Eine seltsame Verbeugung

Gedicht

von  niemand

.
Ich wandre federleichten Fußes
an Rebenstöcken, traubenschwer,
vorbei, im Licht des Sonnengrußes,
da fällt mein Blick auf ihn, denn er
ist nicht wie seine andern Brüder,
die Gleiches tragen, Jahr um Jahr,
die herbstlich wirken, schwerer, müder -
er ist wie ich noch keinen sah.
.
Ein Traubenstock wie zwiegespalten:
Halb tiefes Rot, halb blasses Grün,
kann rechts er reife Frucht kaum halten
und scheint doch links noch jung zu blühn,
mit kleinen Trauben die grad reifen
durchsetzt, recht sauer, ohne Glanz.
Die Gegenseite süß, zum Greifen -
das pralle Leben gar und ganz.
.
Was dann geschieht ist kaum zu glauben,
nie hab ich Ähnliches beäugt,
wie sich ein Teil der reifen Trauben
vorm blassen Grünzeug tief verbeugt.
Mit unterwürfiger Gebärde
[ich reib die Augen, fass es kaum]
streift pralle Frucht, samt Blatt, die Erde,
.
da sprengt der junge Tag den Traum.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (01.01.15)
Abschied und Neuanfang in einem passenden Bild verpackt, wie es nur wenigen gelingt.:-)
LG Peer

 niemand meinte dazu am 01.01.15:
Dankeschön! für Deine schöne Interpretation, lieber Peer.
Man kann es auch noch anders betrachten, aber das überlasse ich dem Leser Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch (01.01.15)
sich an träume am morgen genau zu erinnern lässt sich trainieren. du scheinst geübt zu sein.

 niemand antwortete darauf am 01.01.15:
Wie sagte Aron so schön? Das Lyrich ist nicht die Privatperson )))

 FrankReich schrieb daraufhin am 11.02.21:
Na ja, so alt dürfte Aron nun auch wieder nicht sein. 😂

 TrekanBelluvitsh (01.01.15)
Beides ist uns zu eigen. Und wärst du zu einem anderen Zeitpunkt vorbeigekommen, die andere Seite hätte sich verneigt...

 niemand äußerte darauf am 01.01.15:
... mag sein, durchaus, es mag sein )))
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