Die Wandlung

Text zum Thema Verwandlung

von  ViolaKunterbunt

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Er wachte auf von ihrem Lachen. Das hatte er lange nicht an ihr erlebt.
Sie war im Nebenraum  und er hörte zwischen geflüsterten Worten ihr aufgeregtes Kichern.
In der letzten Zeit war sie immer so still gewesen, so ernst. Und nun dieser Stimmungswechsel.
Er konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber dem Klang ihrer Stimme entnahm er, dass sie wohl mit einer Freundin telefonierte. Die beiden brüteten wohl irgendetwas aus. Da war so eine gespannte Aufregung im Spiel, so ein verheißungsvolles sich-auf-etwas-freuen.
Er hörte seinen Namen – dann wieder das beschwingte Lachen.
Langsam stand er auf und schaute ins Nebenzimmer. Als sie ihn bemerkte, lächelte sie ihm zu und beendete das Telefongespräch.
Er ging zu ihr, nahm sie in die Arme. Sie erwiderte seine Annäherung und er war heilfroh, dass es so war. Dieser latente Streit seit Wochen, diese ständigen Vorwürfe, er verstünde sie ja doch nicht. – alles schien plötzlich wie weggefegt. Sie machte ihm sogar den Vorschlag, an diesem wunderschönen sonnigen Tag gemeinsam mit ihr einen Ausflug zu machen. Das war mehr, als er sich erhofft hätte.  Wie hatte er es vermisst, mit ihr durch die Berge zu kraxeln oder mit ihr den Fluss zu durchschwimmen. Er liebte diese Ausflüge in die Natur, während sie es normalerweise bevorzugte, in steril sauberen Hallen Tennis zu spielen oder sich im Fitness Center zu verausgaben.

Gemeinsam bereiteten sie sich auf ihre Wanderung vor. Sie erzählte ihm ein wenig davon, wie aufbauend die letzten Stunden bei ihrer Therapeutin waren. Nun hatte sie in der Nacht bestens geschlafen und fühlte sich total fit.
Glücklich nahm er sie in die Arme und freute sich auf heute und all die kommenden Tage, die nun wieder sonnig vor ihm lagen.

Im Wald wanderten sie schweigend Hand in Hand den Hauptweg entlang. Sie bestimmte den Weg. Ein Abzweig führte durch eine Verengung zu einer Lichtung.
Er war glücklich, sie in solch ausgelassener Stimmung zu erleben, - bis er hinter sich ein Geräusch hörte und einen Schatten wahrnahm.
Im Umdrehen erkannte er ihre Therapeutin, die einen Tennisschläger in der Hand hielt.
Es war ein federleichter Schlag, ein Zucken nur. Er stürzte auf den weichen Waldboden und spürte nicht mehr die Spritze, die ihm den Rest gab.

Die beiden Frauen gingen lächelnd Hand in Hand zurück durch den Wald …


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Kommentare zu diesem Text


 Martina (26.11.06)
...ein Gänsehauttext Lg Tina

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 28.11.06:
Oh ja, Gänsehaut ist seeeehr gut! Wenn der Text das erreicht, dann freut es mich sehr!
Ach ja, vielen Dank für die Empfehlung! Sogar in die Favoritenliste hast Du ihn Dir gestellt. Toll und ich freu mich sehr.
Liebe Grüße, Viola
(Antwort korrigiert am 28.11.2006)
Lebenslust (63)
(26.11.06)
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 ViolaKunterbunt antwortete darauf am 28.11.06:
Hihi! Danke! Das freut mich sehr.
Und danke für die Empfehlung!
Liebe Grüße, Viola
(Antwort korrigiert am 28.11.2006)
mica (28)
(26.11.06)
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 ViolaKunterbunt schrieb daraufhin am 28.11.06:
*ggg*

 BrigitteG (27.11.06)
Jetzt habe ich das wieder ein paarmal angeklickt, ohne die Quote damit hochtreiben zu wollen... Als ich vorhin noch mal Deinen "Wunderbarer-Tag-Text" angeklickt habe, da habe ich es in meinem Kommentar wiedergefunden mit der Formulierung "Frauenzeitschriftsschreiben" - Du hast ein wirkliches Talent für gefälliges, freundliches, "nettes", angenehmes Schreiben. Und wenn es nur so wäre, dann möchte man Dir am liebsten Deine Texte irgendwann beim Lesen um die Ohren hauen *g*.
Hast Du den Film "Rosenkrieg" mal gesehen? Da ist es ähnlich - es fängt mit einem dermaßen glücklichen, wunderbaren und schönen US-Familienleben an, dass es mich nur schüttelte. Und ganz langsam verwandelte es sich...

So ähnlich kommt es bei Deinen Prosatexten öfter. Bei dem anderen fand ich es schleichend, unauffällig, und dadurch total raffiniert und zum Schluss sehr beeindruckend. Hier ist es nicht ganz so erste Sahne, aber auch gut, und es ist es die "Keulen-Variante".
Eigentlich hatte ich mit einem Mann als dritter Person gerechnet, aber bei Dir ist man ja vor Überraschungen nie sicher *g*. Die unauffällige Anspielung auf das Tennisspielen fand ich gut. Ich überlege noch, ob der letzte Satz nicht zu betont wirkt, einmal durch den Absatz davor, zum anderen durch die Art der Formulierung.

Und drei noch ganz nüchterne Fragen: wie kann man mit einem "federleichten Schlag eines Tennisschlägers" einen Menschen ohnmächtig schlagen? Und warum verhält sich eine Therapeutin falsch, und fängt eine Beziehung zu einer Klientin an? Darf sie nicht. Und warum lässt man sich nicht einfach scheiden, anstatt den Gatten zu ermorden? (Du wirst sagen: "Weil das in meinem Text nicht so gut gekommen wäre, blöde Kuh".*ggg*)

Die dritte Variante bei Deinen gefälligen Texten lese ich übrigens öfter in Deinen Kolumnen - eingestreut in das "nette" einige spöttische Bemerkungen, ein bisschen Ironie, und dadurch gut zu lesen.

Und einmal hast Du was sprödes, nüchternes geschrieben, und genau dadurch kam die emotionale Bedeutung rüber - das hatte auch einen ganz eigenen Reiz.

Liebe Grüße, und bis Mittwoch, Brigitte.

 ViolaKunterbunt äußerte darauf am 28.11.06:
Na, da sag ich doch erst mal vielen Dank für die Auflistung meiner verschiedenen Schreibstile. Alles gut analysiert. hab ich nix dran zu meckern. Hast noch vergessen, dass ich manchmal auch Versuche in Lyrik starte.
Deine profanen Fragen nach Scheidung anstatt Mord hast Du Dir ja schon selbst klug beantwortet. Du Pappnase!
Vielen lieben Dank und kunterbunte Grüße,
Viola

 BrigitteG ergänzte dazu am 28.11.06:
Das mit Deiner Lyrik habe ich verdrängt, als ich über Deinen Schreibstil nachgedacht habe. Ich habe da wohl noch gar keine Meinung entwickelt. Das, was mir haften geblieben ist, war das weiblich-männlich-Gedicht. Bei den anderen müsste ich echt erst mal wieder was lesen. Es grüßt die Pappnase (bufftäää).
The_black_Death (31)
(02.04.07)
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kyl (57)
(17.06.09)
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