Der Heuschrecke tiefster Duft

Text

von  Akzidenz

Von einem Dinge, welches meine Sprache nicht zu übersetzen versteht, weiß Ich in profundis herzlich wenig zu berichten; denn dies ist ein aphasisches, quasi meine Renaissance-Antiqua. Von jenem Dinge doch, dessen Bedeutung mir indes bekannt - zum Verständnis vielleicht - einem Traum zu gleichen scheint, langen sogleich wir dorthin, dessen oneirologischer Anspruch in derselben Weise wird versprochen, wie wenn abertausende von Menschen jäh und hitzig im pavor erwachten, und was die Sprache davon wohl verdeutschen möge; und wie sehr sie sich doch ähnelten. Und so weiß Ich also, will meinen, vermute Ich, es würde sich in Ermangelung Ihrer Aussprache nur einer unziemlichen Schweigsamkeit getrösten, wofern Ich niemanden davon reden höre.

Eine Dieberei! Die spurlose Realistik eines Traumes kann mich für wieder sehr beräuchern; sie bedeutet wohl der Welt soviel, wie das, was uns die Sprache nur fürderhin für eine weithin gültige, eine anzueignende empfiehlt - und danach die, die wir erlernen können. Wiefern Ich das Gewicht darauf erachte, das einem anderen zu beteuern freisteht, sehen wir schließlich noch die Urständ jener Apodiktik dafür- jener Aufständigkeit, die Ich in mir und meinen Träumen habe, und nicht aber seiner benötigten Veräußerung vor; und es ist verbum mentis, innere Zunge, und ist Herzblut, das wir daran nicht wahrhaft teilen können - denn gleichwie würden wir unsere Physiologie verwünschen, wenn wir hetzerisch darüber sprächen, wenn wir, was es  auzeichnet, vergleichen, wofern wir es nicht hätten? Ist es nicht ganz dasselbe wie die notwendige Apparenz dafür, sie verschweigen zu müssen: eine Bedingung durch sich?

Über jenes F i d e n t i a l darin, diesen Begriff, den Avenarius frei nach der Heimathaftigkeit extendierte, vermerke Ich, dass man die Heimat in den Händen spüren muss! Und ist es nicht diejenige Liebe, zu sagen, dass der Organismus eine Leidenschaft sei, und die Affekte nur die Spuren darin, welche sie in demselben hinterlassen? So es ist notwendigerweise, welches uns an die Gewissheit durch uns selbst erinnert, und sich derselben keiner Rechenschaft anheimstellt, an Hand welcher wir die Sprache zu vergleichen suchen, sondern ganz die a c t i o, die Tat und Wirkung.

Wer weiß außer mir, ob alles das, wozu der Mensch die Imputatio, das Urteil von den freien Dingen gebraucht, er den Ausdruck zur Genüge von dem Anderen kennen würde, dann nicht nunmehr der künstliche, der musikalische, nicht in Seelnruhe gelegene, sondern wohl im Quietiv sein mag, und kraft einer ganz anderen Natur erlaucht sein würde? Ganz andere Kraft! Das bringt mich in die Kraft durch-sich, und die Notwendigkeit des Dinges-durch-sich. P e r s e i t a s und schöne Worte;

Man hat den Erfindungen zu jeder Zeit für den Vorwurf aufkommen lassen, dass man sie zumindest mit einem gewissen Grad von Anstand für ihren berechtigten Argwohn - für mehr, als dass er nützlich er war - von der Ombrage der Mitmenschen und seiner Kritiker wissen lassen hätte, wie lange es kein Fehler war, Verrücktheiten zu adaptieren, für die sie nichts haben abbüßen- stehenlassen- oder verantwortlich machen wollen; und wozu hat sich solches Missbehagen seinem Urheber als mehr entlohnt, als für das Novum, das er dieser Welt beschert, wofern es nicht unmittelbar ein nutzbares, unentbehrliches geworden wäre? Hernach fragten sich die Menschen toll und liebsam aus darüber, wie man jetzt nur ohne jene erfinderische Güte, die sein Erfinder in die Welt setzte, bemittelt oder dingfest wäre; und dass man ihr doch viel versinne. Und, bei aller Liebe, Ich könnte mehr als tausend Dinge nenne, die wir jenen beizählen müssen, ohne welche wir so unbemittelt, ferner von der Leibesfrucht, ganz andere Kompetenz enthieltt. So tragen wir doch allem zu, trotz der Findigkeit ihrer Erfinder, weitaus größere Notwendigkeit, unserem Eigenwohl und unserer Not heran - will meinen, wo sie uns bedingen. Denn Vorrecht ist für uns, was notwendig scheint, ein praxeologisches und für die Welt. Wie verabsäumen wir doch die Funken derer und meiden nur die Vorstellung, was ein solcher Geist geplanet oder nicht! Was wir verantworten so wohl, das muss sich auch gefährden wollen, Gift nehmen, das wir hüten können, wie vor denen, die sich herablassen, ein Auge auf Dein Produkt zu sehen.

