Nachruf auf einen Schreiberling

Satire zum Thema Schreiben

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  PHASEN DES LEBENS (Prosa)

Das Ziel all seines rastlosen Schreibens schien die endgültige Stagnation zu sein. Beseelt von der ausgewogenen Mischung aus Inkompetenz und Neid schrieb er jeden Tag nach seiner Pensionierung einen neuen Text - anstatt mal inne zu halten und einen Stoff reifen zu lassen.

In seinem Berufsleben als Lehrer war er ein Feind aller Zensuren, Leistungsnachweise und Tests. Jedenfalls nach außen hin. Seine Utopie war die Planierung aller Unterschiede, die ihn von der Wahrnehmung befreite, dass er selbst eine pädagogische Niete war.

Beim Hobby Schreiben ließ sich zunächst leichter verbergen, dass er im Grunde genommen auch kein Talent für diese Fertigkeit hatte. Doch schnell bemerkten das die Leser. So landete er bei Facebook, saß jeden Tag stundenlang vorm Bildschirm und postete tagaus tagein seine „Freunde“ randvoll, so als wären sie ein Fass ohne Boden. Das ging einige Zeit gut, bis diese ihn aus ihrem Freundeskreis verbannten.

Er beschloss Grabredner zu werden - in der Gewissheit, dass der zu besprechende Tote nichts mehr zum Text sagen konnte. Sicherheitshalber kassierte er das Honorar vor der Rede.

 

Seine eigene Grabrede hatte er schon selbst geschrieben. Zwanzig Seiten lang. Sein jüngerer Bruder sollte die nach seinem Ableben verlesen. Dieser Heide jedoch weigerte sich nach dem Tod des Bruders und beließ es bei: "Er war!"
Die Kinder und Enkelkinder spendeten langanhaltenden Beifall. So verpasste der Tote seinen letzten Willen. Er ruhe sanft.



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Kommentare zu diesem Text

kipper (34)
(13.05.23, 09:23)
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 FrankReich meinte dazu am 13.05.23 um 09:50:
Hey kipper,

was zum Bückling veranlasst Dich, von einem Einzelfall auf die Gesamtheit zu schließen, bzw. aus welcher Stelle von uweschs Text schließt Du, dass er von einer Gesellschaft und dabei insbesondere Lehrern, annimmt, vorwiegend aus Inkompetenz und Neid aktiv online zu gehen? 🤔

Ciao, Frank
kipper (34) antwortete darauf am 13.05.23 um 10:08:
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 uwesch schrieb daraufhin am 13.05.23 um 10:41:
Dein Aliasname passt gut zu Dir. Kippst einfach mal so Unrat aus, anstatt Dich mal inhaltlich mit dem TEXT auseinanderzusetzen. Es geht um eine SATIERE! :angry:

Antwort geändert am 13.05.2023 um 10:43 Uhr
kipper (34) äußerte darauf am 13.05.23 um 12:10:
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 uwesch ergänzte dazu am 13.05.23 um 12:55:
Na denn - so sei es. Man liest sich

 harzgebirgler (13.05.23, 13:18)
wer schreibt der bleibt
gilt eh nur für die größten
und aller hoffart zudem voll entblößten:
"Ich trete vor einem zurück, der noch nicht da ist, und beuge mich, ein Jahrtausend im voraus, vor seinem Geiste." (Heinrich von Kleist)
lg vom harzer

 uwesch meinte dazu am 13.05.23 um 15:00:
:) wie wahr  :)  Dank Dir für Deine Empfehlung und LG Uwe
Agnete (66)
(13.05.23, 20:15)
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 uwesch meinte dazu am 13.05.23 um 22:03:
Na ja, ausschließlich relativ ist es wohl nicht. Das kommt natürlich etwas auf den eigenen Anspruch an. Klar, dass jeder seinen eigenen Stil entwickelt und Bewertungen anderer AutorInnen und LeserInnen teils sehr subjektiv sind. Doch es gibt literarische Kriterien, die die Qualität eines Textes zumindest in der Form bestimmen. Über welche kann man sich natürlich streiten.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 EkkehartMittelberg (13.05.23, 22:09)
Gute Satiren wie diese enthalten immer auch Selbstkritik.
LG
Ekki

 uwesch meinte dazu am 14.05.23 um 06:44:
So ist es. Danke Dir, auch für Deine Empfehlung.  LG Uwe
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