Gespräche mit Terminator

Text zum Thema Freundschaft

von  Augustus

Wir hatten uns hingesetzt, wie gewöhnlich, an runden Tisch. Terminator bestellte zwei grosse Tassen Cappuccinos; der Müdigkeit vorbeugend, sagte er. 

Wir fingen über Physik zu reden, über die Zusammensetzung der Atomteilchen und deren Wechselwirkungen mit anderen Atomteilchen. Protonen, Higgs-Teilchen, Bosonen, Quarks usw., wenig später würde Newton uns sein Begriff der Gravitation bemüht, James Clark Maxwells Theorie des elektromagetismus. Ich ließ Michael Faraday erwähnen, den großartigen Experimentator jener Zeit, dann die Bemühungen Einsteins newtons gravitstionstheorie mit maxwelchen Gleichungen zu versöhnen. Terminator brachte die Errungenschaft der Physik in den Feldgleichungen. „Interessant,“ sagte ich, „ist doch eigentlich das menschliche Dasein, wie denn aus der Masse der einzelnen Atome ein solches komplexes Wesen, wie wir es sind, zusammengesetzt werden kann; als ob es dazu einen Bauplan gibt. Es ist doch offensichtlich, dass alles nach bestimmten Regeln und Gesetzen funktioniert und nichts dem Zufall überlassen ist.“ „Das ist eine der wichtigsten Fragen,“ sagte Terminator,“ wie diese Komplexität physikalisch möglich ist.“ 

„Nun, wir sind Teile sowohl von der Quantenmechanik als auch der allgemeinen Relativitätstheorie, die miteinander aktuell nicht vereinbar sind.“ sagte ich. Wir wunderten uns über die doppelseitigkeit der lichtteilchen die sowohl Welle als auch korpuskel sind und suchten den tieferen Grund dahinter zu verstehen. 

Irgendwie kamen wir im Laufe des Gesprächs über Abwege auf die Archetypen von CG Jung zu sprechen. „Das vergeistige männliche Prinzip äußere sich in den Kirchen und Wolkenkratzern, als Ausdruck des solaren Phallus.“ sagte ich und fuhr fort. „Die Eichel des Phallus ist anhand der runden goldenen Kuppel der Kirche mit dem Kreuz drauf, als Ausdruck der Männlichkeit offensichtlich. Schaut man sich die Ursprünge der Menschheit an, die Waffen, wie etwa das Speer, als langes, spitzes Holzstück, das geworfen wird, das Gewehr, das lang ist und eine Kugel abführt, die Kanone, die ebenfalls eine Kugel abfeuert usw. erkenne ich auch hier das Wirken des solaren Phallus und des männlichen Prinzips. Wie sehe dagegen das weibliche Prinzip dagegen aus?“ 

„Es müsste sich in einer Art inneren Wölbung darstellen. So etwa wie eine Höhle.“ sagte Terminator. „Quasi wie die Tasse hier aus der wir den Cappuccino schlürfen, können wir als das weibliche Prinzip verstehen.“ sagte ich, während wir herzlichst auflachten.

Bald sprachen wir über den kantischen „Kategorischen Imperativ“, und dass diesen kein Mensch konsequent umsetzen könne, sondern wenn dann nur die Künstliche Intelligenz. „die Entdeckung, dass Immanuel Kant als Vordenker der künstlichen Intelligenz verstanden werden kann, ist schon einzigartig.“ sagte ich. 

Wir sprachen in diesem Zusammenhang über virtuelle Welten und Simulationen. „Wenn unsere Welt eine simulierte Welt darstelle“, sagte Terminator, „dann nur deshalb, weil wir geprüft werden. Die, die im Leben moralisch gut handeln, die kommen in die bessere echte Welt, während die, die böse gehandelt haben, vereint in einer Art Hölle ihr Dasein fristen werden“ „Gut, gut, aber wie ist der Mensch zu beurteilen, der überhaupt nicht handelt, also sich jeglicher guten Handlung sowie bösen Handlungen verweigert, ist der nicht als gut anzusehen?“ sagte ich. „Auch so ein Mensch würde nicht die Prüfung bestehen, da sein Wille nicht nach dem Guten ausgelegt ist.“ erwiderte Terminator. „Sein einziger Wille bestehe aber darin nichts Böses zu tun. Ist diese minimale Voraussetzung nicht ausreichend, Gutes getan zu haben.“ erwiderte ich. „danach“ sagte Terminator“ist auch der Suizid eine gute Tat, weil sie den Suizidenten daran hindere, böse Taten zu tun. Ist der Suizident in der besseren echten Welt willkommen?“ „der Suizident verstößt jedoch gegen das Prinzip des Lebens“. Sagte ich. „Was ist das Prinzip des Lebens?“ sagte Terminator. „Alt und schwach zu werden, dahin zu vegetieren, ohne Wille und Verstand? Entscheidend ist es doch die Willensfreiheit zu besitzen und von ihr Gebrauch zu machen. Und ein Suizid, als ehrlicher Wille aus der Freiheit geboren, um dadurch in der Welt nicht Böses anrichten zu können, ist nicht zu verteufeln, sondern eine moralisch gute Tat.“ „nun“ sagte ich,“ wieso bringen sich die mörder und Tyrannen nicht um?“ „Mörder und sonstige schlechte Menschen wollen unbedingt „Sein“, um Böses stiften und tun zu können. Sie werden niemals freiwillig von der Welt abtreten. Und die Feiglinge, die Verbrecher, die keinen Ausweg aus einer Situation sehen, sind nicht mit dem ehrlich moralisch guten Menschen gleich zu stellen, der seinen Suizid begeht, aus Gründen, nichts eventuell Böses in der Welt anrichten zu können.“  

