Meine aarmen Waulis: Was habe ich Euch nur angetan!?

Satire zum Thema Denken und Handeln

von  tastifix

Bisher hat mir der Mut gefehlt, zu meinen Vergehen zu stehen. Doch mittlerweile lässt mich mein Gewissen keine Nacht mehr ruhig schlafen:
„Wenn du es jetzt nicht endlich machst, bist du ihrer nicht würdig gewesen!“

Womit fange ich nur an? Es gibt so vieles, was falsch gelaufen ist - eigentlich unverzeihbar falsch gelaufen ist. Es reicht kein einfaches ´Entschuldigung` aus. Bei der Schwere der Verbrechen kann ich froh sein, dass Ihr Euch dermaßen in Geduld mit mir geübt habt. Ihr seid eben typische Hunde gewesen!


An Mato:

Knödelchen, es tut mir so unendlich leid, dass ich Dir tatsächlich – wenn auch nur minimal – Erziehung - habe aufzwingen wollen, obwohl dies einem Fast-Kaiser von China gegenüber eine Unverfrorenheit gewesen ist.
Verzeih mir, dass ich Dich an Deinen unerlaubten Solo-Ausflügen gehindert habe ...
Verzeih mir, dass ich mit Dir geschimpft habe, als Du die leckeren Sonntags-Erdbeertörtchen gemopst hast ...
Verzeih mir vor allem, dass ich Dich schlimm angebrüllt und ´Hundevieh` genannt habe, als Du Dich am Vortage vor der Kommunionfeier über die Torte her gemacht hast.

Ach, wenn Du jetzt bei mir wärest, würde ich alles anders machen:
Ich würde zaghaft nachfragen, ob Du vielleicht gewillt wärest, nach dem zehnten oder fünfzehnten Bitte-Zuruf aus dem Garten ins Haus zu kommen ...
Ich würde Dir -zig Landkarten ausdrucken, damit Du stets neue Abenteuerstrecken erschnüffeln könntest ...
Ich würde Dir selbstverständlich nicht nur eine einzige Kommuniontorte servieren, sondern vorher anfragen, wie viele dieser Köstlichkeiten Dir denn genehm wären ...

Matos Antwort lässt nicht lange auf sich warten:

Es ist wirklich auf keine Katzenhaut mehr gegangen, was Du Dir mir gegenüber erlaubt hast. Aber, so wie Du mich ja kennst, Frauchen, nehme ich aus unerschütterlicher, ewiger Liebe zu Dir Deine Entschuldigung gnädig an. Übrigens grübele ich bereits darüber nach, wann ich mich wiedergebären lasse, um dann die Zuverlässigkeit Deiner Versprechen strengstens zu prüfen. Wuff!


An Fee:

Fledermäuschen, ich bin erschrocken über mich selber, weil ich Dir damals so oft das Planschvergnügen in der Dusche des Jugendbades verwehrt und Dir jedes Mal mit vollster Absicht die Badezimmertüre vor der Nase zugeknallt habe. Du hast dann völlig geknickt davor gestanden und Dir in Stadtteillautstärke den Frust von der gequälten Hundeseele gejault. - Wie konnte ich denn nur? Bitte verzeih mir ...

Mich reut es dermaßen, dass ich Dich so heftig ausgeschimpft habe, wenn Du wieder einmal die ganze Schachtel meine Lieblingsschokoladenstücke mit dem Kirschlikör auf einmal gefuttert hast. Obendrein habe ich Dich ein paar Minuten später noch ausgelacht, denn beschwipst, wie Du es dann gewesen bist, hat es Dir beträchtliche Schwierigkeiten gemacht, die vier Beine noch zu sortieren. - Bitte verzeih mir ...

Außerdem, gemein, wie ich es stets zu Euch gewesen bin, habe ich Dir es strikt verboten, die diversen Steifftiere meiner Kinder zu klauen und sie dann extrem harten Wauwau-zerr-Untersuchungen zu unterziehen, obwohl ich gespürt habe, dass Dir, Mato und Quinny dieses Spiel irre viel Spaß gemacht hat. Und die Stofftier-Adoptivmamas sind Dir gegenüber deswegen obendrein mit unflätigen Ausdrücken ausfallend geworden. Bitte verzeih mir und ihnen ...

Auch Du hast meine Kuchen verehrt und leider auch die besagte Torte. Du hast hinterher, als kein einziger Krümel mehr davon da war, sogar Reue gezeigt und ich habe Dich trotzdem noch dermaßen unverschämt mit der deutschen Tratschzeitung Nummer Eins verdroschen. Bitte verzeih mir ...

Ach, Fledermäuschen, wenn Du jetzt bei mir wärest, würde ich alles ganz anders machen:

Die Türen sämtlicher Räume, die mit Wasserhähnen ausgestattet sind, stünden den ganzen Tag lang für Dich sperrangelweit offen, damit Du Deinem zweitliebsten Hobby jederzeit frönen könntest. Die Wischarbeit danach würde ich strahlenden Gesichtes verrichten, weil ich wüsste, wie glücklich Du wärest ...

Ich würde niemals mehr darauf bestehen, etwa die Schokolade selber zu essen. Stattdessen würde ich einen extra großen Tresor kaufen, in dem ich mindestens tausend Schachteln davon auf einmal für Dich horten würde und die dann garantiert benötigten Magenausgleichtabletten noch dazu. Den Schlüssel zu diesem Tresor würde ich Dir geben ...

