III.
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IV.

Geschichte zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Lala

Unser Kind, Karlotta, liebte mich. Wahrscheinlich, weil ich immer lächelte. Aber das hätte ich auch getan, wenn ich kein Mann aus der Geobra Brandstätter Fabrik gewesen wäre. Wie hätte ich nicht grinsen sollen, wenn sie mir dieses unerschütterliche kindliche Vertrauen schenkte oder glucksend und mit offenen Armen auf mich zulief? Karlotta ist unser Mädchen und ich liebe sie.
Ich genoss es, wenn sie mich morgens mit ihren Ärmchen umschlang, durch die Wohnung trug oder später in einen Bollerwagen setzte und wir gemeinsam zum Spielplatz zogen. Das war unsere Zeit.

Sicherlich, die allerersten Jahre nach Karlottas Geburt waren ihrerseits von vegetativem Desinteresse an ihrem Plastikpapi und erhöhter Neugier an der Funktionsweise von Osmose geprägt. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich in diesen Jahren schon hinreichend glücklich war, wenn mir Karen morgens eine Tageszeitung aufgeklappt liegen gelassen hatte und bei Gelegenheit ab und zu umblätterte. Leider war es mir unmöglich, ihr beim Windelnwechseln, Karlotta in den Schlaf Wiegen, Füttern, Anregen, Abregen, Trösten, Aufmuntern, Bestrafen und Belohnen zu helfen.

Aus dieser gefühlten Nutzlosigkeit heraus war ich froh, dass ich in Sachen Kleidung und Klopapier vollkommen leidenschaftslos geworden war und Karen nicht noch zusätzlich mit meinen Wünschen nervte. Ich bildete mir ein, dass mein Beitrag zur Babyerziehung meine eigene Genügsamkeit war. Es machte mir nichts aus, wie von der Welt vergessen, tagelang in einer Ecke zu sitzen. Für mich waren es eh nur Momente.

Auch die fehlende frühmorgendliche Erfahrung einer Morgenlatte, ja der Verlust jedweder Geilheit erschien mir verschmerzbar. Nein, sogar von Vorteil, denn wer einmal mit einem Steifen dringend pinkeln musste und im Halbschlaf um sechs Uhr morgens den Kameraden nicht ordentlich genug unter die Brille gedrückt hat, der weiß, was ich meine.

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