Letzte Kontrollinstanz

Glosse zum Thema Versuchung

von  loslosch

Quis autem custodiat ipsos custodies? (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr., Saturae.) Wer aber soll die Wächter selbst bewachen?

So beklagte sich nach Juvenal einst ein Gemahl, der sich entschloss, seine Frau durch einen Sklaven überwachen zu lassen. Mit größten sittlichen Bedenken und hohem Risiko; denn Frauen verführen, so Juvenal, ihre Sklaven häufig.

Wer kontrolliert die Kontrolleure? Kaum einer ist sich bewusst, dass dieses geflügelte Wort auf Juvenal zurückgeht. Das Lenin zugesprochene Wort "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!" setzt früher an, auf der emotionalen Ebene.

Kontrolle der Kontrolleure funktioniert heute meist nach dem Vier-Augenprinzip mit täglich wechselnder Kontrollperson.

Ein abschreckendes Beispiel aus der Deutschen Bundesbank in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Zwei Mitarbeiter des gehobenen Dienstes waren über längere Zeit mit der Vernichtung abgegriffener Banknoten befasst. Das "eingespielte" Team verstand nicht mehr so recht den Sinn seiner Tätigkeit und entdeckte eine Methode, die schönen Scheine vor dem Schredder zu bewahren.

Die selbsternannten Geldschützer erregten allein durch ihren auffälligen Lebensstil Verdacht: Ihre Luxus-Schlitten hatten sie in schöner Regelmäßigkeit auf den Dienstparkplätzen abgestellt.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(12.05.10)
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 loslosch meinte dazu am 12.05.10:
Ja, und weitere Beispiele. René König (Soziologe, Uni Köln) brachte in den 1960er Jahren folgendes: Herr Maier meint zu seinem Sohn Otto, er stehe vorurteilslos zu gemischtrassigen Ehen. Anderntags liest er am Frühstückstisch "Ihre Verlobung geben bekannt: Otto Maier und Zenuba Yeboah..." Der Alte rastet aus.

Bekannter ist dieser Fall: Ein Gegner der Todesstrafe muss erleben, dass ein naher Verwandter Opfer (mit Todesfolge) eines Raubüberfalls wird. Er wechselt seine Position.

Darüber will ich gar nicht lästern oder räsonieren. Sehr schwierig.

Danke Dir. Lothar
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