Vier Jahre habe ich gewartet

Erzählung zum Thema Warten

von  Omnahmashivaya

Vier Jahre habe ich gewartet. Vier ganze lange Jahre habe ich geschmachtet. Vier Jahre, bis ich ihn endlich erobert hatte, meinen Goldschatz, unverwechselbar, damals unerreichbar.
Und wie ich geschmachtet habe. Wenn ich ihn sah, dann blieb mir die Luft zum Atmen weg.
Und ich habe gekämpft. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe – um Luft. Sonst habe ich natürlich nichts gemacht. Kein Wort gesagt, außer „Hallo – wie geht’s dir? – Tschüß“. Der typische Smalltalk eben. Mehr war auch nicht zu erwarten, denn sonst wäre ich klabastiert, erstickt oder hätte den Jahrhundertschweißausbruch bekommen. Die Jahre zogen ins Land. Vier ganze Jahre, wie bereits dreimal erwähnt. Irgendwann sah ich meinen Goldschatz nicht mehr. Die Truhe war verschlossen, der Schlüssel verloren. Doch in meinem Herzen da brannte die Sehnsucht, da glühte ein Feuer, geschürt von der Hoffnung, meinen Traumprinzen irgendwann einmal wieder zu sehen. Sehen hätte mir gereicht. Mehr war ja ohnehin nicht auszudenken. Mir wurde ja von seinem Anblick und seinem smarten Lächeln schon schwindlig. Bereits der Gedanke machte mir weiche Knie und sekundenschnell schoss das Adrenalin bis in die Spitzen jeder meiner Körperteile. Ich flog, ich schwebte – und ich fiel, wenn ich die Augen wieder öffnete, nachdachte und der Rausch vorbei war.
Doch ich gab nicht auf, ich konnte es nicht. Dieser Mann konnte und durfte mir einfach nicht durch die Lappen gehen. Also beschloss ich, ihn zu suchen. Ich schlich dann einmal durch die Fußgängerzone von dem verschlafenen Städtchen, in dem er wohnte, in der Hoffnung, ihn zu sehen  und zuckte bei jedem Langhaarigen zusammen, den ich sah, denn ich fühlte mich wie ein kleiner Stalker, auch wenn es ja nicht seine Stadt war und schließlich von Jedem begangen werden durfte und ich eine dicke, glänzende Cyberbrille trug, damit man mich nicht erkennen konnte.  Als ich dann ganz stolz meinen besten Kumpel aus einer Telefonzelle anrief, um zu fragen „Rat mal wo ich bin.“, da fiel es diesem nicht schwer, sich zu denken, dass ich endlich den Schritt gewagt hatte, diese besondere Stadt zu betreten. Leider traf ich den Schönling nicht, wie in meinem Hinterstübchen ausgedacht, irgendwo am Waldesrand mit seinem Hund. Und er lud mich auch nicht nach Hause ein. Denn ich sah weder einen Wald zum Spazierengehen, noch ihn. Also verdrückte ich mich in einen Mac Donalds. Ich schob mir ein paar Fritten rein und nuckelte am Colastrohhalm, weil es sonst ja nichts zum Nuckeln gab.
Als ich da so saß, da wusste ich nicht, was mir nur knapp vier Monate später blühen würde.
Nein, vorher musste ich erst noch andere Dinge ausprobieren, um den Mann zu finden. Ich googelte Nächtelang im Netz, aber fand nichts, ich besaß plötzlich den Mut, Leute nach seinen Namen zu fragen. Ich nahm sogar mit dem Dalai Lama Kontakt auf, da irgendeine seiner Theorien besagt, dass man bloß fünf Menschen fragen müsse, um etwas über den sechsten herauszubekommen. So eine Verkettung eben. Vielleicht war es auch Jemand anders. Ich hatte in dem Seminar nicht so ganz aufgepasst. Auf jeden Fall wusste der Dalai Lama auch keine Antwort. Auf die unzähligen Emails, die Email war die einzige Kontaktmöglichkeit zu ihm, bekam ich auch nie eine Antwort. Ich fragte mich warumwiesoweshalb? Die Email waren doch nett und auch nicht aufdringlich. Vielleicht hatte er kein Internet? Da wusste ich noch nicht, dass es nicht seine Emailadresse war, sondern die seines Bruders. Ich wusste bis dato auch noch nicht, dass er mich damals für einen Spion hielt und dass ich ausgerechnet auch noch denselben Nachnamen trug, wie seine größte Feindin, die mir damals auch bekannt war. Auf jeden Fall hat er seinem Bruderherz ausgerichtet, all’ diese Emails zu lösch, mit genau eben diesem Namen. Und wie gesagt, da wusste ich das noch nicht und auch noch nicht, dass er irgendwann einmal antworten würde… Bis dahin träumte ich noch von seinen langen Haaren bis zum Arsch, mit dessen Backen man Nüsse knacken könnte.

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Kommentare zu diesem Text

elvis1951 (59)
(11.04.08)
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 JohndeGraph (11.04.08)
Ja und? Was ist dann dabei herausgekommen? Mir fehlt hier ein Ende ... Grüße J.d.G.

 NormanM. (13.04.08)
Die fortsetzung muss unbedingt rein, auch wenn ich weiß, wie es weiter geht.

Lg Norman
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