er behauptete, sich mit Dosierung, Ziehzeit und Wirkung gut auszukennen. Doch der Tee wurde zu stark. Er schenkte den Tee in Tassen, die wir ganz normal wie Pfefferminz- oder Hagebuttentee tranken. Die Wirkung entfaltete sich schnell. Plötzlich rief jemand, „Dinosaur Jr.“ spielen heute im Docks. Es herrschte sofort Aufbruchstimmung. „Ach ja, ganz vergessen.“ „Wir müssen sofort los!“ „Los, das dürfen wir nicht verpassen.“ Wir zogen uns an und gingen runter zum Auto. Ich habe No Recall, ob noch eine Dritte Person mit im Auto saß. Jedenfalls saß ich hinten, und der Fahrer fuhr mit einem Höllentempo zur Autobahnauffahrt. Da merkte ich bereits, dass der Tee zu hoch dosiert war. Der Fahrer lachte diabolisch und fuhr wie der Henker, denn wir wollten rechtzeitig zum Konzert am Docks sein. Noch bevor wir auf der Autobahn 7 waren, verlor ich das Bewusstsein. Mein Kopf sackte nach hinten und lag auf der Kofferraumablage des Kleinwagens. Ich wurde jetzt nur noch kurz wach, wenn der Fahrer über eine Bodenwelle bretterte und einen Lenkfehler korrigierte. Erst in Hamburg kam ich wieder zu mir, allerdings waren meine Augen fast dich und wirkten geschwollen. Der Saxophonist trug einen Psychobilly-Flattop und eine runde Nickelbrille, sodass er aussah wie eine Eule. Wir parkten in einer Nebenstraße der Reeperbahn, direkt an einer Punkkneipe namens Gun Bar. Wir gingen zum Docks und es ging mir kacke. Ich hatte Schüttelfrost. Der Fahrer hingegen hatte Power wie eine fantastische Comicfigur. Er strahlte, lachte, hatte eine geschwellte Brust, kommentierte alles mit Wortwitz und explodierte fast vor Energie. Bei mir war das genaue Gegenteil der Fall. Ich wirkte zusammengekauert, blass, hatte halb geschlossene Augen und blieb wortlos, wirkte wie ein Scheintoter. Plötzlich standen wir vor dem Docks und bekamen einen Schreck, als wir erkannten, dass das Stahlgitter am Eingangstor runtergelassen war. Auf dem Gitter hing ein Ankündigundgsposter für das Dinosaur Jr.-Konzert. Wir hatten anscheinend alles richtig gemacht, nur dass hier keine Schlange oder Menschentraube stand und das Gatter runtergelassen war. Wir checkten das Problem nicht, dachten zunächst, es sei ein Nachtkonzert, dass erst ab 11 oder 12 Uhr losgehen würde. Plötzlich stand ein Pärchen neben uns, dass das Plakat kurz las. „Ah, gut, das ist morgen,“ sagte die Frau. Da bekamen wir einen Schreck, denn wir hatten nicht gecheckt, dass auf dem Plakat das Datum des morgigen Tages stand. Wir traten an das Plakat heran, um es zu studieren. „Was ist denn heute für ein Datum?“ „Ach Scheiße, wir haben uns im Tag geirrt“. Wir waren also in unserem Haschteerausch am falschen Tag nach Hamburg gefahren. Jetzt wollten wir zum Auto zurück, verliefen uns aber zunächst auf der Reeperbahn. Nach einer halben Stunde fanden wir endlich die Seitenstraße und unseren Parkplatz mit dem Kleinwagen. Die Kneipe hatte jetzt offen. Wir gingen hinein und es lief härtester Punkrock, wie wir ihn möchten. Wir bestellten uns ein Bier und gingen zum Kickertisch. Beim Kickern bemerkte ich jedoch, dass ich viel zu breit war und Koordinationsprobleme hatte. Beim Saxophonisten war das ähnlich, sodass wir das Spiel zwar gerade so zu Ende brachten, aber sonst zu nichts mehr in der Lage waren. Wir erzählten der Tresenfrau von unserer Schlappe mit dem Konzert. Sie hörte sich das an und rauchte. Jetzt nahmen wir uns vor, am morgigen Tag rechtzeitig und nüchtern zum anvisierten Konzert zu fahren. Wir tranken noch ein Bier am Tresen und gingen zurück zum Auto. Wir stiegen ein, und ich saß jetzt auf dem Beifahrersitz. Doch der Fahrer war inzwischen so benebelt, dass er kaum noch das Fahrzeug starten, geschweige denn lenken konnte. Trotzdem bogen wir wieder auf die Reeperbahn ein und entfernten uns gut zwei bis drei Kilometer, bis wir auf einem Parkplatz in einer Art Industrie- oder Gewerbegebiet standen. Wir hatten auf dem Weg auch einen kleinen Unfall, nichts Bedrohliches. Wir fuhren ein parkendes Auto an und begangen Fahrerflucht. „Das ist vielleicht ein Rumgeeier hier!“ „Konzentrier dich mal.“ Als sei es das Normalste der Welt, fuhr er einfach weiter. Auf dem Parkplatz bemerkten wir, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. „Lass uns mal hier warten, bis wir wieder klar im Kopf sind.“ Hier baute der Fahrer noch eine Haschtüte. Und wir schliefen gut drei bis vier Stunden auf den Sitzen auf diesem Parkplatz. Als es früh langsam wieder dämmerte, führen wir nach Kiel zurück und bauten zum Glück keinen weiter Unfall mehr. Auf der Rückfahrt hatte ich Schüttelfrost. Der Fahrer fuhr mich nach Hause sagte noch. „Lass uns morgen mal rechtzeitig los, damit wir auch nicht die Vorband verpassen. Am Tag des Konzerts waren wir jedoch so hinüber, auch mit Halluzinationen, Depris und körperlichen Symptomen, dass wir nicht mehr in der Lage waren, nach Hamburg aufzubrechen. Der Haschtee muss viel zu stark dosiert gewesen sein. Wahrscheinlich hatte der Saxophonist da gut zwei Gramm von dem schwarzen Afghanen reingebröselt. Wir hatten die Sache total verkackt und Dinosaur Jr. Bis auf den heutigen Tag nicht gesehen.



