frage mich ob

Kurzgedicht

von  Erebus

.

einer ist, der Zeit vertreibt,
der Wolken schiebt und schweigt.
Einer, der die Häupter neigt,
zuletzt noch einen Namen schreibt:
ich meine nein.

keiner ist und keine Frist
den Stab darüber bricht.
Keiner, der die Welt bemißt,
zuletzt noch einen Namen spricht:
ich wüßte nicht.

.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (13.08.08)
Die Trochäen zu Satzbeginn passen gut zum Indikativ der Strophen, zu dieser Fragestellung, sehr geschickt auch der Wechsel zum Jambus bei den kurzen Antworten. Das unregelmäßige Versmaß lege ich als die Intervaalle aus, in denen diese gleiche Frage immer wieder im Kopf auftaucht, um, wie der letzte Vers, zwar eine Entsprechung, aber keinen Reim, keine echte Antwort findet.

Interessant ist auch das Reimschema, a-b-c-c-b-e, das man so interpretieren könnte:

a = Frage/Zweifel, b/c = Gefühl von Hilfe/Nähe/Umarmung (umarmender Reim), d = Suche nach Antwort/Zweifel/


Wenn man die Anbtwort kennen würde, wenn man wüsste, dann bräuchte man keinen Glauben mehr, Uli.

Dieses Zweifeln und Hinterfragen scheint sehr menschlich zu sein. Eigentlich will ich immer alles ganz genau wissen, aber ehrlich gesagt, gerade diese Antwort nicht wirklich ganz genau kennen.


Wenn du in tiefster Not
um Rettung flehst,
nach einem Namen suchst,
doch keinen kennst, den du
dann rufst, fällt dir zum Schluss
der eine ein,
zu dem du beten kannst.


Gewiss ist nicht, hört er dir zu
und ob er hilft,
oder ob du die Lösung bist.
Doch ist gewiss:
Dein Ruf kam tief aus deinem Bauch -
und in der nächsten Klemme
rufst du ihn sicher auch.

Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus meinte dazu am 25.08.08:
Liebe Sabine,

ganz herzlichen Dank für deine eingehende Untersuchung und Kommentierung der Zeilen.
Auch der Unglaube ist ein Glaube, glaube ich. Ob Glaube die Prämisse des Ertragens ist? Ob man das braucht? Ich weiß es nicht.
Es gibt ein Müssen, wie mir scheint - ein fernbestimmtes?
Vielleicht gibt es zuletzt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete

Das Reimschema ist übrigens zwischen den Strophen unterschiedlich - aber das bemerkte ich erst, nachdem ich deinen Kommentar las. Dabei war ich sehr angestrengt bei der Arbeit, wollte die Strophen ganz symmetrisch aufbauen, stellte hin und her und um. Und letzten Endes war's doch nicht so, wie gewollt.
Dieses Zweifeln und Hinterfragen scheint sehr menschlich zu sein. Eigentlich will ich immer alles ganz genau wissen, aber ehrlich gesagt, gerade diese Antwort nicht wirklich ganz genau kennen.
ja, merkwürdig, nicht wahr. Ist das so eine Art Tabu, eines der letzten Dinge, eines, das nur verletzt, entmutigt, verzweifeln lässt?


Liebe Grüße,
Uli

 tulpenrot (13.08.08)
Das klingt unendlich traurig, bedauernd, wehmütig, vielleicht sogar resigniert; man fühlt die Verlassenheit des Fragenden.
Das große "Nein" und "Nicht" löscht jede Hoffnung aus, dass es jemanden geben wird, der die Namen kennt, auch den des LyrIch nicht.
Alles ist ins Nichts versunken.
Wie du weißt, würde ich die Frage allerdings mit "ja" beantworten, , wenn ich auch diese dem Text eigenen Gefühle zu gut kenne.
Liebe Grüße
Angelika

 Erebus antwortete darauf am 25.08.08:
Hallo Angelika,

Resignation und Trauer klingen für mich nicht aus diesen Versen. Wenn ich es ganz explizit hätte sagen wollen, wäre daran die Hoffnung zu knüpfen: ja, dass zu akzeptieren und ertragen zu können, ohne die Welt durch Resignition und Trauer zu verfärben. Kalt und klar.
Denn, ja, auch ich befinde mich eher in einer schwadigen Waschküchenstimmung.

Doch ein umgreifbares Bewusstsein, dass das Lyrische Ich als solches reflektiert, eines, das ausserhalb des LI stünde, sehe ich nicht. Eben nicht "Einer". Mit einem Etwas, dessen Mund keinen Namen aussprechen kann, das auch gar nicht braucht, weil es fernab von solchen prothetischen Daseinszuständen ist, ja, damit komme ich wohl zurecht. Wenn ich meine Ahnung auf etwas richten möchte.

Ich danke dir sehr für deinen Kommentar!

liebe Grüße
Uli

 Sylvia (13.08.08)
Die wohl ewig unbeantwortete Frage nach etwas Höherem....wirklich beantworten kann es nur der eigene Glaube oder das eigene Denken...Gerne gelesen
LG Sylvia

 Erebus schrieb daraufhin am 25.08.08:
Hallo Sylvia,

jepp! Die ewig unbeantwortete Frage, die dennoch beantwortet werden kann? Kompliziert. Ich hoffe mit uns, dass das der Fall ist. Und wenn nicht, dann ist eben das der Fall und die Antwort.

Danke fein

Uli

 Alpha (14.08.08)
Ich kann und will's gar nicht analysieren, ich find's gelungen und ansprechend.

 Traumreisende äußerte darauf am 19.08.08:
ja genauso, keine analyse hat hier platz, es berührt!
und der klang ist wie ein echo eigener fragen.

lg an dich und alpha
silvi

 Erebus ergänzte dazu am 25.08.08:
Hallo Alpha

akzeptieren können. Ich danke dir für dein Verständnis

Lieber Gruß
Uli

@ Traumreisende -
;-)
Liebe Grüße auch an dich, Uli
janna (60)
(14.08.08)
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 Erebus meinte dazu am 25.08.08:
Hallo Janna,

ja, so gelesen und verstanden, da fühle ich mich ebenso.
Dankeschön une einen lieben Gruß
Uli
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