Zwischen den Fronten der Poesie

Gedanke zum Thema Anpassung

von  AchterZwerg


Wie in die Nacht hinein

ein Mädchen blickt, das bald in süßen Träumen

der eignen Unschuld zum Verräter wird,

wenn, rasch, beim Chiantiwein,

die Scham entflieht und in verborgnen Räumen

zerhallt dann aber, Liebe suchend, girrt,

so ähnlich singt und irrt

dein Herz, das öfter mal in Derzeitliedern

will sehnsuchtsvoll erwidern

was war, jedoch die Fragen kühn entwirrt.


Befriedet nun mit gänzlich neuem Sang,

gleichwohl von hergebrachtem, edlem Klang.





Anmerkung von AchterZwerg:

In stiller Verehrung für Ekki

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (23.11.23, 09:38)
Moin Achter,

wie die Stille Nacht so stille nicht
ist auch dieses, dein Verehrgedicht. 😔  

Schöne Grüße, 
Dirk

 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.23 um 12:20:
Das stimmt!
Vielleicht ist das der Grund, warum ich streckenweise missverstanden werde?

Vielen Dank und liebe Grüße
der8.

 Saira (23.11.23, 10:59)
Wer sich zwischen zwei Fronten bewegt, wird sich zerrissen fühlen und in einem Gefühlschaos befinden.
 
Es wird nicht immer möglich sein, im Streit befindliche Menschen, die einem lieb und teuer sind, zum friedlichen Miteinander zu bewegen. Manchmal wird einem zum Vorwurf gemacht, dass man keine Partei ergreift. So ein Vorwurf ist unfair. Es bleiben Wunden.
 
Wer den Weg aus einem Zwiespalt hinausfinden möchte, muss auf sein Herz hören und sollte sich von Vorwürfen befreien.
 
Ein sehr, sehr schönes Gedicht, liebe Heidrun <3 


Befriedet nun mit gänzlich neuem Sang,
gleichwohl von hergebrachtem, edlem Klang.
 
Ein Wow für diese beiden letzten Verse!


Herzliche Grüße
Sigi

Kommentar geändert am 23.11.2023 um 11:00 Uhr

Kommentar geändert am 23.11.2023 um 11:00 Uhr

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 23.11.23 um 12:00:
Liebe verehrte Piccola,

fast alle, die in der Öffentlichkeit Zuwendung zeigen, geraten zwischen die Fronten. Die es wagen, sind sehr mutige Menschen. Man kann ihnen nicht genug dankbar sein.

Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 23.11.23 um 12:29:
Liebe Sigi, lieber Ekki,

das ist eine schlüssige und naheliegende Lesart.
Was ich aber diesmal zum Ausdruck bringen wollte ist etwas anderes.
Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass ein "gelernter" Germanist angesichts der allzu freien Formen zuweilen ein leichtes Unbehagen spürt.
Ekki ist vermutlich noch an der Regelpoetik geschult worden. Schreibt auch bis heute gern Hymnen, Oden usw. Natürlich schätzt er das Modernere, will es aber gern in einer "ordentlichen" Form lesen.
Insofern hat mein Gedicht einen liebevoll-ironischen Unterton. Die von mir gewählte Form ist dem angepasst.

Vielleicht versteht das alles kein einziger Mensch ...
aber wenigstens ich! :)

 AchterZwerg äußerte darauf am 23.11.23 um 12:59:
Habe der ehemaligen Überschrift "zwischen den Fronten" ein "der Poesie" zugeführt; so wird hoffentlich klarer, was ich ausdrücken möchte. :(

 Saira ergänzte dazu am 24.11.23 um 19:00:
Ich denke, dass Texte manchmal viel Raum für Interpretationen lassen und es ist interessant, wie verschieden sie gedeutet werden können.

Deine Aufklärung war hier schon wichtig, um deinen Gedanken folgen zu können. Danke dafür!

Es ist und bleibt ein schönes Gedicht!

Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (23.11.23, 13:10)
Liebe Piccola,
ich hatte dir gerade eine umfängliche Antwort geschrieben, die wegen einer Fehleingabe nicht erschienen ist. Ich werde sie bald wiederholen.
Bis später
Ekki

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.11.23 um 14:06:
Liebe Piccola,
ich habe mit modernen Experimenten überhaupt keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, ich schätze sie. Zwar schreibe ich Oden und Hymnen, aber ganz selten gebunden an die alten metrischen Vorschriften, meistens mit einem ironischen Unterton.
Du könntest mich fragen, ob ich keine Grenzen für Experimentierfreudigkeit sehe. Nur dann, wenn mir ein Text sinnfrei erscheint und ich keine Möglichkeit finde, ihn zu deuten, nicht einmal als dadaistisches Experiment.
Du könntest mich weiter fragen, warum ich nicht so experimentierfreudige Gedichte schreibe wie du. Einfach deshalb, weil ich es nicht so gut kann wie du. Für mich existieren also keine Fronten der Poesie. Wenn es so scheint, liegt das an meinem Unvermögen.
Herzlichst
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 24.11.23 um 07:08:
Lieber Ekki,
vielen Dank, dass du dir erneut die Mühe des Kommentierens gemacht hast. <3
Vielleicht handelt es sich einfach um eine Projektion ... denn wenn ich Lenau, von Chamisso und Konsorten lese, komme ich schon ins Grübeln ...
Ordnung birgt ja ihre eigene Ästhetik.
Auch die ungebundene Dichtung zeigt die auf, aber eben auf ihre eigene, irgendwie anstrengendere Weise. 8-) ;)

