Lernpartner

Gedanke

von  Mondscheinsonate

Dass Lernpartner in unser Leben kommen, an das glaube ich durchaus, jedoch hatte ich nie so sehr das starke Gefühl bei meinen Gegenüber, vielleicht, das denke ich, habe ich jemanden aus der Kindheit gebraucht, der mir die Gegensätze "Hier und Damals" aufzeigt. 

Es ist viel im Inneren passiert seitdem. Von Null - Selbstvertrauen, das wurde mir bewusst, hin zu Mut und der Erkenntnis, dass "gleiche Augenhöhe" nicht nur ein Satz ist, sondern meine feste Überzeugung. 

Auch dem Anderen zeigen: "Du rennst jetzt nicht dauernd davon, lebst nicht ständig dasselbe Verhaltensmuster, niemand beißt und Gefühle schon gar nicht!" 

Einstehen für das, was einem wichtig ist, raus aus der ständigen Trauer, vorwärtsgehen. 

Auch das "innere Kind" herausholen, fühlen, sich sehnen und vermissen, dazu stehen. 

Dem Gegenüber zeigen: "Freundchen, ich bin kein Objekt, sicher nicht, nimm an, was dir guttut und behandle es gut." (Und ich sowieso.)

Obwohl, mein Lernpartner sehr sehr lieb ist, nicht, weil ich mich sehne, sondern weil ich es weiß, schlussendlich verändern uns scheinbar Umstände, das Drumherum, jedoch so wie man war, bleibt man. 

Das habe ich auch für mich erkannt, ja, bei gewissen Dingen wird man eventuell härter, bei anderen weicher, aber der Charakter bleibt gleich. 

So grübelte ich lange, was denn der junge Herr an mir fand, schlussendlich gab ich mich nicht dem Kollektiv hin, niemals, war weder "cool", noch "trendy"? Ich war fröhlich, that's it und er zeigte es selten nach außen, war und ist immer lustig, wenn man animiert dazu. So muss ich noch meine Fröhlichkeit wieder herauskramen, die ist irgendwo verstaut worden, zwischen vielen Jahren. Da ist sie noch, pure Albernheit, nicht schädlich und die Suche ist nicht für ihn, sondern nur für mich. 

Ja, ich kann alles schaffen, brauche kein "Du schaffst das!!!" mehr, ich weiß das und das nur durch harte Arbeit, er hat Vorbildwirkung, ohne ihn auf das höchste Potest zu stellen, das tun schon die Anderen, das braucht er nicht mehr von mir, er weiß, dass ich stolz auf ihn bin. 

Außerdem kitzelte er längst verloren geglaubte Lust aus mir heraus, die widerum nach außen strahlt, ich empfand jahrelang nichts, für nichts und niemanden. Ich bin derart verletzt worden, dass ich dies lange nicht verarbeiten konnte, ich wurde zum Eisblock, das Eis schmolz dahin. Ich saß beim teuersten Psychiater, der mir nach jeder Sitzung 400 Euro herauszog, mit einer sinnlosen Leichtigkeit, dabei war die Antwort so leicht und billiger (Telefongebühren), einfach eine Stimme hören, die mein Sein, mein längst verloren geglaubtes Ich, wieder herauskramte.

Dafür werde ich immer dankbar sein, egal ob sich gemeldet wird oder nicht.
Und diese körperlichen Genüsse in der Jugend gaben mir Lustgewinn, Entspannung und Selbstbestätigung, jedoch suchte ich in Wahrheit immer nur nach dem einen Gefühl, das erst Jahre später, Jahrzehnte später wieder kam, sich jedoch als purer Psychoterror entpuppte, was das wahre eine Gefühl nicht brachte. Nie ein Drama, nie ein Streit, nie Differenzen. Wohl ein Auftreten, ein Sagen: "Nicht, okay, hier eine Grenze!" was durchaus wichtig war, nicht ungut gemeint, jeder muss seine eigenen Grenzen stecken und auch mitteilen. Auch das Gegenüber sollte sehen, dass nicht alles geht. 

