100 000 Euro für eine warme Mahlzeit am Tag

Text zum Thema Erbe/ Testament

von  diestelzie

Was lange dauert, wird ja bekanntlich gut. Manchmal jedenfalls. Ein Zeitungsartikel meiner Tageszeitung lässt mich daran aktuell zweifeln. Es geht um eine lange herausgezögerte Entscheidung in diesem Artikel. Es geht um Armut in Deutschland und damit um die Leidtragenden, die Kinder. Zwischen den Zeilen geht es aber vor allem um die ethische Vertretbarkeit dieser Entscheidung.


Bereits im Jahr 2015 vererbt eine Frau dem Landkreis 100 000 Euro. Sie hatte schriftlich hinterlegt, dass es für dieses Geld "täglich eine warme Mahlzeit für hungernde Kinder" geben soll. Acht Jahre sollte es dauern, bis der Kreistag über die vom Landkreis vorgeschlagenen Lösungen abstimmte, die nun folgendermaßen aussieht:


Vier Jahre lang sollen bedürftige Kinder an sechs Schulen im Landkreis Frühstücksbeutel mit belegten Broten, Obst, Müsliriegel und Milch oder Saft erhalten. Profianbieter, also Küchen oder Cateringfirmen, die Kitas oder Schulen mit Essen versorgen, hätten, wie von der Verstorbenen gedacht, vielen Kindern ein Mittagessen kochen können, allerdings über einen erheblich kürzeren Zeitraum, bei einer Kalkulation von etwa 3,30 € pro Portion.


Der letzte Wille der Frau war eine warme Mahlzeit am Tag für bedürftige Kinder.



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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (22.09.23, 08:35)
Gut zu wissen, dass die Bürokraten so lange brauchen. Ich werde mich in meinem Testament konkreter ausdrücken.

 diestelzie meinte dazu am 22.09.23 um 09:21:
Es scheint auch überaus wichtig, jemanden zu finden, der den letzten Willen durchsetzen kann. 

Danke und liebe Grüße 
Kerstin

 Dieter_Rotmund (22.09.23, 13:08)
Und die Moral von der Geschicht'?

Du beschreibst einen Kompromiss. Und weiter?

 diestelzie antwortete darauf am 22.09.23 um 22:29:
Ich denke, der Kompromiss ist falsch. Es geht um einen klar formulierten letzten Willen. Für mich ist das ethisch nicht vertretbar.

Danke fürs Vorbeischauen. 
Liebe Grüße 
Kerstin

 Aron Manfeld (22.09.23, 22:39)
Es muss Aufgabe des Staates sein, die Reichen zur Kasse zu bitten, Kerstin.

Bisher flüchten sich diese in eine verschwommene Mildtätigkeit, die kaum nutzt.

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 23.09.23 um 06:41:
Ganz meiner Meinung!
Es ist eine Schande, wie lange über die Kindergrundsicherung verhandelt wird und wie zügig andererseits Milliarden für Waffen ausgegeben werden.
Und es ist Blasphemie, ein Land reich zu nennen, das nicht einmal über hinreichend warme Mahlzeiten für die Heranwachsenden verfügt!

 Melodia äußerte darauf am 23.09.23 um 09:20:
Kann euch nur beipflichten.

 Verlo ergänzte dazu am 23.09.23 um 09:37:
Ich schließe mich ebenfalls an.

 diestelzie meinte dazu am 24.09.23 um 08:56:
Ich danke euch. Es gibt so viele Beispiele, bei denen sich der Staat zurückhält, wo es eigentlich seine Aufgabe wäre zu handeln. Alles was Kinder betrifft, geht einem natürlich besonders nah. 
Es gibt aber auch so viele Ehrenamtler, ohne die der Staat aufgeschmissen wäre. Arbeiten, ohne Geld dafür zu verlangen, ist doch traumhaft, oder? Oder auch jedes Hospiz muss sich zu einem gewissen Prozentsatz durch Spendengelder finanzieren. Das sollte anders geregelt sein. Aber das ist beinahe schon wieder Stoff für eine andere Geschichte  :).

Liebe Grüße in den Sonntag
Kerstin

 TassoTuwas (23.09.23, 09:22)
Eine seit Jahren gehörte Klage betrifft die Bürokratie.
Nun will die Bürokratie dagegen etwas tun!

Allein für die Erstellung der Formulare, mit denen eine  Beschleunigung von Anträgen in Zukunft beantragt werden kann, rechnen die Ämter, wegen den damit verbundenen rechtlichen Absicherungen nach allen Seiten, mit mindestens zehn Jahren  :( !

Liebe Grüße
TT

 diestelzie meinte dazu am 24.09.23 um 09:01:
Das ist alles sehr schwer nachvollziehbar und wahrscheinlich auch nur in Deutschland so extrem.

Danke für deine Worte und die Empfehlung.
Liebe Grüße
Kerstin

 millefiori (23.09.23, 19:16)
Liebe Stelzie,
die Dame wird sich im Grabe herumdrehen. Finde es schlimm. Aber es war schon immer so, die Bedürfnisse der Kinder wurden schon immer hintenan gestellt. Warum gibt es immer noch keine Aternative zu kiloschweren, rückenschädigenden Ranzen? Müssten manche Politiker jeden Tag solche Gewichte transportieren, würden viel schneller Enscheidungen getroffen. Viel schlimmer natürlich hungernde Kinder.

Für mich immer der Beweis, wo kein Wille, da kein Weg!

Liebe Grüße Millefiori

Kommentar geändert am 23.09.2023 um 19:17 Uhr

 diestelzie meinte dazu am 24.09.23 um 09:19:
Danke liebe Millefiori,
ich denke auch, dass es von ihr ganz anders gedacht war und sehe darin auch die eigentliche Tragik.

Liebe Grüße in den Sonntag.
Kerstin

 Teichhüpfer (13.10.23, 00:57)
Kerstin, das mit dem Geld ist die größte Schweinerei, die ich in Deutschland gesehen habe.

 diestelzie meinte dazu am 13.10.23 um 09:11:
Ja, da gibt es sicher noch mehr Beispiele, aber es war doch schon immer so: "Geld regiert die Welt."

Liebe Grüße
Kerstin

 Teichhüpfer meinte dazu am 13.10.23 um 16:03:
Die Liebe wäre Besser als Geld.
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