Die Gespräche darüber waren an Komplexität kaum zu überbieten. Aber es zeigte sich, dass der Suizid unter bestimmten Bedingungen aus moralischen Gründen  widerspruchsfrei zu akzeptieren ist. 


Das Schönste bei solchen Gesprächen ist, dass einem die ganze Seele dabei aufgeht. Die kleinkarierten Denkweisen kapitalistisch-zivilisiert geprägter Menschen, die wie Staub einem auf dem Herzen liegen, schütteln sich ab im Winde geistiger Gespräche; und der Mensch kann endlich frei aufatmen im Dickicht eindimensionaler Denkmuster, die sich um das Herz legen und es Ersticken wollen. Wehe dem, dessen Herz schon erstickt ist, der sich in seiner materiellen Welt bis zum Alterstod gemütlich gemacht hat, der wird hinter dem beengten Horizont seiner Sicherheit die überirdischen Wonnen transzendenter Universen als absurd abtun, wie gewöhnlich das Böse das Gute negiert. 



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Kommentare zu diesem Text


 franky (26.01.24, 15:34)
Hi lieber Augustus
 
Es ist schwer bei einem solchem stimmigen Text einen Kommentar abzugeben,
ich war vom Anfang bis Ende begeistert, Ihr sprecht auch mir aus der Seele.
 
Grüße von Franky

 theatralisch (02.02.24, 11:56)
Über Themen dieser Art habe ich früher, als die Gravitationskraft noch nicht derart über mein Leben bestimmte, auch gerne gesprochen. Vielleicht gelingt es mir zukünftig wieder einmal.

Amüsant finde ich auch, dass gerade die Themen, die ich vorhin in der Nachricht ansprach, auch hier im Text vorkommen: Physik, Eindimensionalität. Aktuell befinde ich mich jedenfalls zwischen 2x "ad absurdum führen": Einmal dem komplexen und dann dem simplen Denkmuster. Auch bzw. gerade das ist eindimensional: Anzunehmen, dass, nur weil jemand ein wissenschaftliches Konzept anwendet, dabei die Menschlichkeit, die einfach das Wichtigste im Leben ist, außen vor gelassen werden kann. In der Lehre wird dies deutlich spürbar, in der ich die letzten Jahre gearbeitet habe: Jeder Lernende müsste seinen Bedürfnissen entsprechend behandelt werden. Nicht für jeden gelten die gleichen Regeln. Der Lehrer muss transparent und mehrdimensional genug sein, diese Regeln auch einmal zu brechen / Ausnahmen zu machen und dadurch eben auch den Horizont der anderen anwesenden Schüler*innen zu erweitern. Bei mir hat dies nicht funktioniert, da Mobbing im Sinne von "Behandle uns alle gleich!" offenbar noch immer en vogue ist. In anderen Worten: Es hat sich nichts geändert seit meiner eigenen Schulzeit. Im Gegenteil. Durch die Anwendung besagter Regeln (Themenzentrierte Interaktion und dergleichen) glaubt dann noch jeder, das wäre doch ausreichend 1. und wer nicht mitzieht, hat halt ein (eigenes) Problem. Dabei sind wir doch alle eins / 1: Einer für alle, alle für einen / Unus pro omnibus, omnes pro uno. Eine altbekannte Phrase, die auch schon Shakespeare (The Rape of Lucrece) oder Alexandre Dumas in Die Drei Musketiere verwendet haben.   

Ja, so würde ich das sehen. Alles andere ist weder intelligent noch komplex, sondern einfach unmenschlich. 

Danke für den Text!

P.S. Ich merke immer wieder, dass Schreiben mir wirklich hilft. Damals dachte ich, ich müsste damit Großes anstellen - veröffentlichen, Studium und dann Erfolg. Aber letztlich geht es doch um die therapeutische Wirkung des Schreibens. Es ist eine bedeutsame Ressource. Was auch immer letztlich je davon nach außen dringt.

Kommentar geändert am 02.02.2024 um 12:07 Uhr
Daniel (50)
(02.02.24, 12:19)
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