lied nummer neunzehn.

Text zum Thema Liebeszauber

von  pArAdoX

wie immer verlasse ich um sechs uhr morgens das haus.
sie schläft noch. wie jeden morgen schreibe ich einen zettel. immer lasse ich mir etwas neues einfallen. heute schreibe ich:

"guten morgen, meine prinzessin.
ich wünsche dir einen schönen tag. wenn ich es schaffe, bin ich um zwanzig uhr wieder zu hause.
ich liebe dich, dein herz."

ich mache mich auf den weg ins büro. heute habe ich mal keinen einsatz - zum glück. sonst hättest du wieder angst um mich. meine arbeit macht mir spaß. im büro hat man stress ohne ende, das telefon klingelt pausenlos. das brauch ich aber. um zwölf uhr ist mittagspause. was du wohl gerade machst? mit freundinnen kaffee trinken? ich hoffe, dir geht's gut.
ich arbeite den nachmittag durch. es ist viel zu tun.
siebzehn uhr. mich überfällt dieses gefühl der sehnsucht. ich will zu dir. immer nur zu dir.
das klingeln des telefons nervt, das piepen des faxes, die kaffeemaschine, die tippgeräusche, das quietschen des druckers. ich verschiebe den termin von neunzehn uhr auf morgen und verlasse gegen dreiviertel sechs das büro. glücklich.

lächelnd sitze ich im auto, endlich kann ich wieder zu meiner prinzessin zurück.
fahre rechts ran und kaufe einen strauss rosen.
für dich. nur für dich.
ich schalte auf freisprechanlage und bestelle einen tisch beim inder zu zwanzig uhr.
für uns. nur für uns.

achtzehn uhr dreißig. ich parke ein, schließe die haustür auf. laute musik. placebo - das ist unsere band. sie verbindet uns. nur uns.
bestimmt ist sie gerade duschen. ich suche nach meinem schatz. wo ist sie nur? ich laufe durch unsere wohnung und freue mich.
erinnere mich an die renovierung. wie wir zusammen in latzhosen eine farbschlacht gemacht haben. wie ich die farbe nicht abbekommen habe und so zur arbeit gehen musste. wie du gelacht hast und dich gefreut hast, dass wir endlich zusammenziehen.
du bist auch heute noch glücklich, mit mir.

mit diesen gedanken schreite ich ins schlafzimmer um meinen anzug auszuziehen.
da seh ich dich. in ekstase. glücklich.
du siehst mich nicht, ich bin nicht glücklich.
wie du stöhnst. placebo läuft. so laut. alles. so schmerzhaft.
wer ist es? ich erkenne ihn.
denke daran, wie du immer gesagt hast, dass ich der einzige mensch in deinem leben bin, dass deine lippen nur mir gehören, dass wir
zusammengehören.
alles zieht an mir vorbei, die gesamten fünf jahre mit dir.
alles zieht an mir vorbei während ich zu meinem gürtel greife, an dem jeden tag eine waffe steckt.

laufe in die küche, du hast mich nicht bemerkt.
zieh mein sakko aus, hänge es über die stuhllehne.
mach meine krawatte locke und den ersten knopf vom hemd locker.
setz mich an den tisch, leg die waffe neben mich.
ich nehme einen stift und schreibe dir den letzten zettel.

"guten abend, meine prinzessin.
ich wünsche dir noch einen schönen abend, um zwanzig uhr ist unser tisch bei unserem inder für uns bestellt. vielleicht kannst du ja mit ihm hingehen, die mögen das ja immer nicht, wenn eine reservierung verfällt. ich habe es früher geschafft zu hause zu sein, du hast mir so gefehlt.
die rosen sind für dich. lied nummer neunzehn. placebo. schön.
ich liebe dich, dein herz.

p.s. ich glaube, jetzt breche ich deines auch."

ich beende den zettel während lied nummer neunzehn anfängt.
es ist unser lied. seit fünf jahren.
ich zünde mir eine zigarette an und genieße die klänge.
ich liebe dich so sehr.

jetzt ist die cd schluss.
stille.
schuss.
blut breitet sich auf meinem weißen hemd.
vielleicht hast du mich jetzt bemerkt.


Anmerkung von pArAdoX:

entstanden: Juni und September 2007

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Kommentare zu diesem Text

Dani Toutvabien (31)
(21.09.07)
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ChristophEndres (45)
(01.10.07)
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 deflyn23 (09.10.07)
wow mich haut es echt um, woran auch immer das liegt. echt intensiv, sehr gut beschrieben. rechtschreibfehler noch korrigieren und es ist noch besser

und welcher placebo song ist es denn? kann mich an keine platte mit neunzehn tracks erinnern...
lunamy (22)
(20.01.08)
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