Fünfzehn Sonnenblumen

Alltagsgedicht zum Thema Winter

von  Erebus

Illustration zum Text
Fünfzehn Sonnenblumen
(von Vincent van Gogh)
So wintermüde gingen wir durch diesen Grund,
am Hang entlang, wo zwischen Furchen, reifbelegt
das Schweigen klang. Es hat sich etwas dort geregt:
ein alter Strunk, da schwang ein Stieglitz, schwarz und bunt.
Der pickte aus dem dichtgepackten Rund die Samen.
Dann flog er fort, die Stille kam erneut herbei.

Die kalte Zeit, sie ging vorüber. Es war Mai,
als wir dann wieder einmal durch das Tälchen kamen.
Da nickte uns der grauen Blüte leerer Rahmen,
wie eine Ahne zwischen Kindern, still herbei.
Die Sprößlinge ringsum, sie wuchsen schnell und stark
und ihre Knospen folgen schon den Sonnenbahnen.

Sie dürsten stumm nach Licht, wie träge Karavanen
und sind sie ganz erblüht, dann wird ihr steifes Mark
sie ostwärts blicken lassen, so, als stünd im Park
das Publikum zum Pavillon, gespannt, voll Ahnen.
Ein Kranz von Blütenblättern wird die Wölbung säumen,
wo Kerne in den kreisgezognen Mustern reifen.

Wie Fahnen werden sie in blaue Himmeln greifen,
und leuchten wird die gelbe Pracht den Sommerträumen.
Dann kommt der Herbst. Er fegt das Leben aus den Räumen,
es werden Vögel ziehen und Gedanken schweifen
zu andren Zeiten, Menschen, dem, was sie bewegt.
Dann male ich mir Sonnenblumen, einen Bund.

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Kommentare zu diesem Text

Spurensucher (44)
(22.04.08)
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 Erebus meinte dazu am 22.04.08:
Liebe Petra,

ich freue mich, dich zu treffen -und ich glaube, wenn man sich trifft, dann in dieser Art von Türen.
Ich habe mich gefreut!

Liebe Grüße
Uli
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