Rattatonie (neu: mit Hörtext)

Erlebnisgedicht zum Thema Beobachtungen

von  Isaban

Die Gegend rauscht an mir vorbei,
rapidgestanzter Bilderreigen
im Hin- und Rückfahrtseinerlei.
Es dunkelt, Passagiere schweigen,
grau flitzt der Feldundhäuserbrei.

Gespräche sind schon längst verstummt,
ermüdet wirken die Gesichter,
die Blicke starr, weit weg, vermummt.
Geschwindigkeit zerstreift die Lichter
der Großstadt, die vorübersummt.

Man dämmert, raschelt oder isst,
die Zeitung wird noch mal gelesen,
Behaglichkeit vielleicht vermisst.
Im Fenster sehen Spiegelwesen
wie ICE Entfernung frisst

in steißgequälter Ewigkeit.
Gedanken überfliegen Orte,
die man verließ, entschwirren weit,
umzingeln Ziele, Menschen, Worte,
in Abfahrtankunftzwischenzeit.


Anmerkung von Isaban:

Mit bestem Dank an Arti, der dieser Rattatonie seine Stimme leiht

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Kommentare zu diesem Text

Lachmalwieder (43)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Das Leben rauscht vorbei. Ein bisschen als würde man irgendwie nicht ankommen, den Kopf noch am Abfahrtsort, eingesperrt in einem ratternden, schockelnden Zug der viel zu schnell fährt, um draußen noch wirklich Einzelheiten wahrzunehmen, so dass sogar Lichtpunkte zu verzerrten Streifen werden. Ja, Steffen, das ist auch eine wundervolle und sehr stimmige Interpretation. Ich finde es gut, wenn jeder Leser für sich eine eigene Auslegung, eine eigene Auffassung der Zeilen, nicht nur die Oberfläche des Textes betrachtet und auf diese Weise seinen eigenen Platz im Zug findet.
Hab vielen Dank für deinen Kommentar.
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Ottilie (66)
(19.04.07)
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 Isaban antwortete darauf am 19.04.07:
Ich danke dir, liebe Ottilie für deinen Kommentar und den Rechtsklick.
Viele liebe und herzliche Grüße
Sabine
(Antwort korrigiert am 19.04.2007)
shadowhunter (28)
(19.04.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 19.04.07:
Das kann es ganz gewiss. Es kommt wohl immer drauf an, wo man abfährt, wohin man will, aus welchem Grunde, wie lange die Fahrt dauert und mit wem man unterwegs ist. Hab vielen Dank, Shadow, für Kommentar und Klick. Ich freue mich, dass dir mein Text gefällt.
Herzliche Grüße
Sabine
shakti (66)
(19.04.07)
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 Isaban äußerte darauf am 19.04.07:
Ich freue mich, Rita, über dein Draufeinlassen und das Einfühlen in mein Gedicht und dein Lob. Hab vielen herzlichen Dank .
Liebe Grüße
Sabine
AugenBlick (32)
(19.04.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 19.04.07:
Das freut mich von Herzen, liebe Christiane. Danke schön.
Die besten Grüße und Wünsche für deinen hoffentlich sonnigen Tag
Sabine
Klopfstock (60)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Die Angst vor dem Entgleisen, wenn man die eingefahrenen Schienen mal verlässt. Ja, Irene, das ist auch eine sehr gute Interpretationsmöglichkeit. Ich werde mich mit meiner eigenen Intention einmal ganz zurückhalten und einfach abwarten, was da noch alles an Gedankenanstößen und Sichtweisen kommt, finde es sehr spannend. Hab vielen Dank für Klick und Kommentar, ich freue mich, dass dir mein Gedicht gefällt und auch über dein Versenken zwischen die Zeilen.
Herzliche Grüße
Sabine
StefanP (58)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Ja, Stefan, Zugfahrten, die von irgendwo wegführen, wo man gerne war, sind nicht unbedingt angenehm, besonders, wenn man alleine fährt. Auch diese grade, direkte Weise der Betrachtung ist eine Möglichkeit, das Gedicht zu sehen. Ich hoffe, deinem Hinterteil geht es inzwischen wieder besser und die Erinnerungen waren nicht zu schmerzhaft. Hab vielen Dank für deinen Kommentar und die Klicks.
Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag.
Herzlichst
Sabine

 kirchheimrunner (19.04.07)
wunderbar beobachtet.

Du bestätigst mich: Es gibt schon einen triftigen Grund riftigen Grund, warum ich heute auf meine ICE - Tour 3 Bücher mit nehmen.
Darf man doch in der Regel nicht auf nette Mitfarherinnen hoffen.

Dein Gedicht bestätigt eine wunderbare Beobachtungsgabe und ein "dabeisein" im Geschehen, das trotz der Tristesse ein lebendiges Gedicht entstanden ist.

