Minnelieder ohne Folgen

Satire zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  loslosch

Die Schöler schrieben damals, anno 1959, in der 12. Klasse, Besinnungsaufsätze oder Interpretationen, meist Gedichtinterpretationen. Unser im Übrigen tüchtiger Deutschlehrer stellte schon mal zwei Themen zur Wahl. Wer sich rhetorisch stärker fühlte, griff nach dem Besinnungsthema, andere verhoben sich an der Gedichtinterpretation.

Die große Meute entschied sich dieses Mal für das Besinnungsthema. Drei Mutige wagten sich an Walther von der Vogelweide (... tandaradei ...) heran. Oder war es Wolfram von Eschenbach? Als die geistigen Ergüsse abzuliefern waren, stöhnten die drei virtuellen Muskeltiere: Es ist so schwäär, wir werden nicht fertig. Hildebrandt, der friedfertige Deutschlehrer: Nun gut, ich schenke euch dreien die große Pause dazu. Am Ende der Verlängerung schob einer der völlig geschafften Interpretationskünstler seine Wertarbeit zum Lehrerpult mit den Worten:

Herr Studienrat, nun habe ich den halben Tag lang über den hochmittelalterlichen Minneliedern gebrütet, und es ist nichts zum Greifen da.


Anmerkung von loslosch:

Realsatire.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (19.07.10)
Schon die "Besinnungsaufsätze" sind ein amüsantes Stück Zeitdokumentation, lieber Lothar. Und vielleicht auch die Textstelle
und ein kleinez vogellîn!
die ich wohl mit "und ein kleines Vögelein" ins Hochdeutsche übertragen hätte. Ob es damals schon die heute im Internet zu findende Übersetzung
und die kleine Vögelei
gab, weiß ich nicht. Aber in dem Fall wäre für den Schöler wohl etwas zum Greifen da gewesen.
LG, Dirk

 loslosch meinte dazu am 19.07.10:
Wir sollten ein Privatkolloquium halten, lieber Dirk. Wie krieg ich das Sonderzeichen ins Vögelein? Zu Vögeln weiß ich was Originelles. Vor Jahren, es muss 1999 gewesen sein laut meiner Internet-Recherche, wurde im WDR5 zum Thema "Stichtag heute" wie folgt anmoderiert (Damenstimme):

Mit Vögeln hat alles angefangen ...

Dann folgte die Begründung.Vor 100 Jahren sei der NABU unter dem Namen Bund für Vogelschutz gegründet worden. Die bierernste Stimme verriet mir, dass die Moderatorin hereingelegt worden war. Lothar

 Didi.Costaire antwortete darauf am 19.07.10:
Ganz offiziell: Sonderzeichen, die man nicht auf der Tastatur hat bzw. nicht weiß, ob sie drauf sind, kann man ergattern, in dem man das entsprechende Wort aus einer Seite im Internet kopiert. Das habe ich selbst vor kurzem entdeckt, als ich für mein Tintenfrisch-Gedicht "España" mit der kleinen Welle über dem n brauchte.

 loslosch schrieb daraufhin am 19.07.10:
Leute, kommt auf meine Texte, hier gibts immer was zu lernen! Simple Idee, aber man muss erst mal drauf kommen.

... bzw. nicht weiß, ob sie drauf sind ... Dieser Satzteil verrät gute Menschenkenntnis und Philanthropie zugleich. Danke, Dir(k)

 Didi.Costaire äußerte darauf am 19.07.10:
Vielleicht zum Mitsingen:
Komm unter meine Texte...

 loslosch ergänzte dazu am 19.07.10:
... und mach es dir bequem. Geht doch! Die Leute sollen erst mal meine Seite aufsuchen. "Komm unter meine Texte" las ich erst mit schräger Grammatik: Kommentiere unter meine(n) Texte(n); und bemerkte erst dann das alte Schmuselied des Barden. Lo
managarm (57)
(19.07.10)
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 loslosch meinte dazu am 19.07.10:
Der greifbare Frust, ein Originalzitat von einem der Klassenbesten, der inzwischen auf ein Gymnasiallehrerleben zurückblickt. Ich kenne die Geschichte nur vom Hörensagen, da ich mich mit rhetorischer Kraft auf den Besinnungsaufsatz gestürzt hatte. Ich sollte mal wieder Heinrich Spoerl lesen oder mir eine alte Verfilmung ansehen. So viel Lob, dabei wars doch der Mitschüler! :) Lothar
(Antwort korrigiert am 19.07.2010)
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