Herzliche Grüße
Piccola

 Teo (23.11.23, 15:53)
Jau Zwerch,
Lob auf Ekki.
Warum jetzt erst? Es wurde höchste Zeit.
Ich versteh den Inhalt mal wieder nicht, aber dafür fehlerfrei.
Liebsten Gruß 
Teo

 AchterZwerg meinte dazu am 24.11.23 um 06:55:
Lieber Teo,

selbst ein fehlerfrei arbeitender Verstand schützt nicht vor Fehleinschätzungen und fehlbehafteten Verdichtungen, weiß nun

auch der8. :D

 Dieter Wal (25.11.23, 07:44)
Mich stören hier die Reime. Weshalb eigentlich? Textidee und Kommentare finde ich rührend.

 AchterZwerg meinte dazu am 25.11.23 um 07:57:
Menno,
na weil ich das leicht Altmodische (aber Klangmächtige)  einst favorisierter Gedichtformen zum Ausdruck bringen wollte ... ;)

 Dieter Wal meinte dazu am 25.11.23 um 08:01:
Zwergi, Du weißt, ick liebe Dir, deshalb tipp ich es äußerst ungern: Die Reime sind plump. Rilke reimt besser. Gehe dahin, und reime wie er! :wassat:

 AchterZwerg meinte dazu am 04.12.23 um 12:41:
Nicht böse sein, Dieter,
aber ich zähle dich hier nicht zu den wenigen Lyrikexperten ...
immerhin hast du aber unlängst deinen ersten "anständigen" Limerick veröffentlicht -leider nur als Kommentar.
Däs wird schoo ... ;)

 FrankReich meinte dazu am 04.12.23 um 12:53:
Wer das glaubt, wird selig.
👋😂

 AchterZwerg meinte dazu am 04.12.23 um 12:58:
.
Ich wasche meine Hände mit Fatras!

 Dieter Wal meinte dazu am 05.12.23 um 06:16:
Da Du in seltenen Fällen kritikresistent reagierst, was zutiefst menschlich ist, jedoch niemals bildungsresistent, setze ich auf die revolutionäre Kraft der Bildung.

 Quoth (25.11.23, 20:12)
Du vergleichst den Flirt des Poeten, der Poetin mit Reim und klassischen Formen mit der Sehnsucht eines unschuldigen Mädchens nach sinnlicher Liebe. Ich glaube, dieser Flirt beruht vor allem auf Nostalgie und Sehnsucht nach "guter alter Zeit", als diese Formen unumstritten waren. Jede Poetin, jeder Poet muss da ihren/seinen Weg suchen, es läuft meist - wie in Deinem Text - auf Kompromiss hinaus - oder wie bei FrankReich auf die Entdeckung noch älterer Vorbilder (dem Fatras), das Traditionsbezug und Dadaistische Sinnfreiheit  miteinander verbindet und sogar virtuoser  Reimerei wieder zur Geltung verhilft. Ich favorisiere im Moment für meine dreizeiligen Strophen LiTaiPo (in der reimlosen Nachdichtung von Hans Bethge), der im 8. Jahrhundert lebte. Ich kann auf Reim gut verzichten, auf Rhythmus hingegen gar nicht, weshalb mir Deine Wechsel zwischen 5- und 3hebigen Jambenzeilen auch nicht modern, sondern unordentlich vorkommen, das Schlusscouplet hingegen gefällt mir. Gruß Quoth

 AchterZwerg meinte dazu am 04.12.23 um 12:44:
Sinn erkannt, Konflikt gebannt, lieber Quoth! :) 
Es handelt sich schon um eine bekannte deutsche Strophenform, wirkt aber etwas altväterlich, was sie ja auch soll.
Ist vermutlich mehr was für Liebhaber der Reim- oder Nicht-Reim-Frage.

 Quoth meinte dazu am 04.12.23 um 21:06:
Was immer die Literatur sein mag, es ist allemal schöner als das Leben.
Stimmt diese Notiz von Jules Renard (1901) noch? Und wenn sie stimmt: Ist ein Text  "schöner als das Leben", weil er in Sonett- oder einer anderen klassischen Form abgefasst wurde, egal, was ansonsten drinsteht?

Ich glaube, die alten Formen verbürgen keine Schönheit mehr, sie dienen meist nur dem nicht uneitlen Vorzeigen, was der oder die Autor(in) alles kann: Formerfüllungspoesie eben, austauschbar. Aber das ist ein weites Feld.

 TassoTuwas (04.12.23, 10:14)
Oh, oh, Achter,
was läuft den hier an!

Da zieh ich mich mal dezent zurück  :D !

Und denk mir meinen jugendfreien Teil.
LG TT

 AchterZwerg meinte dazu am 04.12.23 um 12:46:
Mach das Tasso - die Ansteckung lauert immer und überall! 8-) 
Vielleicht wird es aber einfach Zeit, dass ich mal wieder was Neues auf den Forenmarkt werfe ...

Liebe Grüße
der8.
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