Panorama

Erzählung

von  minze

Ich glaube an verschiedenen Momenten an eine Veränderung, in den ersten zwei Wochen, in denen ich Quark esse am Morgen und dann nach der Sport-Stunde am Morgen, in der zweitnächsten Nacht, in denen ich die Muskeln am Bauch spüre. Manchmal bläht er sich auf, ich vergesse zwischendrin, wie das an Hormonen und wie daran liegt, dass ich viel Gemüse esse. Welche Erklärung passt, wie vielleicht verschiedene Ebenen ineinandergreifen, ist nicht klar, ich habe auch keine wirklich stringente Art, auf die Kausalitäten zu blicken, keine klare Strategie. Ich nehme es immer anders wahr und es spielt auch an anderen Tagen eine andere Rolle.


Ich habe ein ruhiges, einheitliches Gefühl, wenn ich unter der Decke liege und beide Hände auf den Bauch lege, immer werde ich das tun, immer, egal ob ich ein Kind trage oder nicht, ob ich dicker oder dünner bin. Und in jedem Modus der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit, bin ich beruhigt in diesem Moment. Ich bin beruhigt, ihn zu spüren, mein Zentrum, die Mitte. Ich lege beruhigt die Hände auf mich und es ist rund, weich; ich.


Als ich zu meinem Bruder komme, habe ich keine richtigen Klamotten mehr, weil sie vom Vorabend verschwitzt sind und ich keine Short unter den Kleidern der Kinder greife. Wir sind erstmals in seinem Haus und ich trage ein Spaghetti-Top und eine Leggins, Christian sieht es vielleicht nicht so, seine Frau glaub schon. Ich bekomme einen bisschen kalten Kaffee und merke die Hitze, ich habe immer noch vergessen, dass ich eigentlich eine Short dabei habe. Ich sitze mehr bei ihm, die Kinder sind am Entdecken des Hauses und unkompliziert, später stehen wir auf und er erklärt mir das Beleuchtungssystem und die Screens, von denen aus er alles steuert. Als ich in die Situation zurück kehre, meine ich, dass ich ihn beruhige, dass ich ihm bestätige, anders als unserer Mutter zu sein in dieser Hinsicht. Ich will es ihm versichern, dass ich nicht mehr noch mehr zunehme, dass es mit einer Schwankung nach dem zweiten Kind alles war, dass auch jetzt ich einhalten kann. Er muss es gesehen haben, es muss für ihn wahrnehmbar sein. Ganz etwas anderes kommentiert er wirklich, als wir auf seine Tochter schauen, die jetzt auch überall hinkommt wo sie will. Nach dem Schlafen ist sie lange zerknautscht und schläft halbwach. Sie wurde aus dem Wagen genommen, damit sie nicht rausfällt, glaube ich. Es ist auch schon später Nachmittag. Samira leitet es ein, so helle Haare hattet ihr auch, oder? Die Haare von meinem Sohn Joscha werden immer dunkler. Ich sage, dass wir so hell waren und will hinzufügen, dass wir oft für Zwillinge gehalten wurden. Dabei hat es vielleicht auch nur einmal jemand gesagt, aber in einem Zeitfenster, indem ich dieses Urteil sehr schön gefunden habe. Da sagt Christian, dass sein Mädchen bestimmt ein Wuschelkopf bekommt, so wie du, und eigentlich greift er mich damit.


Es sind einige Tage her, auch, wenn es fremd schien, bin ich in das Haus gegangen. Die Sicht aus dem Wohnzimmer zeigt das Panorama unserer Kindheit. Lange habe ich den Gedanken abgelegt, aber ich kann ihn nun doch fragen, ob er mit mir wandern geht über Nacht, und die Frage kann bei ihm liegen und liegen, er wird darauf antworten.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Redux (17.08.23, 15:34)
Das Panorama unserer Kindheit...das ist ein Satz zum Verlieben...schöner Text...

 Dieter_Rotmund (18.08.23, 09:03)
"...und ich keine Short unter den Kleidern der Kinder greife"

Wie bitte?
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram