Schäferhündchen

Essay zum Thema Medien

von  Ephemere

Die eigentliche Aufgabe der Massenmedien liegt darin, die Herde zusammenzuhalten, das Individuum stets aufs Neue in die Arme der "Gesellschaft" zu treiben. Ihre drei Dogmen lauten daher (gut an jedem Fernseh-, Radio- und Verlagsprogramm abzulesen):

- Die Welt ist gefährlich und gewalttätig, voller sinistrer Gestalten und schwer greifbarer Bedrohungen. Zum Glück gibt es die gesellschaftlichen Agenten des Guten (Polizei, Journalismus, Wissenschaft, Geheimdienst, manchmal auch Religion und, wenn es ein US-Medium ist, Militär), die diejenigen, die unter die Fittiche des sozialen Regenmantels schlüpfen, zu schützen trachten und Sicherheit und Ordnung wiederherstellen.

- Es braucht schon ein jeder zumal junger Mensch sein Quäntchen Unangepasstheit und Rebellion (klassisch: seltsame Klamotten tragen, kiffen, zu schnell fahren, in Gesellschaft derbe fluchen, kleinere Diebstähle oder Hausfriedensbrüche), doch irgendwann wird aus Spiel Ernst und jeder vernünftige Rebell hat sich am Ende doch noch zu einem ordentlichen Bürger gemausert. Die Anderen landen auf der Straße, im Knast oder im Leichenschauhaus.

- Die Liebe ist der natürliche Zustand des Menschen und seine Energie wird primär darauf verwendet, den perfekten Partner zu finden und die Beziehung auf Betriebstemperatur zu halten (die perfekte Urlaubs- und Hochzeitsplanung, Fit- und Wellness, Beziehungsgespräche im Freundeskreis, Paartherapie). Ausreichend neurotische soziale Bindungen bieten stets genug Abwechslung, damit das eigene Leben nicht langweilig und monoton wirkt. Alleine oder auch nur unverliebt kann der Mensch nicht glücklich sein, sondern wird zum Nerd, zum Freak, zum Griesgram oder direkt depressiv.

Das zu erkennen bedeutet nicht, nicht dennoch konditioniert zu werden - solchen Stimuli häufig genug ausgesetzt zu sein, verfestigt die Schemata schon alleine durch die Wirkung starker Bilder und Themen auf die älteren Hirnbereiche...daher ja die trojanischen Pferde Gewalt, Rausch, Sex, Konflikt, Anerkennung.

Wer es tatsächlich darauf anlegt, Individuum zu bleiben und ein Bild der Realität zu erlangen, das aus der Weisheit der eigenen Sinne hervorgeht - dem sei allein die (massen)mediale Enthaltsamkeit angeraten. Kaum eine geringere Herausforderung als die der Klösterlichkeit, denkt man an die Omnipräsenz der industriellen Texte, Bilder und Töne - doch manchmal sind es allein die weit oben hängenden Früchte, die der munteren Pestizidversprühung entgangen sind.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

und.so (29)
(02.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Ephemere meinte dazu am 02.07.13:
Das ist wahr - allerdings kann und muss man es noch weiter fassen: nur das messbare, sozial validerte Glück (Geld, Besitz, Macht, Beliebtheit) zählt. Das wäre ein ziemlich universelles massenmediales Dogma, während der reine Konsumkult eher in bestimmten medialen Nischen blüht (allerdings immer mehr Raum greift).
Jack (33)
(02.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram