Pflege

Kurzprosa

von  BeBa

Wenn die Pflegekraft morgens kommt, kleidet sie ihn nach der Körperwäsche an, bereitet ihm das Frühstück, stellt ihn mit seinem Rollstuhl ans Fenster und zieht die Gardine zurück.

Dann steht sie für ein paar Extraminuten neben ihm. Still schaut sie mit ihm aus dem Fenster. Auf der Straße ist der Alltag erwacht. Leute mit Rucksack auf dem Rücken eilen nach irgendwo, manche haben es besonders eilig und überqueren die Ampel bei Rot. An der Bushaltestelle schauen sie immer wieder nervös in Richtung Bus, der am Ende doch pünktlich kommt. Radfahrer streiten mit Autos um ihren Platz auf der Straße, es wird gehupt und geklingelt.
Manchmal geht die alte Frau mit ihrem alten Hund Gassi, der dann mitten auf dem Gehweg sein Geschäft verrichtet. Die Frau läuft unbeeindruckt weiter, ebenso der Hund. Wenig später tritt jemand mitten aus dem Leben und eiligst in diesen Hundehaufen und verflucht die Welt.

Das ist nicht mehr seins, denkt er und ist im Zweifel, ob er sich nicht doch darüber freuen soll.

Still steht sie neben ihm. Wie jeden Morgen.
Sie hat nie etwas gesagt. Welche Sprache sie spricht, weiß er nicht.

Sie hält seine Hand.


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (05.06.22, 10:29)
Etwas arg überbetont (ein Mal reicht!) das mit der Hand, das macht den Text rührselig.

 BeBa meinte dazu am 05.06.22 um 22:23:
Ja, deine Kritik ist berechtigt. Ich habe den Text leicht editiert.

Danke dir für den Hinweis.

LG
BeBa
Adrian (47)
(06.06.22, 02:08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 BeBa antwortete darauf am 07.06.22 um 08:49:
Danke, Adrian. Freut mich.

 diestelzie (06.06.22, 09:16)
Vielleicht ist es für ihn nicht wichtig, ob sie seine Sprache spricht. Für sie selbst aber schon. Es ist sehr schwer in einem Land zu arbeiten, in dem man die Menschen nicht versteht.

Liebe Grüße
Kerstin

 BeBa schrieb daraufhin am 07.06.22 um 08:50:
Sehr fein formuliert, liebe Kerstin.

LG
Berni

 GastIltis (12.06.22, 15:36)
Hallo BeBa,
nun habe ich deinen Text kopiert, vergrößert, also altersgerecht gestaltet, um darauf eingehen zu können. Will ich aber gar nicht, will dir nur mitteilen, dass gestern unsere leer stehende Einraum-Nebenwohnung bezogen wurde. Eine junge Frau mit einem Rottweiler-Welpen (eineinhalb Jahre). Sie soll, sagte unsere Tochter, die sich am Wochenende um uns gekümmert hat, beim Hundeverein angestellt sein, also von Hunden etwas verstehen. Das lässt hoffen. Außerdem sei sie höflich und scheinbar sehr gebildet, das klang gut. Allerdings hat sie geraucht, was nicht so einen noblen Eindruck hinterlassen hat. Aber man weiß nie, wozu das alles noch nützen könnte. Ach so, hätte ich beinahe vergessen, sie spricht Deutsch, was aber nichts besagen muss.
Viele Grüße von Gil.

 BeBa äußerte darauf am 13.06.22 um 07:39:
Einraumwohnung mit Rottweiler? Da raucht die gute, noble Dame vermutlich nur, um schlank zu bleiben.

LG
BeBa
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