Gebäude

Gedicht

von  Janna



Das Haus sah lauschig aus mit buntem Garten;
die Tür und alle Fenster standen offen,
fast so, als lebte dort ein stilles Hoffen
ganz einvernehmlich neben dem Erwarten.

Der Fremde zögerte, es zu betreten,
in ihm erwuchs die altbekannte Ahnung;
er schob sie fort, er wollte keine Mahnung.
Als leis im Windzug die Gardinen wehten,

vermochte er den Sturm nicht zu erkennen
und nicht, die Dinge richtig zu benennen.
Er wärmte sich am Ofen seine Hände,
bewunderte die hübsch verzierten Wände

und spürte heiß entbehrte Lebensfreude.
So stand er lange, mit entspannten Zügen.
Er stand noch immer aufrecht im Gebäude
als es zusammenbrach. Was übrig blieb:
die Lügen.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (15.01.24, 16:48)
Für mich ein sehr interessantes Gedicht über das Sterben der Illusion - einer geschönten Erinnerung.

Super.

 plotzn (16.01.24, 09:03)
Geschickt aufgebaut, liebe Janna!

Das Lügengebäude stürzt erst ganz am Ende ein, wenn der Leser schon längst den Verlockungen erlegen ist.

Dauerhaft standhafte Häuser aus gezinkten Karten gibt es zum Glück selten, aber der Schaden iost schon da, wenn man sie betritt...

Liebe Grüße
Stefan
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