Blitze zucken durch die Nacht.
Die alte Ruine im Wald... heute ist sie unser Nachtlager.
Du sitzt mit den Füßen strampelnd auf der Mauer. Das Haar zu zwei Zöpfen geflochten.
Und das Lächeln wie immer, ganz weit weg. Tief unten im stillgelegten Brunnen deines Herzen.
"Schnaps", sage ich und sehe dich einen Augenblick lang grinsen.
"Hast du sie mitgebracht", höre ich dich fragen.
Du siehst mich den Kopfschütteln. Steckst dir die nächste Zigarette in deinen Mund.
"Zwischen den gepiercten Lippen würde ich mich auch gern mal wiederfinden", und ich weiß um den Schmerz,
den diese Worte hinterlassen würden. Also schweige ich uns an.
Die Tannen schwanken sacht in der kühlen Spätsommerbrise.
"Die...", beginnst du "...ja, die haben den Himmel prostituiert", entgleitet es meinen Lippen.
Du schließt deine Augen und versuchst für mich zu sehen.
"Lebkuchen", flüstere ich, während du die Klinge erneut durch deine bleichen Arme ziehst.
Allein in deiner zusammengekauerten Haltung kann ich den Moment in drei Jahren ablesen.
Du hustest. Ich weiß, es bleibt kaum noch Zeit. Bevor der Morgen anbricht wird da nichts mehr sein.
Möchte atmen. Dein Herz blutig-zuckend in meinen Händen halten. Meins gegen deins.
Ja. "Hier".
Du hebst dein Becken von der Mauer und wischt deine Tränen ins Moos.
Fragezeichen tanzen zwischen uns, während Motten das Licht zerfressen.
Regen tropft. Deine Hände malen leblose Worte in die Luft.
Plötzlich steh ich neben dir. "Lass uns die Sterne angeln. So wie früher..." du verstummst und selbst der Blindeste
aller Blinden würde diese Träne sehen.
"...du weißt es doch noch? Oder?".
Am Lagerfeuer stehen zwei Kerzen im Waldboden.
Ein Messer. Zwei junge Erwachsene - tot.
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.
Kommentare zu diesem Text
KoKa (42)
(25.07.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