L.G. Hans

 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Drei Bücher! Da hast du dir ja wahrlich etwas vorgenommen. Ich bin mal gespannt, ob du dazu kommst, sie auch alle zu lesen. Wer weiß, vielleicht gerätst du ja gerade in ein Abteil mit lustiger Gesellschaft. Ich wünsche dir das Beste für die Fahrt und für das Bauschigsuchen in Mannheim.
Viele liebe Grüße
Sabine

 AZU20 (19.04.07)
Liebe Sabine,
man kennt diesen Zustand ratternder Gleichförmigkeit, man erkennt sich selbst, wie man versucht, mit dem schnellen Wechsel der "Ereignisse" fertig zu werden. Gleichzeitig empfinde ich- wie einige andere- das ganze auch als Sinnbild unseres Lebens, indem mehr oder weniger Bedeutsames immer schneller an uns vorbeirast. LG Armin

 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Lieber Armin, vielen Dank für dein Einsteigen und Platznehmen, für dein Einlesen und hineinfühlen in meine Verse und für deine Interpretation, die ich natürlich ebenfalls als durchaus stimmig empfinde.
Viele liebe und herzliche Grüße
Sabine

 Maya_Gähler (19.04.07)
vielleicht beschreibst du ja das, was wir alle kennen, ein Wirrwarr an Gedanken, welche wir zum Teil zu Ende denken, welche wir zum Teil nicht fertig denken (wollen/können/trauen), welche wir zum Teil in uns tragen, aber noch nicht wirklich rauslaßen können/wollen/dürfen, welche wir vermischen zu einem Brei, welche wir zum Teil auf uns zu kommen sehen, welche wir zum Teil nicht denken können, aber spüren...
dies spiegelt sich in Form von Gedankenblitzen, von Gedankeneinheitsbrei, von Gedankenspielen, von Gedankenalltag, von Gedankenanregungen etc wider...
Liebe Grüße
Maya, die diese Art von Texten sehr spannend findet, da sie Spielraum für Interpretation laßen...

 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Ein Gedankenzug. Auch eine spannende Möglichkeit der Interpretation, liebe Maya. Ich freue mich, dass meine Gedichtschienen deine Gedanken ein kleines Stückchen mitgenommen haben, auf der Fahrt durch meine Verse. Hab vielen lieben Dank für deinen Kommentar und deinen Klick.
Herzliche Grüße in deinen Tag
Sabine
urbinia (49)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Danke, Moni. Der Ausdruck "Rausch der Zeit" gefällt mir sehr gut.
Ich freu mich über dein Lob.
Viele liebe, herzliche Grüße
Sabine
astromant (62)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.07:
Du mal wieder. :P


Danke Bernd und liebe Abendgrüße
Sabine

 GillSans (19.04.07)
wieder einmal ein genialer text von dir......die Gill zieht den Hut zum Gruße

 Isaban meinte dazu am 20.04.07:
Hallo, Gilly!
Ich freu mich, dass er dir gefällt.
Herzliche Grüße
Sabine
Spocki (57)
(19.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 20.04.07:
Ein Beobachter des Lebens im Korridor von hier nach da. Auch eine mögliche Betrachtungsweise. Hab vielen Dank, Matthias.
Herzliche Grüße
Sabine

 Janoschkus (20.04.07)
der ICE is mir als student natürlich e bissl zu teuer, aber selbst die regionalbahn is manchmal fixe faxe flugs am gewünschten zielort (vorrausgesetzt man bindet den anwesenden passagieren träumenderweise ein schnarchkonzert auf die nase*g*). passende wörter hast du gefunden, die teilweise eine fast beklemmende athmosphäre heraufbeschwören, die ich persönlich als sehr treffend empfinde.
gruß Janosch

