Untrennbar

Erzählung

von  minze

Wie ich dich nicht verstehe, während ich fühle, wie wenig du aus deiner Haut kannst, wie du kämpfst, um die Wut loszuwerden; einfach nur kämpfst. Ich weiß nicht, ob ich dir Unrecht tue, weil ich dich so festhalte, dass es sich grob und wild anfühlt, beiderseits, wie ich deinen Kopf so festhalte; ich sitze hinter dir, du in meinem Schneidersitz, dein Kopf haut gegen mich, stößt arrhythmisch gegen meine Brust. Wie ich deine Beine und alles andere fest an mich drücke, dich wie einen Embryo zu einem Paket verknote, die Beine überkreuz, während du röter und lauter wirst, während all dem muss ich lachen, mich irgendwie freier machen, Luft holen. Es ist besser, dass ich nichts mehr zu sagen weiß. Alle Worte aufzugeben. Es ist gut, dass ich nicht schreie. Wir brauchen das nicht im Ringen. Du bist noch dabei, höher zu schreien, quiekst fast und bäumst dich immer wieder auf, in die Überstreckung hinein, immer nur mit den Worten Fernsehen, nochmal fernsehen – ich muss weiterlachen, auf einmal sprudelnd, bin froh, dass der Druck langsam nachlässt bei mir; fasse Vertrauen. Deine Tritte lassen nach, dein Kopf trifft hart meine Lippe, ich schreie nicht, roll mich in die Ecke deines Hochbettes zusammen, will dein Kissen nehmen, mich kurz verstecken. Du weinst heraus, dass du dein Kissen brauchst. Dann nehme ich deine Decke. Wir haben nun einen Platz gefunden, jeder für sich, beide. Wir können weinen und uns ansehen. Ich brauche ein bisschen, den Schmerz zu verkraften. Dann sagst du, dass du jetzt kuscheln willst und mir wird weich. Wie sich alles auflöst an dem, was eigentlich gehen müsste in diesen Abendstunden: das Baden, das Skypen mit deiner Oma und das Abendessen, wie du erschöpft einschläfst, um drei Stunden später zur wirklichen Schlafenszeit aufzuwachen und Fußball zu schauen - so sind wir nun beieinander, nur beieinander; untrennbar. Wie sich die Vorstellung auflöst, von dem, wie ich sein müsste, reagieren müsste, von dem, wie wir zu sein haben, vielleicht, in dieser Etappe von Kleinkind und Mutter. Wir sind untrennbar. Ich fühle keinen Unterschied zwischen uns, ich gebe mich hin und es tröstet uns in den Schlaf. Wobei ich nicht richtig einschlafe, so streichle ich nur deinen Rücken und meine Lippe berühre ich, kurz, merke den beruhigten Herzschlag zwischen uns. Ich weiß nicht, wie sich die Verzweiflung aufgelöst hat, wohl, wie ich im Moment gestanden bin – in dem Moment, nicht außer mir. Doch spür ich die Erschöpfung, keine Traurigkeit; Freude, dass es überstanden ist, dass du jetzt schläfst, um 17:00 Uhr. Ich brauche einen Gin Tonic, schleiche mich leise heraus. Deine Schwester ist im Wohnzimmer am Rennen, sie ist federleicht und versteht, dass sie nun ihre Eltern für sich hat, für ein paar Stunden. Das Getränk ballert rein, die Beach Boys untermalen den Flow.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (24.11.20)
Ich-Ich-Ich!

Sorry, kaum zu ertragender, sehr egozentrischer Text.

"meine Lippe berühre ich, kurz und merke den beruhigten Herzschlag zwischen uns" - ? Wie soll man den Herzschlag eines anderen Menschen bemerken, wenn man an seine eigene Lippe fasst?

Das rheinische Gerundium, wie es scherzhaft heisst, würde ich ganz streichen. Aber vor allem müssen am Anfang 90% der Ichs weg. Der Leser will keine Nabelschau der Befindlichkeiten, er will etwas konkret erzählt bekommen!

 minze meinte dazu am 24.11.20:
aber Ich Ich Ich finde ihn super! Ich äh grüße an den bedauernswerten Leser! bedauernswert (nicht nur aber vor allem) in dem mangelndem Verständnis für die Herzschlagsache - meine Ich.

Antwort geändert am 24.11.2020 um 10:11 Uhr

 minze antwortete darauf am 24.11.20:
"Wie soll man den Herzschlag eines anderen Menschen bemerken, wenn man an seine eigene Lippe fasst?"
Geheimtipp: beim kuscheln. Probiers mal aus!
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