Mit Multikultigenderstern und Klimaklebstoff in den Weltkrieg

Essay zum Thema Denken und Handeln

von  Regina

Keine Generation genoss so viel Freiheit wie die Jugend der Siebziger Jahre. In den fettesten Wohlstandsjahren der Wirtschaftswunderrepublik aufgewachsen, konnten diese Leute nun nach Belieben ein unkonventionelles Leben führen, als Hippies in Fransenkleidung ihren Musikidolen auf Asienreisen folgen, Cannabis rauchen oder sich nackt bei der Gartenarbeit in der Landkommune fotografieren lassen. Bürgerliche Zwänge wurden abgeschüttelt, sexuelle Freiheit stand als Beliebigkeit aller Arten von Beziehungen im Raum, vom Gruppensex bis hin zu Forderungen der Stadtindianer, Aktivitäten mit Kindern zuzulassen (in deren Lesart: das Recht des Kindes auf Sex mit einem Erwachsenen!), auch sich der Anthroposophie oder einer anderen euro-asiatischen Kultur anzuschließen. Das euphorische Lebensgefühl entwickelte sich weg von der nationalistischen hin zur multikulturellen Einstellung. Vegetarismus und Feminismus kamen auf, sowie die Solidarität mit Migranten. 

Man muss die Atmosphäre dieses Jahrzehnts vor der Gründung der Partei „Die Grünen“ erfassen, um den Geist dieser Bewegung zu verstehen, der sich im New-Age-Musical „Hair“ ausdrückte. Was die grüne Revolution, falls man sie so bezeichnen will, von der antikapitalistischen unterscheidet, ist die Tatsache, dass es sich nun nicht mehr um von Unterdrückung, Ausbeutung und Armut Betroffene handelte, die sie initiierten. Die Grünen waren und sind Kinder des Wohlstands, die Seite an Seite mit Lehrern und Normalbürgern, begannen, sich um die Zukunft zu sorgen, ausgelöst durch den seit den Sechziger Jahren immer weiter um sich greifenden Bau von Atomkraftwerken und die Entsorgung deren nuklearen Abfalls. Nicht, dass man darunter bereits selber litte, aber das Salz hätte in der Zukunft erodieren und so für Strahlenschäden an der Gesundheit verantwortlich sein können. Die Sorge um die Sauberkeit der Flüsse, der Erde, der Ernährung und der Luft gesellten sich dazu. Die Abfallberge, die die westliche Zivilisation verursacht, rückten erstmals in den empörten Grünenblick. Später würde das Thema Ozeanverschmutzung hinzukommen und mit dem Auftritt von Greta Thunberg die Angst vor der Klimaerwärmung. 

Jahrzehnte würde es dauern, bevor auch Konservative sich für die Forderungen der Grünen erwärmen konnten, die ihnen lange als Chaoten ein Dorn im Auge blieben, nicht nur, weil sie bürgerliche Kleidung ablehnten wie einst der als „Turnschuhminister“ bekannt gewordene Joschka Fischer, sondern weil althergebrachte Normen auf allen Gebieten infrage gestellt wurden. 

Es ist nicht so, dass im Lauf der Zeit gar nichts Positives von den Grünen (ab 1990 mit Bündnis90 vereinigt) erreicht worden wäre. Der Rhein und die Donau führen heute wieder eine Vielfalt von Fischsorten. Auch Luftfilteranlagen baute die Industrie ein. Aber es brauchte nicht nur den Supergau von Tschernobyl, sondern auch die Katastrophe von Fukushima, bis die Große Koalition unter Angela Merkel der stufenweisen Abschaltung der Atomkraftwerke zustimmte. Bei allem fühlten und fühlen sich die Grünen stets sicher, dass die Finanzmittel nicht fehlen würden, welche zur Durchsetzung ihrer Forderungen notwendig sind. Wie ein reicher Papi muss der Kapitalismus, aber auch jedermann in den Augen der Grünen eben für die Schäden aufkommen, die die Konsumgesellschaft verursacht. 

