Von Husum nach Eckernförde

Skizze zum Thema Begegnung

von  Gabyi

Entfernung 65,3 km - Höhenunterschied 745 m.
April oder Mai 1945. Die beiden Kriegsheimkehrer stranden am Ende des Krieges in Husum.
Sie, 28 Jahre alt, aus Finnland kommend, wo sie als BDM- und Blizz-Mädel als Telefonistin gearbeitet hatte. Er, 32jährig, aus dem Russlandfeldzug zurückgekehrt, in dem er sich als Funker betätigt hatte. Wo genau sie sich getroffen hatten, blieb für die Nachkommen ein Rätsel. Man schwieg beharrlich, wie immer.
65.3 km Fußmarsch waren zu bewältigen, quer durch Schleswig-Holstein, von der Nordsee bis zur Ostsee. Von Husum nach Eckernförde, wo das Elternhaus des Blizzmädels stand. Ob sie ineinander verliebt waren, blieb zunächst ein Rätsel. Vielleicht war es auch nur eine willkommene Zweckgemeinschaft.
Sie heirateten etwas später. Die Hochzeit wurde überschattet von der Rückkehr ihres Schwagers aus russischer Kriegsgefangenschaft, der ihr die Show stahl.
1948 wurde das erste Kind geboren, ein Sohn. Er wurde mit Kaiserschnitt entbunden, weil er in Steißlage im Mutterleib lag. Die Frau berichtete, das Kind hätte sich kurz vor der Geburt selbstständig gedreht. Da war es aber zu spät. Die Sectio war bereits angeordnet in der Kieler Universitätsklinik. Es kam ein blondgelockter Junge zur Welt, ganz wie gewünscht. Ein Konglomerat aus ostpreußischen und deutsch-dänischen Genen. Zwei weitere Kinder sollten noch folgen.
Die Eltern waren überfordert mit der Erziehung des lebhaften Nachwuchses. Der Vater prügelte mit dem Stock, die Mutter mit Kleiderbügeln und Kochlöffeln. Ihr Leben im Krieg war ein einziger Abenteuerspielplatz gewesen, der nun ein jähes Ende gefunden hatte.


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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (27.04.24, 21:08)
Hallo Gabyi,

mir gefällt, dass du nichts glatt zu bügeln versuchst.

LG
Ekki

 Gabyi meinte dazu am 27.04.24 um 21:19:
Danke Ekki :). Auch fürs Empfehlen. Nicht glatt gebügelt, trifft es gut-

LG
Gabyi

 KonstantinF. (27.04.24, 21:10)
Eine traurige und sicher keineswegs seltene Geschichte in der Nachkriegszeit.
Aber eines würde ich gerne wissen: Wie kommst Du auf einen Höhenunterschied von 745 m?? Liegen nicht beide Städtchen im ziemlich platten Land, so gerade mal überm Meeresspiegel?

Gruß vom Konstantin

 Gabyi antwortete darauf am 27.04.24 um 21:21:
https://www.alltrails.com/de/route/germany/schleswig-holstein/kuste-zu-kuste-von-husum-nach-eckernforde

Platt ist relativ zu betrachten ;).

Danke fürs Lesen und Kommentieren :).

LG
Gabyi

 KonstantinF. schrieb daraufhin am 27.04.24 um 21:40:
Den Link kann ich leider nicht aufrufen und ich will Dir Deine Geschichte auch nicht mit Nebensächlicheiten zerreden. 

Vielleicht errechnet sich der Höhenunterschied dadurch, dass jeder auf der Strecke liegende Hügel auf und ab mitgerechnet wurde. Schleswig-Holstein soll ja sogar "Berge" haben ...   ;)

 Gabyi äußerte darauf am 28.04.24 um 18:54:
Küste zu Küste:

"Länge65,3 kmHöhenunterschied745 mRoutentypStrecke
Erkunde diese 65,3-Kilometer lange Strecke in der Nähe von Husum, Schleswig-Holstein. Die Route wird grundsätzlich als moderat eingestuft. Obwohl sich der Weg bestens zum Fahrradfahren eignet, trifft man hier nur selten andere Abenteurer an."  GOOGLE

Berge in SH: Hüttener Berge zum Beispiel und Schleswig Holsteinische Schweiz.
:)

 Teichhüpfer (27.04.24, 22:12)
Das hat etwas von Wiederholbarkeit, leider, aber es wird nicht Besser.

 Gabyi ergänzte dazu am 28.04.24 um 18:58:
Es wird nicht besser, stimmt,

 Teichhüpfer meinte dazu am 28.04.24 um 23:29:
Das ist so, Gabyi

 Regina (28.04.24, 10:33)
Der Text beschreibt Haltungen und Handlungen unmittelbar nach dem Weltkrieg, wie sie sich auf kommende Generationen auswirkten: das zufallsgebundene Heiraten, das Prügeln, die Fußmärsche der Heimkehrer. 
Ich habe mal gelesen, dass es nach dem dreißigjährigen Krieg 100 Jahre gedauert hat, bis die deutsche Gesellschaft sich einigermaßen erholt hatte. Wie lange würde es nach einem Weltkrieg dauern?
Ganz zu schweigen von Querverweisen zu anderen Kriegen.

 Gabyi meinte dazu am 28.04.24 um 19:07:
Habe ich mir auch schon überlegt. Es gab so viele Kriege in D. Kein Wunder, dass die Deutschen so unentspannt drauf sind. Die Epigenetik vollendet dann bei den Nachgeborenen das Ganze.

 Gabyi meinte dazu am 28.04.24 um 19:12:
@AchterZwerg
@Regina
@Krakel

danke euch Allen für die freundlichen Empfehlungen !
:)

Gruß
Gabyi
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