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Kurzprosa

von  beneelim

Cynthia. Schneeverwaschene Schritte, bergan. Im Land der großen Seen. Der Klang deiner Haare, das Licht, den Grat bewandernd, in die Täler stürzend. Bleib hinter dem Laub, wir schwindeln uns durch den Tag. Ich falle in deine Wärme, der Himmel blinzelt, ein Jahr geht vorüber. Cynthia. Drüben aus dem Dorf irrt der Schrei eines Kindes heran, schwärmt aus wie Sommerfliegen, eine Wiege lehnt tot an der Hauswand. Im Knochentakt eilen Küsse unsere Körper entlang, du tastest zwischen Haut und Wind und meine Augen, und da ist das Versprechen, dem ich keine Worte gefunden habe. Bleiben wir noch liegen, bis wir den Tod verschlafen haben? Nimm den Platz in meiner Ellenbeuge, nimm dir eine ganze Hand, wenn ich den Finger nach Norden richte: dort, das Kind, sein Schrei, sein ungewaschenes Gesicht, sein beinloser, milchfarbener Leib. Ich war ein Kind. Ich war ein Kind. Deine Blicke sind lange schon vom Warten zerrissen, die Bäuerin bestellt die Felder, du streifst ihren Ekel über die bloße Hand und schreibst von den Festen, an denen wir dachten, dass niemand es besser haben kann. Die Liebenden. Die Türme. Die Wacht an der staubigen Mauer, dein Platz in der Wiege; verstorbene Tage nun, da wir die gräserne Kluft entdeckt haben. Keine Kleider diesseits von Eden, wo auch ein Kind nichts anderes tun kann, als zu schreien. Ich bin ein Kind, Cynthia. Durch das Schlüsselloch sehe ich unseren Hunger, sehe ich Blut, sehe ich eine schwarzgeweinte Nacht.
Ich bin dein Kind.


Anmerkung von beneelim:

Soap & Skin. My lady Xellotath.

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Kommentare zu diesem Text

ungesagt (34)
(05.06.09)
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 beneelim meinte dazu am 05.06.09:
oh. ja. ich war nicht sicher. danke dir. lg p
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