Anmerkung von Koreapeitsche:

Zwischen Drogenerfahrungsaufarbeitungsliteratur und
jugendgefährdende Schriften.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (04.09.23, 14:25)
"meine Augen fast dich"?
Ist das aus einem Schlagertext?

Und "klein" ist übrigens ein Adjektiv!

 Koreapeitsche meinte dazu am 04.09.23 um 20:41:
Mein Onkel hieß Klein.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 05.09.23 um 11:48:
In diesem Fall muss der Satz

Er packte die Handfläche voll Haschkrümel in eine Kleine Teekanne



lauten:


Er packte die Handfläche voll Haschkrümel in Onkel Kleins Teekanne


 Regina (04.09.23, 17:41)
Wenn man sich schon ganz und gar zudröhnt, sollte man vom Steuer die Finger lassen. Ob der Gesundheitsminister das bedacht hat, als er das Haschisch legalisierte.

 Koreapeitsche schrieb daraufhin am 04.09.23 um 20:41:
Du sollst nicht übernächtigt fahren oder Dich mit Koffein am Steuer aufputschen.

 Teichhüpfer (16.10.23, 01:18)
Ich habe hier in Kiel, drei und ein halb Jahre, sieben ein halb Stunden am Tag, in der Welt führenden Geheimhaltung der Bio. med. Technik meine Ausbildung gemacht. Da war einfach keine Zeit für so ein Unsinn.

Kommentar geändert am 16.10.2023 um 01:18 Uhr
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