Es war einmal…..

Erzählung zum Thema Kinder/ Kindheit

von  HEMM

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.....ein Junge zwischen zehn und elf,  in den besten Flegeljahren.
Hat von einer Grenze viel gesehen, noch viel mehr erfahren.
Nächste Woche, gehst du zur Schule in Laa an der Thaya,
für deine Ausbildung, sprach Mutter, ist mir nichts zu teuer.

Geschockt lief ich ins Zimmer, nahm den Atlas zur Hand,
rief sehr laut, wo ist das Dorf, weil ich es nirgends fand.
Im Norden, wo die Grenze zu den Tschechen ist,
eine Stadt mit einer Ritterburg und wo die Thaya fließt.

Von Wien nach Mistelbach, dann kam der Ort Staats,
wir fuhren über sieben Hügel, die Gegend die war so fad.
Weiter, immer näher zur Grenze, am frühen Morgen,
ich dachte mir, kein Mensch zusehen, die Gegend die ist ausgestorben.

Pünktlich eingetroffen, im Internat in Laa,
sah ich in den Gängen Schilder, alles was verboten war.
Nach kurzer Zeit ein Schüler, wie alle hier im Haus,
keiner sah die Verbotsschilder, wir machten uns nichts draus.

Am Haustor innen hing ein Schild, es war nicht zu übersehen.
Geht nie in die Thaya baden, keiner darf zur Grenze gehen.
Herausgefordert, da wir natürlich mutig waren,
gingen wir oft zur Grenze und im Sommer in die Thaya baden.

Ein heißer Sommertag, wir spielten in der Thaya und am Ufer Ball,
ein Warnschuss riss uns aus dem Spiel, ein lauter Knall.
Da standen sie bei uns, Soldaten mit Gewehr zu Fuß,
die Badehosen waren nass, es war nicht nur das Wasser aus dem Fluss.

Wir wurden abgeschleppt in einen Ort, sie sperrten uns dort ein,
wir hatten Angst und dachten, so muss es in der Hölle sein.
Am nächsten Tag,  kam in die Zelle eine Frau,
sie brachte einen Teller mit Kuchen und eine Kanne mit Kakao.

Kinder brachten Hosen, Hemden und für den Hals ein rotes Tuch,
jedes Kind war so bekleidet, sie kamen alle auf Besuch.
Im Gefängnis sitzen Kinder aus dem Westen, was ist den da geschehen,
jeder wollte mit uns reden, doch  konnten wir sie nicht verstehen.

Wir redeten mit den Augen, den Händen und den Füßen,
wir haben alles ganz genau erklären müssen.
Ein Mädchen gab mir auf die Wange einen Kuss,
ich war zum ersten mal verliebt, nichts gesagt, da ich ja gehen muss.

Nach einigen Tagen  haben sie uns zur Grenze hin gebracht,
wir wurden, um kein Aufsehen zu erregen überstellt, genau um Mitternacht.
Wir Buben hatten neue Freunde, dass konnte keiner hier verstehen,
wir dachten uns, wann werden wir sie wieder sehen ?

Am nächsten Tag im Internat, sie riefen uns ins Lehrerzimmer,
Reporter und die Polizei waren da, was wollten die, wir hatten keinen Schimmer.
Sie sprachen durcheinander auf uns ein. Eure Leben das ist sicher sehr gestört,
haben die euch dort geprügelt,  gequält und hat man euch verhört?

Vom Wachturm her kam alle drei Minuten ein helles Licht ein Strahl,
für kurze Zeit war voll erleuchtet die Zimmer und der große Saal.
Man hat die Grenze dicht gemacht, das Licht das kam von drüben,
für mich war es ein lieber Gruß, denn vieles was die Menschen sagten waren Lügen.

Im Traum sehe ich heute das Licht und denke mir dabei,
es hat mich nie gestört, die Lebenslust ist auch noch nicht vorbei.
Ich wünsche mir, dass bald die Grenze offen ist, dann werde ich hinüber gehen,
um mich nach fünfzig Jahren, nach alten Freunden umzusehen.


Anmerkung von HEMM:

Diese Erzählung in Gedichtform habe ich vor der EU Erweiterung und vor der Öffnung der Grenzen geschrieben.
Der Text wurde auf 700 Worte gekürzt, da ich diesen Text in ein Projekte stellen möchte. Der Hörtext ist in Originallänge.

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(13.12.05)
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 HEMM meinte dazu am 13.12.05:
Hallo seelenliebe, danke für deinen Kommentar, dieses Gedicht habe ich vor einigen Jahren geschrieben und war auch schon drüben. Einige konnten sich erinnern an diese Angelegenheit. Die Frau ist schon verstorben und die damaligen "Kinder" sind natürlich auch schon so alt wie ich, viele verzogen, nur ein alter Mann hat mir erzählt, dass er Polizist im Dorf war und uns drei Buben nicht wie das Militär ins Gefängnis sperren, sonder uns bei seiner Familie unterbringen wollte. Das hat der Kommandant abgelehnt.
Das nur als Information zu deinen lieben Kommentar,
DANKE und LG HEMM
PS. NEU auch als HÖRTEXT, siehe auch meinen Kommentar zum Gedicht
(Antwort korrigiert am 13.12.2005)
zackenbarsch† (74)
(13.12.05)
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 HEMM antwortete darauf am 14.12.05:
Hallo Friedhelm, ich merke immer wieder, dass die kleinen Dinge im Leben, einfach beschrieben, gut ankommen. Es ist die Kunst unserer Vorbilder, mit einfachem Worte viel und tiefgehendes zu sagen. Aber ich behaute nicht, dass ich es kann, ich versuche es nur! Danke für dein Kommentar und LG HEMM
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