Wie ist Herzeleid?

Lyrischer Prosatext zum Thema Liebeskummer/ Liebesleid

von  tulpenrot

"Wie ist Herzeleid?", fragte ich sie.
Dunkel schaute sie mich von der Seite an und antwortete:

"Es ist, als müsste ein Fisch brüllen wie ein Löwe,
ein Regenbogen triefen vor lauter Schwarz,
als müsse eine Betonmauer Zornesfalten bekommen
und Glas verbrennen wie Papier."


Ich wunderte mich über diese verwegenen Vergleiche.
"Kann ein Mensch so etwas aushalten?", wollte ich wissen.

"Er wird die Wolken umarmen wollen
und die Gräser zählen.", antwortete sie.
"Und er wird jedem Stein ein Wort hinwerfen
und jeder Ameise Schatten spenden.
Jeder Morgen wird für ihn mit Nebel beginnen
und der Abend mit dem Rauschen eines Sturmes enden,
bis eines Tages der Bach ohne Wasser ist."


"Aber wird sich denn nie etwas ändern?" forschte ich weiter.

Da antwortete sie bedächtig:
"Dann wird der Mensch die Wolken wieder fliegen lassen,
die Steine zu einem Satz ordnen
und die Ameisen sich selbst überlassen.
Die Sonne wird den Morgen begrüßen
und der Abend still dunkeln."


Aber bevor ich begriff, was sie meinte, war sie schon aufgestanden. "Lass uns aufbrechen.", meinte sie. "Und diesen Ort verlassen. Es dämmert schon, die Berge um uns herum haben ihre Farbe verloren. Die Luft ist kühl, es atmet sich leichter als in der Hitze am Tag. Und ich habe noch zu tun.

Den Wolken muss ich ihren Platz geben,
den Steinen ihre Stelle,
Ameisen will ich begraben
und dem letzten Sonnenstrahl nachschauen,
damit mein Abend eine Ruhestatt wird.

Jeder Fisch wird verstummen,
jedes Schwarz sich vermummen,
jede Mauer sich entfalten
und das Glas den Wein behalten
."

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Kommentare zu diesem Text

Jonathan (59)
(07.11.08)
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 tulpenrot meinte dazu am 08.11.08:
:-))))
Über deine Zeilen musste ich nun sehr schmunzeln - sie passen in ihrer Form wunderbar zu dem Text!
Doch könnte ich mir vorstellen, dass die Kritik darin von anderen Lesern nicht so gesehen wird, sondern dass man versteht, was die Botschaft ist - in diesen sphinxartigen Sprüchen.
Es ist ja absichtlich eine so ferne Sprache gewählt, so bildhaft gesprochen, um den Inhalt so fern und unwirklich werden zu lasssen, wie nur möglich.
Mir haben aber die kraftvolen Vergleiche selber gefallen *g* - ich hatte sie schon vor Monaten erfunden - und nun war Zeit dazu, sie in ein Gewand zu kleiden.
Schade, dass du nichts verstehst.

Angelika ((

P.S. Zeichen gegeben die keiner versteht? Doch. Dingen und Lebwesen Eiegnschaften zugeordnet,d ie sie nciht haben? Gerade, weil Herzeleid so unvernünftig, so tief verletzend sein kann. Ein Würfelspiel, das keiner gewinnt? Genau so ist es. Man geht immer als Verlierer da hinaus.
(Antwort korrigiert am 08.11.2008)
Jonathan (59) antwortete darauf am 09.11.08:
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