Wer offen ist, das Spüren nicht ganz verlernt hat, kann den Lernpartner spüren, differenzieren von anderen und darüber nachdenken. 
Mag sein, für ihn bin ich es vielleicht nicht, aber er für mich. Ich maße mir nicht an, für ihn zu denken, nur für mich. 
Ich überlege, die "Ach, so große Liebe", die mir das Leben zur Hölle machte, weil sein eigenes eine ist, hat mir eigentlich schon gezeigt, wie ich falsch, ständig falsch, reagiert habe, er war aber kein Lernpartner, nein, dafür ist er zu dumm, denn er war einseitig verblödet durch den Alkohol und die Drogen, ich brauchte jemanden, der im Leben steht, nur so lernt man. Eventuell, sei angemerkt, vielleicht, dass ich das Mutterthema nochmals durchmachen musste, um zu verstehen, dass es abgeschlossen gehört, keinen Platz mehr in meinem Leben hat, mich, darüber nachdenken, ankotzt, daher tue ich es nur noch selten. Die Mutter hat sich für ihr Leben entschieden, das ist nicht mein Kaffee, ich bin raus. 
Man kann vergeben, muss nicht verzeihen. Keineswegs.
Ein langer Prozess ging somit zu Ende. 
Er, hingegen, war gut zu mir, war das Gute, immer. Nach außen zeigte er es nicht, dass es innen brodelte, aber mit mir sprach er darüber und ich mit ihm. Und genau das, diese Verbindung, in einer wichtigen Phase der Entwicklung, machte die körperliche Vereinigung zu Verschmelzung. Es war außergewöhnlich, denn was war denn früher? Man kam zusammen, beschränkte sich auf den Austausch von Zärtlichkeiten, lernte Intimität kennen, eventuell Verliebtsein, ging wieder auseinander, ging zur nächsten Person. Nicht so wir, unsere Gedanken umschlungen sich in Freundschaft und Diskretion, was damals überhaupt nicht selbstverständlich war. 
Er war meine erste Liebe, aber das wusste ich nicht, spürte etwas "Seltsames", konnte es nicht definieren. Er war Leichtigkeit, ein Geheimnis, das niemanden etwas anging, dennoch übersprangen wir die Schmetterlinge gekonnt, durch Tiefe, drangen ein ins warme Gefühl. Wir? Nein, ich. Wieder, ich maße mir nichts an. Doch ein wir: Es war etwas Besonderes, das weiß er auch. 
Abschliessend, das Besondere wird von mir bewahrt.
Ist das eine Liebeserklärung? Definitiv ja. Aber, nicht dieses "Ich liebe dich", ergo: Ich will dich ganz haben, sondern ein "Dir soll es immer gut gehen, wo immer du bist und was immer du machst." Ein: "Du tust mir gut, bist für mich ein wichtiger Mensch."
Aber, wir sind nicht füreinander bestimmt, dennoch ist er ein Part meines Seins. 



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Kommentare zu diesem Text


 Redux (22.10.23, 18:30)
Ein bemerkenswerter Text.
Und auch eine Liebeserklärung.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 22.10.23 um 19:37:
Vermutlich definitv ja.

 AchterZwerg (23.10.23, 07:57)
Ich glaube, wir haben uns schon mal darüber unterhalten: Die unerfüllten Lieben sind einfach die besten. Und Nachhaltigsten. <3

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 23.10.23 um 07:58:
Ja. Man hat was zum Träumen.

 eiskimo (23.10.23, 08:35)
Du schaffst es, Dinge zur Sprache zu bringen, die ganz tief in einem verborgen/verschüttet/verdrängt sind....
Ich staune.
LG
Eiskimo

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 23.10.23 um 08:57:
Ganz lieben Dank!
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