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Erzählung

von  minze

Es passiert in einer Phase, in der wir uns stellen.


Du sagst – für mich einleitend - dass du kein sexueller Mensch seist. Vielleicht nehmen wir uns diesem Thema auch nur an und für mich ist es sofort ein Stellen.


Was du sagst, hält meinen Atem kurz, ich finde deinen Satz kühn, vielleicht auch überheblich. Dass du mir gegenüber das sagen kannst. Du könntest es behaupten wie dahin gesagt; wenn wir miteinander sprechen, hält es sich aus allem heraus, wessen ich mich stellen will. Was mir so offensichtlich wird. Er ist in seiner Aussage und Nichtaussage komplex wie ein Knäuel: was aus uns war, was aus mir kommt, was aus dir vor mir kam.


Ich hake nicht ein. Ich denke laut, so dass ich nichts anderes daneben denke meinen Gedanken, dass du so sexuell bist und da ich den Moment verpasse, es dir zu antworten, weil wir zu kurz erst wieder darüber sprechen – daher denke ich im Anschluss vor allem darüber nach, wie du mich sexuell machst: wie leicht es mir fällt, in allem, was du sagst und schreibst, es sexuell zu finden, wie es mich touchiert. Vielleicht ist es so banal, dass mich's so öffnet, was in deinem hin-weg passiert, was in aller Reibung und Vakuum sich an mir abarbeitet.

Was du sagst provoziert, weil es mir etwas nimmt oder es in Frage stellt. Was du zur Disposition stellst, weil es was auch immer ins nicht offensichtliche Feld stellt. 


Als ob es funktionieren würde, als ob in einem Satz, in dem du deinen Typ mit dem Wort sexuell verbindest, sich nicht die zwei Konstanten so und so in eins verschmelzen.


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Nur, wenn wir streiten, ist keine Hitze da, es ist eine mir fremde Art des Streitens, ohne eine Art von Verletzung, die dich oder mich zeigt. Im Streit gehen die Inhalte auf so eine theoretische Ebene, dass es nur anstrengend für den Kopf ist; eine geradezu akkurate Trennung von dem, was da an Gefühl ausgelöst werden könnte. Eine immer konsequentere Ablenkung von einen sich treffenden Diskurs, kein Ringen umeinander, sondern ein bewusstes Weitergehen, ein Abhaken von ganzen Absätzen einer Meinung mit einem klugen Statement oder so.

Darin finde ich dich unsexuell, weil du so fern bist.

Mich finde ich traurig in der Ernsthaftigkeit, wie ich im Streit impliziert bleibe.



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Wenn du dich einigelst, wenn du dich um eine Angst oder Scham drehst, dann greif ich dich, ich sehe es und in jeder Überraschung, jedem kleinen Moment Ekel will ichs weiter haben. Meine Neugierde, mein Sinn nach deinem Nacktsein geht nicht aus.



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