Kopflos nasch' ich Himbeerwolken hinter deinem Rücken

Erzählung zum Thema Vergessen

von  SunnySchwanbeck

Du standest mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Und ich sprang so herum auf der Suche nach den Schmetterlingen die ich gerade ausgekotzt hatte.

„Ich würde so gerne all deine Sommersprossen hochklettern, um deinen Kopf in den Wolken zu küssen.“ Sagtest du, meine Hand haltend und mich mit Begeisterung anstarrend.
„Mein Kopf ist nicht in den Wolken, er schlägt hart auf den Asphalt der Realität auf. Dort wo sich gerade meine Gedanken stauen.“ Sagte ich, eine Zigarette anzündend und in den ätzenden Sonnenschein um uns blickend.
„Du weißt was ich meine.“ Du lachtest, dieses e-darling.com lachen. Dieses „ich muss glücklich aussehen weil’s die Werbung verlangt, also lache ich und werfe mich einer fremden Person an den Hals und sage dass es mein Glück ist.“ Ja, genau so lachtest du mir ins Gesicht und verteiltest deine Spucke darin. Mir waren deine auswendig gelernten Metaphern und dein „du bist so besonders“- slogan so zu wider dass ich nicht wusste warum ich mich überhaupt mit dir getroffen hatte. Wahrscheinlich um zu vergessen, wie immer. Vergessen ist ein Luxus den sich Träumer nicht leisten können. Also erschlug ich mein Herz mit deiner Männertasche und vergrub es irgendwo zwischen meinen Rippen.

„Mh, vielleicht bist du einfach nicht groß genug um an die Sprossen heran zu kommen.“ Ich betrachtete deine Schuhe. Die ordentliche Schleife, diese makellos weißen Chucks. Ich hasste weiße Chucks und Menschen die sie trugen.
„Ich bin ein großer, starker Mann der kleine, naive Mädchen wie dich beschützen will. Und mir ist egal wo dein Kopf ist, solange du einen Mund zum küssen hast.“ Du verzogst den Mund, ich dachte du würdest lächeln, doch dir wurde nur klar wie furchtbar armselig du bist und wie klein und unbedeutend ich war. Es war ein sie-ist-kein-parkhaus-fick-lächeln und nicht einmal dies kaufte ich dir ab.
„Du bist winzig klein. Und würdest nicht einmal mit Anlauf den Sprung in mein Leben schaffen. Nicht mit einem Trampolin, und nicht aus einem Flugzeug. Ich würde mich an deinen Geheimratsecken stoßen und du dich an meiner spitzen Zunge schneiden.“ Ich sah dich und dein drei-tage-bart-grinsen an und fragte mich, ob du an den anderen zwei Tagen Wolken naschst.

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Kommentare zu diesem Text

blaubeermund (26)
(03.09.10)
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 SunnySchwanbeck meinte dazu am 03.09.10:
hachja. ich liebe philipp poisel, und ich liebe den herbst und sein goldenes rascheln, danke für dieses knister in den ohren julie-jules.
kuss mit herbstsonne,
sunny.
blaubeermund (26) antwortete darauf am 04.09.10:
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EliasRafael (50)
(03.09.10)
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 MagunSimurgh (04.09.10)
Eigentlich mag ich die Metapher "die Sommersprossen hochklettern" sehr, sehr gern und finde sie gar nicht so e-darling.com. Die fällt ein bisschen raus aus der Art, wie du "seine" Oberflächlichkeit und Schemenhaftigkeit beschreibst.

In meinen Augen hätte dieses Wortspiel Potential für mehr. Vielleicht machst du es ja wie andere Künstler, die erst in einem Lied Elefanten als Rüssel-an-Schwanz-Gänger beleidigen und sie in einem anderen als "Ich trag dich, so weit wie ich kann"-Metapher rehabilitieren.
Warum sollte einer schönen Metapher nicht ein ähnliches Schicksal widerfahren?

Aber das ist nur so eine Idee.

Liebe Grüße,
Magun

 Unbegabt (07.09.10)
wunder wunderbar! hach, beste. weiß immer nicht was ich zu deinen texten schreiben soll, außer das ich immer und immer wieder sage, dass sie toll sind, und wunderbar (siehst du) und wunderschön und bewegend und und und. du findest beschreibungen für alltägliche sachen, die mir das herz in der brust zuschnüren, weil sie einen aus dieser gradlinigen welt einfach für einen moment rausreisen und in eine welt hinein, in der man sommerprossen hinaufklettern kann, wo sich nadeln in herzen bohren und diese mit männertaschen erschlagen und zurück gestopft werden. du bist einfach so so so talentiert. du bringst es weit. ich liebe dich!
Nemoria (19)
(07.09.10)
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 Janoschkus (08.09.10)
sommersprossen hochklettern, höhö. ich find deine worte groß.
gruß janosch
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