Und hier scheiden sich heute die Geister. Armut mag willig die Mülltrennung durchführen, keinen Widerstand gegen das Dosenpfand leisten und gerne Recyclingtoilettenpapier verwenden, sofern das die preiswerteste Wahl bedeutet. Grüne Initiativen gehen aber von einer wohlhabenden Sicht aus. In Diskussionen über die Finanzierbarkeit von Korkfußböden, Seidenunterwäsche, anthroposophischen Kosmetika, Naturkost oder neuerdings Wärmepumpen weisen Anhänger der Grünen stets auf die Alternativlosigkeit hin: „Wir werden entweder biologisch essen oder gar nicht mehr!“ 

Innerhalb der Vielfalt der nonkonformistischen Einstellungen der Grünen mag es wohl auch einige neue gesellschaftliche Entwürfe geben. Wegen deren Inkohärenz aber hat man es in dieser Partei nie zu einem schlüssigen Konzept für die soziale Frage gebracht. Diese Uneinheitlichkeit und Flügelkämpfe mögen auch der Grund sein, dass die Grünen diejenige Partei sind, die am öftesten ihre Wahlversprechen bricht, worauf die Grünenaussteigerin Jutta Dithfurth schon 1991 hinwies. Aktuell haben sich die Grünen vom Pazifismus weit entfernt. Das Zusammenwirken mit der amerikanischen Militärmacht, wofür dem ersten grünen Außenminister Fischer um 2001 noch ein Farbbeutel um die Ohren flog, ist mit Annalena Baerbock zur Enttäuschung aller Friedensbewegten zur grünbürgerlichen Normalität geworden.



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (13.01.24, 12:48)
Sperriger Einstiegssatz, schwer verständlich.

 Regina meinte dazu am 13.01.24 um 13:12:
Ich habe den ersten Satz jetzt vereinfacht.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 13.01.24 um 14:03:
Ja, viel besser jetzt!

 Agnetia (13.01.24, 23:29)
es ist erschreckend, wie weit sich eine Partei von sich selbst entfernen kann( auch wenn sie mir im ursprünglichen zustand nicht besser gefiel ;)LG von Agnete

 Regina schrieb daraufhin am 14.01.24 um 00:13:
Tja, was da wohl noch bei rauskommen wird? LG Gina

 niemand äußerte darauf am 08.02.24 um 20:01:
@ Agnete
Mich würde es garnicht wundern, wenn so mancher Grüne
tagsüber, bei Licht, "Nur vegan!" ruft und sich dann abends
Salami-Pizza bestellt   nicht selten vielleicht sogar
kollektiv. Obwohl und da bin ich mir sicher, alle grünen Jünger und Jüngerinnen bei Gott schwören würden so etwas niemals zu tun.
Ich denke, Gott wird es wissen :D

 Verlo (08.02.24, 19:42)
Warum gibt es in einem so langen und nicht einfachen Text keine Absätze?

Möchtest du Peter Weiss nachahmen, Regina?

 Regina ergänzte dazu am 08.02.24 um 19:44:
Wozu soll ich irgendeinen nachahmen? Ich bin immer original.

 Regina meinte dazu am 09.02.24 um 00:38:
Ich habe jetzt ein paar Absätze reingemacht. Wenn dann mal nicht wieder einer kommt und gerade das moniert!

 Verlo meinte dazu am 09.02.24 um 11:05:
Danke, Regina, kann man sich beim Lesen besser orientieren, wenn man mal einen oder zwei Sätze zurückgeht, um sie noch einmal zu lesen.

 Verlo meinte dazu am 09.02.24 um 11:06:
Regina, falls die eingefügten Absätze moniert werden, leite die Klage an mich weiter.

 Verlo (08.02.24, 19:44)
Damals hat man sogar nackte Mädchen im Vorabendprogramm gezeigt, so daß das Geschlecht deutlich zu sehen war.

Meinem geilen Stiefvater ist ...
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