Die Straßenbahnfahrerin

Kurzprosa

von  tulpenrot

Unbemerkt sank ihr Kopf vorneüber. Gelblich, nicht blond, ihre Haare, fein die Gesichtszüge. Sie entspannten sich und ihrer geöffneten Hand entglitt leise diese schmuddelige Plastikfolie, in die sie ihre Habseligkeiten gewickelt hatte.Ihre Augen zu erschöpft, der Kopf zu müde, um noch aufrecht zu sitzen.Sie war leicht eingenickt, angelehnt an die hölzerne Lehne in dieser klapprigen Straßenbahn.

Wenn sie nicht ihre Beine im Mittelgang gekreuzt hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen,dass sie keine Schuhe trug. Nur eine doppelte Lage Socken, bei dieser Hitze, darüber zerschlissene Turnschläppchen - eine magere Fußbekleidung für den Gang durch das Leben, kaum geeignet für große Auftritte, für Anmut oderTanz.

Vor zwei Tagen hatte meine Tochter ihre gebrauchten Turnschläppchen für einen Spottpreis versteigert. Merkwürdig genug war es, dass sie einen Käufer dafür gefunden hatte. Wer braucht so etwas?Saß hier die Antwort, die erbarmungswürdige armselige Antwort?

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