[Suizid] Und das bin ich.

Text zum Thema Alltag

von  ZornDerFinsternis

Blasse, junge Haut.
Bleicher als Schnee, und lebloser als jegliche Kälte.
Heute ist Vollmond, flüsterte sie wortlos.
Am Tisch saßen sie und drei weitere.
Vier schwarzgekleidete Seelen, der einzige Unterschied, der zwischen ihnen bestand:
sie "lebte". Die anderen, waren Plagen, die das Leben erschwerten.
Sie hatte die 3 selbst geladen, sagte man ihr immer.
Zu ihrer linken, saß der Hass und hielt ihre zitternde, vernarbte Hand.
Rechts neben ihr, die Hoffnungslosigkeit. Luftig und fast zu aufreizend gekleidet.
Ein hämisches Lächeln, auf den Blutrot geschminkten Lippen.
Der namenlosen Lebenden gegenüber, saßen sie, die Suizidgedanken - eine wohltuende
Alltagsausflucht, weswegen man ihr vor 7 Jahren Antidepressiva verschrieb.
Der Tisch war gedeckt. Und sie saßen vor leeren Tellern und hungerten.
Ob sie, wie sie so dasaßen und die Leblosigkeit des Mädchens liebten, dachten,
sie könnten heute Nacht einen neuen Strich auf ihrer Liste machen?
Wenn sie nur lange genug hungerten, würden sich aus ihren leeren Mägen und Gemütern
die einst so sehnlichst gewünschten Träume erheben? Mit Äxten und Schwertern, gegen
das Vergangene in die Schlacht ziehen? Ein so lächerlicher Gedanke.
Und Gedanken, sie sind lediglich kleine, abgef*ckte, unnütze Ausflüchte. Die lediglich
erfolgslos bleiben. Einen weiter in dieses schwarze, ausweglose Dilemma treiben.
Tiefer sinken und hinabstürzen lassen.
Die himmelblauen Mädchenaugen starrten vor sich hin. Wie immer. Nur die Zeit,
die wollte wieder nicht mitspielen. Hatte die vier allein am Tisch gelassen.
Louise, so nenne ich das Mädchen, stand auf. Der Blick war unentwegt in einem anderen
Universum verschwunden. Ebenso, das Lächeln, das sie bei unserem ersten Treffen verlor.
Und ich weiß, dass in ihrem Schädel wieder diese dunklen Bernsteinaugen aufflackern.
Ihren Geist, ihre Seele und ihren Körper zerschneiden. Ficken. Missbrauchen.
Und ihr Lächeln, es war so rein und herzlich. Gewesen.
Sie zittert. Und ich weiß auch, sie würde weinen, wenn wir, ihre Gäste, nicht wären.
Hätte sie nicht ihn, diesen neuen, lieben Mann, der nicht prügelt, schreit, tritt, schlägt,
vergewaltigt, missachtet... ich denke, sie würde zu mir rübergehen.
Hochhäuser kreuzen ihre Gedankenstraßen. Synapsen brennen durch - Kurzschluss.

Louise...
nur wir drei sitzen am Tisch.
Und nur einer von uns empfindet etwas dabei, wenn er an unser tägliches Miteinander denkt.
Deine Arme. Die Schmerzen. Narben. Augenblicke.
Und nur dieser eine, erinnert sich für dich.
Und das bin ich.

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Kommentare zu diesem Text

Scrag (23)
(28.02.11)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 28.02.11:
Daaaaaaankeschön :)
Wobei... es ist eine Kritzelei, nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
-knuddel-
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