Und sehen wir uns etwas anderes davon an, wie jene unheimliche Seriösität, die wir den Erfindern mancher Folter abnehmen: so wird es wohl heißen, es sei die Notwendigkeit verdorbener Zeiten gewesen und sein Urheber sei immerhin darin ganz ausgezeichnet. Oder noch mehr: böses Gewaffen, Marotten und die Baumwollfelder - so will es die Notwendigkeit verdorbener, untertaner Zeiten, wie ein dünkelhaftes Urteil aus den Jahren der Moral. Es war die Sophistikation.  Wiefern uns was von dieser fehlt, sehen wir an Hand belangloser und vanitärer, Flunkereien anni currentis; zum Ende jedes Jahres hin stellt sich seine Flüchtigkeit, die Entbehrlichkeit seiner Poesis, seiner Hervorbringung heraus - und um was die Welt es hätte verraten, nicht mehr haben müssen dürfen. Nur die Buhler wissen noch, wie seicht das Antlitz jenes Sommers den Erfindern und Genitoren auf der Stirn gestanden hat; als sie sich für ein, zwei Tage für die Lukubration von Monaten bezahlen ließen - indem noch r u c h b a r wurde, was sie fanden. Heureka! Die ewige Assecuranz des Mittlers ist dagegen schon in einer Äön abzurechnen, über die sich tausend Nächte mögen legen: man sieht noch immer ihre Spuren, und vielleicht, wenn man ganz Mensch ist, sieht man die Verbissenheit, die Defraudanten, die, die Gegenüber stehen, die Gegenzügler, die sie in Abrede gestellt hatten. Man hat es ihnen nachsehen können; nichts ist urnenhafter als der Zweifel. Und was bekommen wir uns gut mit Zweifel; Warum? Weil wir den Zweifel von der Echtheit lösen. Ernstlich wissen wir zu schätzen, was das Mannhafte, das höchst Verschiedene von allem war, und dessen sich irgendein Ingenium, ein Übermensch hat für brüsten dürfen: doch wie groß waren seine Teufel? - wie tollkühn! meine Ich. Wie verantwortlich für etwas, das wir verwarnen, barmen und unterschätzen? Kennt es die Strenge, gar die Härte, noch den Eifer, der die G l e i c h z e i t i g k e i t scheuen kann? Für jeden Humbug begeistert sich ein solcher heute. Der Demiurg hat Grund zu tollen! Der Absatz macht sich Launen toll; wir können es finden in den Einmachgläsern, in der Sülze und den tollen Speisen. In Wahrheit ist zu viel erfunden. Doch das sind andere Spezialitäten. Die echten Leibesfrüchte sind, was in den Bäumen zu tanzen weiß; derart Unentbehrliches nehmen wir davon, und stellen die Erfindungen aus, für welche, die uns allzu lieb und ungebürtig teuer vorkommen, als viel weniger so schadlos sind abhanden, wie das Aug in der Tihama, das Geschwulst des Pontos und das weglose Gelände, das sich im Bergmassiv verewigt hat, so naturhaft, dass es uns achtlos vorkommen würde, daher erfinderisch zu werden.


Anmerkung von Akzidenz:

Ad marginem:
Immer noch liegt Reumut mir über den Tod einer ephesischen Heuschrecke, welche Ich vor Kurzem versehentlich in einen Klebestreifen hüpfen ließ - und sie hernach von demselben zu befreien versuchte, indem Ich ihre Beinchen mit einer grobfühlenden Pinzette touchierte. Sie verstarb.

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