 Isaban meinte dazu am 20.04.07:
Danke, Janosch.
Es ist ja auch ein bisschen bedrohlich, und vor allem so unaufhaltsam, wenn man erst mal eingestiegen und der Zug losgefahren ist, die Gegend vorbeizischt und man sich ein wenig wie in einer Zeitmaschine fühlt, die einen irgendwo in einer ganz anderen Welt wieder ausspuckt.
Herzliche Grüße
Sabine
Gedankenstaub (35)
(28.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 29.04.07:
Was soll man auf so einen Kommentar antworten, ohne stolzgeplustert und eingebildet zu wirken? *g* Siehste. Ich sag mal einfach danke. (*g* So viel zu meinem Einfallsreichtum. Ich glaube, meine Finger sind nicht in Gefahr. )
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Nunny (73)
(30.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.05.07:
Es scheint eine Zwischenwelt zu sein, nicht wahr? Oder eine Zwischenhölle, aus der man erst wieder entfliehen kann, wenn man seine Zeit "abgesessen" hat.
Tagsüber mag ich Zugfahrten. Nachts, wenn alles zu dumpfem Flüstern und statischem Rauschen verdickt, draußen nur noch Dunkelgrauschattierungen mit wenig Beleuchtungssternen zusammenschmelzen nicht mehr ganz so gern.
Danke, liebe Gisela für deinen Kommentar, dein Lob und für das Klicken.
Herzliche Grüße
Sabine
myrddin (47)
(14.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 14.05.07:
Danke, Ralph.
Ja, Arti liest nicht schlecht, was?
Ich freu mich, dass es dir gefällt.
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Sensor (63)
(15.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 15.05.07:
Danke schön, Rolf.
Ja, es gibt auch schöne Zugfahrten.
Das Leben hat manchmal sehr schöne Strecken.
Man muss nur aufpassen, dass man nicht zu schnell dran vorbeibraust oder sie vielleicht nicht einmal bemerkt.
Ich freu mich, dass dich die Rattatonie ansprechen konnte.
Viele herzliche Grüße
Sabine
Weltenwanderer (42)
(17.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 17.05.07:
Denkst du dir auch immer Geschichten zu den Gesichtern aus?
LG
Sabine

 souldeep (17.05.07)
ja, als wenn du etwas so ausgiebig benennen würdest,
was ich schon seit meiner jugendzeit kenne - und niemals
derart festgehalten - und oft ist mir die qualität der gedanken
reisenderweise sehr lieb und hoch erschienen, während ich
manches mal dem gefühl mich nicht erwehren konnte, dass
die seele diesem tempo eines zuges nicht wirklich zu folgen
weiss...- als bliebe das herz noch eine weile dort...

:)
herrlich, liebe sabine, ein genuss.
lächelgrüsse dir,
kirsten

 Isaban meinte dazu am 18.05.07:
Ich glaube, Herz und Kopf bleiben immer noch eine Weile dort, vermögen den Augen einfach nicht in der Geschwindigkeit der ratternden Fortbewegung anzupassen, werden irgendwann, wie ein zu leichter Hund an einer Zurückschnackl-Leine angezogen, mit einem Ruck, im hohen Bogen und mit einem merklichen Erwachen und Neuorientieren.
Danke, liebe Kirsten, für deine Gedanken.
Herzliche Grüße in deinen Abend

Sabine
Neoex (30)
(20.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 21.05.07:
Wie ein Butterbrot, das man aus dem Papier holt, ein paar mal abbeißt und dann ordentlich wieder wegpackt, unterwegs, ja.
Danke, Neo. Ich freu mich über deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Sabine
Bettina (44)
(21.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 23.05.07:
Monotonie und Katatonie mischen sich schon im Titel mit dem Rattern.
Ja, man verliert sich in einer Zwischenwelt. Menschen und Orte muss man an der Zugtüre zurücklassen. Man tritt ein ins Nichthierundnichtdort. Ein Schattenreich, Reich vorbeirauschender Schatten und Stätten. Aber auch Abenteuerland, oder?

Viele liebe Grüße
Sabine

 Erebus (07.02.08)
Hallo Sabine.

Mir gefällt dieser Text sehr gut.
Weil ich aber viel zu ungeduldig bin, um mir die Kommentare und Erwiderungen durchzulesen, will ich ganz einfach nur meine Adresse dalassen.

Eine wunderbare Bahnfahrt. Beim Anblick des Schriftbildes assoziiere ich die Verse mit Schwellen, die unter mir durchrauschen.

Manchmal enthält ein Text in Bildern, Klang und Tempo eine solche verweisende Eigenständigkeit, dass er sich ganz in den Lesenden fügt, zum Erlebnis wird. So wie hier. Keine Hinterfragung, kein Nachhaken ist nötig. Das war's, eine Bahnfahrt, mit allem, was sie ausmacht. Gerne mitgefahren.
Leider kann ich die Hörversion jetzt nicht probieren, das würde zu Aufruhr führen. Ich hebe sie mir auf ..
LG
Uli

 Isaban meinte dazu am 09.01.09:
Ach, schön, dass ich deinen bislang unbeantworteten Kommentar hier jetzt noch finde. In letzter Zeit fahre ich wirklich gerne Bahn.
Danke schön für deine Rückmeldung, Uli
und herzliche Grüße,
Sabine

 Jorge (09.01.09)
Mit neuem Lautsprechersystem hat es Spaß gemacht mal wieder ISABAHN zu fahren. LG Jorge

 Isaban meinte dazu am 09.01.09:
Vielen Dank, lieber Jorge. Es freut mich sehr, dass du auch in meinen älteren Texten stöbern magst. Das hier ist einer, der mir immer noch gefällt, da freut mich die "Wiederbelebung" besonders.

Liebe Grüße,
Sabine
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