Der Schmetterlingsträger

Kurzgeschichte zum Thema Leben/Tod

von  Martina

Ich bin Achim und ich bin Schmetterlingsträger. Mein Schmetterling ist 5 Jahre und heißt Lara. Sie ist federleicht und für ihr Alter viel zu zierlich und klein. Mein Schmetterling ist krank und kann nicht fliegen, deshalb trage ich ihn zu den herrlichsten Blumenwiesen. Manchmal haben sie die Form eines Ponys vom Nachbarn. Ihr glaubt gar nicht wie Schmetterlingsaugen leuchten können. Auch bei dem Fluss mit den wunderschönen weißen Seerosen hält er sich gern auf. Manchmal mag der Schmetterling auch Oma Frieda im Altersheim besuchen, seit wir diese Dame mal bei einem Spaziergang getroffen haben. Lara ist der schönste Schmetterling, und ich achte beim Tragen immer darauf, dass sich ihre zarten Flügel nicht verletzten. Deshalb schimmern sie auch in den schönsten Farben. Überall wo Lara hinkommt, geht die Sonne auf. Vor allem bei Oma Frieda. Sie kann schon lange nicht mehr laufen und sitzt nur noch wortlos im Rollstuhl und blickt teilnahmslos aus dem Fenster.
Aber wenn ich ihr meinen Schmetterling auf den Schoß setze, und Lara ihre babyweiche Wange an ihre faltige Pergamenthaut legt, dann könnt ihr sehen wie weich die Herzen werden und die Augen der alten Dame scheinen von einem Glanz überflutet zu sein.
In einer stürmischen Nacht sind meinem Schmetterling die Flügel abgebrochen. Sie sagte noch, und dabei legte sie ihre kleine Hand zart an meine Wange: Daddy, ich kann auch ohne Flügel in den Himmel schweben, ich bin federleicht. Behalte sie bei dir, so kannst du jederzeit zu mir in den Himmel fliegen und mich besuchen. Und Oma Fríeda hat versprochen, dass sie bald schon bei mir ist.
Nun sind schon ein paar Monate vergangen, und ich gehe immer wieder an all die Lieblingsplätze, die mich an meinen Schmetterling erinnern. Nur Oma Frieda kann ich nicht mehr besuchen, sie ist nach OBEN umgezogen...

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

kräutersammlerin (48)
(04.12.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina meinte dazu am 04.12.06:
...dann ist es ein Beweis für mich, das ich es gefühlvoll rüberbringen konnte...und ich weiß das die Geschichte berührt...denn das soll sie ja, darin liegt auch eine Kunst des Schreibens. Diese Geschichte ist ja nicht authentisch und vielleicht beruhigt es dich ja, das ich selber dabei heulen musste, lach...verrückt, nicht wahr?? Einen lieben Gruss für dich, einer sensiblen wie ich,Tina
kräutersammlerin (48) antwortete darauf am 04.12.06:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina schrieb daraufhin am 04.12.06:
ja, dann war ich doch gut- wenn es sich so liest...ich kann mich da auch ganz genau drin hineinversetzen...deshalb kommt es wahrscheinlich so rüber...Lg Tina
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram