Wunderwahres

Gedankengedicht zum Thema Begehren

von  Füllertintentanz

Könnte ich in Strophen lieben
küsste ich dir ein Sonett,
unser beider Körper schrieben
Poesie im Lichtduett.

Werke, die noch nie gewesen,
flüsterten wir Haut auf Haut,
selbst der Himmel könnte lesen,
was die Liebe uns erbaut.

Doch ich kann den Vers nicht tragen,
schenke ihn der Nacht allein.
Jeder Stern scheint stumm zu klagen:
„Größe schweigt der Mensch nicht klein.“

Sie steckt in dem Wunderwahren,
ist das All das uns bewegt,
kann im Stummen offenbaren,
dass dein Herz mein Sehnen schlägt.

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Kommentare zu diesem Text

scalidoro (58)
(01.05.08)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 02.05.08:
Danke Scal für deinen Gedanken. Klar, es stimmt schon, sagen hätte nicht so den negativen oder wehleidigen Beigeschmack wie klagen... doch in diesem speziellen Falle trifft "klagen" meine Vorstellung einfach besser.
Die Sterne klagen, nein mehr, sie klagen an. Sie können nicht verstehen, dass sie trotz Minderlicht mehr sehen und wahrnehmen können, als es die dumme Dämmerung je tat.
Aber wie gesagt, es ist abhängig von der Geschichte, die man hinter den Zeilen vermutet.
Sei mir nett gegrüßt,
Sandra
scalidoro (58) antwortete darauf am 05.05.08:
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 Isaban (01.05.08)
Liebe Sandra,
ich finde dein Gedicht wunderzartherrlich, habe es eben laut gelesen und es hat eine sanft getragene Melodie, der man Gehör und Aufmerksamkeit gerne anvertraut. Die Bilder sind nicht ganz neu, müssen sie in diesem Falle auch nicht, sie sind zum miterleben und Welt umarmen schön, zeigen sehr gut die Stimmung und das glückliche Übersprudeln liebevoller Gedanken und Gefühle.
Ich habe lange überlegt, ob ich es wirklich anmerken soll, weil ich mir selbst und den anderen Lesern den angenehmen " Nachgeschmack" deiner Verse nicht vermäkeln mag - sei mir nicht gram, aber ich würde eventuell die dritte Strophe ganz weg lassen, weil die drei anderen schon alles zeigen, schon alles aussagen, Stimmung, Bilder und Melodie schon perfekt tragen. Mag sein, es ist nur mein subjektives Empfinden, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, welchen Vers man nicht tragen kann (und warum), warum man auch nur einen einzigen Vers eines solchen Gedichtes (und welchen) verschenken mag, warum die Sterne klagen (jammern/traurig sein) sollten und fragte mich, ob ich richtig liege, dass im letzten Vers dieser Strophe von großen Gefühlen oder/und Glück die Rede ist, oder ob die "Größe" zweideutig gemeint ist, schweifte also gedanklich aus dem Gedicht ins Hinterfragen und verlor kurzzeitig den Stimmungsfaden. Insgesamt ist S3 für mich die schwächste, die am wenigsten spürbare Strophe und so nimmt sie (nach meinem persönlichen Empfinden) den anderen einiges von ihrer mitreißenden, wundervollen, berauschenden Wirkung.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 01.05.2008)

 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 01.05.08:
Hallo Sabine,
habe supi vielen Dank für deine ausführlichen Gedanken zu meinen Text.
Ich stimme dir zu, die 3. Strophe ist ein Bruch, die schöne Melodie und auch die Zartheit zerfallen in diesen vier Zeilen. Doch genau diesen Bruch habe ich bewusst gewählt, denn es geht um ein "Gedicht", welches noch nicht geschrieben ist. Die Vorstellung ist umwerfend, einzigartig wunderbar, doch die Realität kann sich aus diesem Traum noch keinen Reim machen. Sie versucht die Größe des Wunsches klein zu schweigen. Die lichtarme Nacht jedoch ist so viel schlauer, als es der Mensch bei Tage ist, denn sie weiß, dass sich Größe nicht klein schweigen lässt. Niemals. So wie sich Kleinheit nicht groß schreien lässt.
Es liegt ein Stück weit Wehmut in den Zeilen.
Für mich liegt die Kernaussage des Textes in den jeweils letzten Zeilen der 3. und 4. Strophe.

Sonnige Grüße,
Sandra

 Maya_Gähler (01.05.08)
Ein sehr durchdachter, gut aufgebauter Text.
Er vermittelt Sanftheit, doch genauso auch die "brutale" Realität.
Er vermittelt Wärme, lässt aber die Kälte nicht aussen vor.
Er vermittelt Begehren, zeigt aber auch das Unerreichbare.
Er vermittelt Liebe, Leid, Kummer, Freude, Sorgen, Glück, Erfolg, Misserfolg.
Er vermittelt das, was man Leben nennt, mit all seinen Erkenntnissen, dass es Dinge gibt, die man erreichen kann genauso wie es Dinge/Situationen gibt, die man in seiner Selbst nicht erreichen kann, weil es nicht vorgesehen ist.
Alleine die Überschrift birgt so viel:
Wunderwahres... Es wird als Wunder empfunden, was wahr ist. Es wird als Wunder gesehen, obwohl es keines ist, weil es einfach Realität ist. Es wird auf ein Wunder gehofft, doch ob es wahr wird? Ein Wunder geschieht, das ist wahr. Wunder gibt es immer wieder... doch werden sie auch wahr oder sind sie es schon?
Eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die ich noch lange nicht alle aufgezählt habe.
Du siehst, dein Text beschäftigt... :o)
Viele Grüsse,
Maya
(Kommentar korrigiert am 01.05.2008)

 Füllertintentanz äußerte darauf am 02.05.08:
Hallo Maya,
dein langer Kommentar hat mich erfreut.
Du triffst den Nagel auf den Kopf, es geht um die vielen vielen Möglichkeiten, die genutzten und die ungenutzten. Das Wunder, auf das so viele warten steckt in jedem selbst, da braucht es keinen Propheten und auch kein Nachtgebet... Es bedarf ausschließlich ein Eingestehen und ein Vertrauen auf seine eigene Einschätzung.
... Schön zu sehen, dass du dich mit meinen Zeilen beschäftigen konntest.
Ich grüße dich herzlich, Sandra
Ralf61 (48)
(01.05.08)
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 Füllertintentanz ergänzte dazu am 02.05.08:
Danke Ralf... und - es liegt ganz sicher an der Materie. Der Traum von der ewig wahrhaftigen Liebe steckt doch in jedem von uns, selbst im größten Realist, auch wenn diese es nicht immer zugeben würden.
Dein Lesen hat mich gefreut. Ich habe beim lauten Lesen bemerkt, dass dieser ach so schlichte Text, gar nicht so einfach vorzutragen ist.
Lieben Gruß,
Sandra

 franky (02.05.08)
Hey liebe Sandra

Dein wunderwahres Gedicht ist sehr klug durchdacht und mit rafinierter Sorgfalt aufgebaut.
Es hat kein "Zu Viel" und kein "Zu Wenig."
Du hast ein zu tiefst menschliches Thema in ein zauberhaftes neues Kleid eingewoben und eindrucksvoll pressentiert. Du hast mich total überzeugt.

Herzliche Wochenendgrüsse zu dir nach Norden
von
Franky:-)
Gesangsrabe (17)
(02.05.08)
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