Ich würde sämtliche Spielzeugläden Düsseldorfs leer kaufen, um Dir eine umfangreiche Stofftierauswahl zur Verfügung zu stellen. Obendrein blieben selbstverständlich die Jugendzimmer stets geöffnet, damit Du, wann immer Du Verlangen danach haben würdest, Dir die Lieblingstiere meiner Kinder schnappen könntest ...

Ich würde extra für Dich eine Bäckerei eröffnen, in der Du nach Herzenslust alles futtern dürftest, wonach Dir gerade die Nase stehen würde ... Zu hause bekämen die Gäste nur noch Knäckebrot vorgesetzt. Du dagegen jegliche kulinarische Köstlichkeiten, die Dein Freßsäckchen-Herz nur begehren würde ...

Auch Fees Antwort lässt nicht lange auf sich warten:

Frauchen, manchmal bin ich echt beleidigt und auch todtraurig gewesen. Wie hast Du nur so grausam sein können? Ich weiß es zwar nicht, wieso dann eigentlich, aber ich bin Dir deswegen nie lange wirklich böse gewesen. Vielleicht, weil ich Dich so sehr lieb hatte?? – Übrigens, nur zu Deiner Information: Bei den Schlaraffenlandaussichten müsste ich ja bekloppt sein, wenn ich nicht zurück kommen würde! Wau!!


An Quinny:

Mein aarmer, kleiner Pfiffikus: Anscheinend hast Du bei mir dauernd hungern müssen. Nur so ist es zu erklären, dass Du Deinem vierbeinigen Chef und Freund Mato öfters dessen Futter geklaut hast und dies sogar dann, wenn Mato mit knurrendem Magen direkt neben Dir saß. Ich weiß noch, dass er dann verzweifelt nach mir gewuuht hat und ich aus der Waschküche nach oben gehechtet bin, um ihm zu helfen und Dich mit strafenden Blicken und unverschämt deutlicher Wortwahl zu Deinem eigenen Napf zu schicken.
Inzwischen aber ist mir klar geworden, dass Mato gar keinen Hunger gehabt hat, sondern Dir wegen eines voraus gegangenen Streites nur hat eins auswischen wollen. Und Du hast überhaupt nicht klauen, sondern nur für Sauberkeit am Fressplatz sorgen wollen, weil er nämlich, da pappsatt, einfach nicht alles aufgefuttert hatte, wie es sich doch eigentlich gehört hätte. Ich hab` Dir Unrecht getan. Bitte, verzeih mir ...

Es tut mir so leid, dass ich Dir damals im Garten, als Ihr Euch am Gartenzaum mit Eurem Freund aus dem Nachbarrevier gezankt habt, eiskaltes Wasser aus der Gießkanne auf Deinen Fell gegossen habe. Du bist zitternd ins Haus geflitzt, als ob ein Dino hinter Dir her gewesen wäre. Bitte, verzeih mir ...

Besonders scheußlich habe ich mich verhalten, als Du als winziges, unschuldiges Hundebaby den tollen Holzgeruch meines Lieblingsbücherschrankes so anregend gefunden und begeistert an dem Schrank herum geknabbert hast. Niemals hätte ich Dich deshalb so anbrüllen dürfen! Wahrscheinlich hast Du nur einen Beißring benötigt und außerdem ist es doch nur ein einziges Mal vorgekommen. Bitte verzeih mir ...

Als Ihr, mein süßes Kleeblatt, dann in Gemeinschaftsarbeit die Kommuniontorte vertilgt habt, habe ich tatsächlich die Frechheit besessen, Dich darob fassungslos und wütend anzuschauen. Du Pfiffikus hast sofort gewusst, welcher Stimmung ich dann gewesen bin, Dich fix an mir vorbei gedrückt und bist nach oben unter mein Bett gesaust. - Und dabei hast Du doch bestimmt nur für die beiden Großen an der Küchentüre Schmiere gestanden, weil die Zwei zu blöd für eine solch wichtige Aufgabe gewesen sind. Bitte verzeih mir ...

Ach, Schmalzflöckchen, jetzt würde ich es völlig anders machen:

Ich würde Dir mindestens drei Näpfe Deines Lieblingsfutters auf einmal spendieren und Mato müsste warten, bis er schwarz würde. Zusätzlich würde ich Dich den ganzen Tag über mit Leckereien Deiner Wahl wie Pommes, Nudeln und vor allem Pizza verwöhnen.

Würdest Du Dich mit Henky wieder einmal am Gartenzaun streiten, würde ich Dich Parfüm-Fanatiker ausschließlich mit Düften edelster Art besprühen und zwar mindestens eine halbe Stunde lang.

Anstatt mit Dir wegen der Holzknabberei zu schimpfen, würde Dir eine wunderschöne Puppenstube mit Holzbetten, -schreibtischen und -stühlen kaufen, damit Du auch ja gesunde Beißerchen behalten würdest.

Ich würde nur für Dich allein stundenlang Sahnetorten backen, selbstverständlich mich dabei genauestens nach Deinen Geschmackswünschen richten und sie Dir auf einem goldenen Teller servieren, wie es einem wahren Prinzen gebührt. Schließlich hast Du den edlen Namen ´Quinny von Senfhausen` getragen.

Quinnys Antwort erreicht mich extra fix:

Frauchen, eigentlich hättest Du bei der Schwere Deines Fehlverhaltens es verdient, zehn Jahre lang keine Menschenleckereien mehr zu bekommen, keine Salzstangen mehr, keine Goldfischli und ganz bestimmt nicht mehr Deine geliebte Schokolade.

Aber: Erstens bin ich schon lange nicht mehr sauer auf Dich und zweitens kommste um die mehr als gerechte Strafe ja doch herum, denn:

Es ist sowieso alles längst verjährt!!!

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