Zêlos

Text

von  Akzidenz

[..]Vornehmlich der Geburt nach, glaubt man spät,
uns kommt die Seele zu - das ist ein Glaube ex eventu.



Eine zweites Herz zerreißt die Kunst, das ist das Herz des Miteinanders! In ihrem Tempel schlummert abwartend ein müßiggängerisch' Talent! Und nun hat gar eine Arbeit noch die Kunst ergriffen? eine Moral? ein Tempelschlaf! Denn ihr Haushalt ist ein allzu „Ja“ geworden - und ein allzu „pflichtig“ höre Ich sie bei Tagen zagen, aber niemals ein „höher“ und niemals ein „Wir wollen es“! Lieber schnäuft und zögert noch der Mensch ein hoffärtiges „Ja“, denn ein kaltblütiges „Nein“! Mir scheint zu viel? Was ist zu viel der Kunst?

Wo wollte Ich je noch reinen Herzens sein, einer Musik zu raten, halte Maß mit Deinem Verstande, als Deine Monodie und Höh sich schweifwedelnd den Göttern dargibt, als ob Ich halten könnt, wohin Du willst! Denn fort vom Menschen will sie immer! und nie als Mensch zu einem sprechen! sondern fremden Tränen gerechter sein! Und spricht die Krank- und Schönheit nicht wie Mensch so menschlich (und verderblich)? Oder hält man einem Siechtum zu: komm heraus, o Du Geschwulst? Und verstreuet euch ihr Komedonen und Epheliden, ihr Abszesse wider die Gestalt - als gälte das auch unserer Schönheit rückwärts!

Nur den Berg, ihr Wunden, soll man nicht brechen! Nur die Kunst nicht verbrechen! Und auch nicht die Nas! von der sie spricht - und Haut! Und Verschwärung und auch Kunst-Abszess! Denn das ist der Kunst unsere putride Seele - die behandelt werden will, wie e t w a s! von Pflege! Aber pflegt sich die Natur nicht rechte?
Auch den Schwulststil sehe Ich nicht ein, gar weniger den Barbarismus, den Vorwurf von Pathos, die Pathos in die Flachheit zerren: sie ziehen Schiff und Stolz ans Ufer, um ihre Schäden zu bekunden - da sehen sie: wir blieben vor dem Meer zurück! - oder wo hat man's her, die Affekte zu verschließen, die die Schöne Seele freilässt! und das Meere! Ans Ufer gehet ihre Kunst, zu klagen!

Frei von Zweifeln soll sie sein! und Unlust! Die Seele! Gar ist die Selbstliebe der Kunst das Nötigste! So ist der Schritt zur Schrift und Größe dem Denken nicht nur Nötigstes, sondern vor dem Leben gleich dem Herzen und Bewegen wie das Meere uns Verschleppung ist. Gelänge es gar einer Notion, aus Vorliebe zu funktionieren? Sich zu vebreiten, zu vertreten, zu vermählen - aus Levirat? Nur aus Unzucht? setzet sie die zweiflerischen Kinder frei. Von Haus aus zweifeln sie an Liebe! Unverbrüchlich ist das Denken und von herzhafterer Architektonik! Und nur deshalb kommt sie weit und weiter! und vom Verbrecherischen fort, denn es trägt all seine Türme mit und die Kerker, die im Dunkeln liegen, und siehet hoch über die Meere anderer und tief unter das Hadal der Aale! Und höher noch über die Ehen vieler! Sagend: ihr seid verstritten! Sagte man dem Dithyrambus: Halt ja Maß mit Dein'm Theater! --  Schwelge und versinke er doch in seiner Heimat(!), solange er Gesetz und Lanze seiner Anrainer nicht noch mehr fürchtet, als sich selber! Denn ebenda entsteht die Unmut; der Schönheit Gegenteil zu nennen - dazu gereicht mir nur etwas wie Zweifel und Kostgang, aus Schnellmalerei und Possenkünstlern! Saget man ihnen, sie sollen Maß halten aus Höflichkeit, nicht Ohren und Augen und Schatten von Ohren und Augen zu beleidigen, wohin kämen wir mit zu viel Vorsicht noch! Vorlieben und Vorsicht, das klingt wie die Gefährlichkeit, über seinen Kopf hinaus, und das klinget auch nach Obhut, die erste Obhut zu verneinen, den ersten Himmel, die Gestirne, die erste Heimat und die Saat, das Solstitium, den ersten Sprudel, sich im Antlitze des Geistes spiegelnd: Nein zu sagen ihnen, so klingt das!

Mit den ersten Äpfel muss man's halten! und alle Früchte von ihnen abschmecken! Daher ist die Weisheit, die die Weisheit nicht in Anspruch nimmt! Nur hier liegt alles Maß und neuer Mensch begraben, um aus der Erd hinauszusteigen: in der Demut (des Erkennenden)! Maß halten heißt mir: die Geschwindigkeit des Geistes nicht in seinen Verderb zu führen! Der Geist ist gleich der Liebschaft von vieler Zärtlichkeit und Brunst beherrscht: und setzt man eigens Rat und Feuer in Bewegung, mit der Mätresse zu verschmelzen, so ist auch hier vom Ziel her nötig, den rechten Takte anzuschlagen! damit keine Raserei entsteht! oder Propoetiden erwachen!

Und niederlegen will Ich noch, dass Diskretion lang keine Demut ist! Und die Reue nicht! Nicht da lieget die ganzheitliche, feuerfeste Metropathie des Gedemütigten! Denn demütig und [/i]gedemütigt[/i], das ist gesunden und vergiften. Ballt sich all unsere Natur an einem festen Ort zusammen, so muss sie ringsum Wurzeln schlagen und der Erde etwas Platz abnehmen! Tadelt man die Wüstenwinde, Calima, den Feuersturm und den Monsun, den Wolkenbruch und das Gewitter, den Kataklysmos, gar den Weltenbrand? Überhören sie nicht ebenso den w a a g e r e c h t e n Menschen? - Halte ein Deiner Natur! Denn wir vetragen Dich nicht!


Werde Du nur menschlicher, als wir es sind!

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Kommentare zu diesem Text


 Georg Maria Wilke (26.04.12)
Oh, welch erhabene Geburt, von dem Titanen Pallas und der Styx - Geschwister drei der Zahl - die Macht, Gewalt und Sieg - ist es verlorene Lebenskraft, wenn man nicht mit Eifer schafft und ebenso ist jedes Gleichmaß einerlei, wenn Geistes Tätigkeit macht den Menschen frei.
Ein sehr schönes Werk.
Liebe Grüße, Georg
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