Freunde wollen immer nur das Beste

Kurzgeschichte zum Thema Freundschaft

von  Martina

Ein Mann nimmt seine zwei besten Freunde mit in das nahegelegene Tierheim. Sie sollen ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn er sich für ein Tier entscheidet, mit dem er viele lange Jahre seine Wohnung teilen will. Er weiß genau, dass seine Freunde ja nur das Beste für ihn wollen, und auf ihr Urteil kann er sich verlassen. Natürlich erfüllen ihm seine Freunde gern seine Bitte. Dafür sind Freunde ja da. Sie würden nach besten Gewissen handeln und nur sein Wohl im Auge behalten.
Nun gehen sie durch die Anlage, und der Mann entdeckt eine kleine, mickrige Katze. Sie sitzt ganz verschüchtert in der hintersten Ecke eines großen Eisenkäfigs. Ängstlich schaut sie zu ihm herüber. Dem Mann wird gleich warm ums Herz, und er empfindet eine große Welle Zärtlichkeit für dieses kleine Geschöpf. Schon als Kind zählten die Katzen zu seinen Lieblingstieren. Er bittet die Pflegerin darum, das Tier näher betrachten zu dürfen. Diese schließt ihm lächelnd die Tür auf, und der Mann nähert sich vorsichtig diesem scheuen Tier. Langsam hält er der kleinen Katzennase seine Hand hin, damit sie an ihm schnuppern kann. Sie tut dies ausgiebig, und dann geht sie, wenn auch erst ein wenig vorsichtig zu ihm, und schleicht mit erhobenen Schwanz schnurrend um seine Beine. Zärtlich streichelt er ihr schmutziges, glanzloses Fell. Er spürt sofort, dass sie beide etwas verbindet, eine Vertrautheit, die nicht zu erklären ist, aber besteht. Obwohl dieses kleine Kätzchen total verwahrlost aussieht, ist es für ihn das schönste Tier. Das äußert er auch gleich gegenüber seinen Freunden.
Beide starren ihn ungläubig an. Der eine gibt zu bedenken, dass Katzen doch nicht das richtige Haustier seien. Außerdem hätte er selber schon immer eine Abneigung gegen Katzen, ja er war geradezu allergisch dagegen. Er könnte ihm also nur dringendst den ehrlichen Rat geben, sich von diesem Tier abzuwenden. Noch dazu sei es ein ausgesprochen hässliches Tier, mit ihr könnte man ja nicht mal einen Preis in einer Katzenausstellung gewinnen. Wenn es schon eine Katze sein müsste, dann doch wenigstens ein Tier mit Stammbaum und Rasse.

Auch der Zweite äusserte seine Bedenken, schließlich ist er ja hier, um seinen Freund nach besten Kräften zu beraten.
Er meint, Katzen wären Einzelgänger, sie lassen sich nicht dressieren. Es sind sehr eigenwillige Geschöpfe. Das ginge mit einem Hund doch viel besser. Er selbst hat sich schon immer einen gewünscht, aber in seiner Wohnung sind Haustiere nicht erlaubt. Aber einen Hund könnte man wenigstens noch richtig erziehen, so dass er einem die Pantoffeln bringt, oder die Zeitung. Außerdem seien sie hervorragende Wächter für eine Wohnung. Davon hätte man wenigstens noch irgendwelchen Nutzen.

Der Mann hebt kurz entschlossen die Katze auf den Arm. Er wusste, es war ein Fehler, seine Freunde um Rat zu fragen. Natürlich wollen sie nur sein Bestes und er konnte ihnen auch nichts vorwerfen. Es war eben ihre eigene Art die Dinge zu betrachten. Doch es war nicht seine. Das worauf seine Freunde Wert drauf legten, war für ihn völlig bedeutungslos. Er hatte nicht vor, aus seinem Tier irgendeinen Nutzen ziehen zu wollen. Er wollte es einfach nur lieb haben, es sollte sein Begleiter für ein Stück seines Weges sein.  Diese Entscheidung konnte am Ende doch nur er selbst treffen. Er bedankt sich bei seinen Freunden für ihre Hilfe, nimmt das kleine Kätzchen auf den Arm und bringt es glücklich, weil er das Gefühl hatte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, nach Hause. Außerdem war er um eine Erkenntnis reicher. Freunde wollen für einen natürlich nur das Beste, aber sie können sich nur danach richten, was für sie selbst am besten ist, denn was für ihn am besten ist, und wobei er ein gutes Gefühl hatte, konnte ja nur er selber wissen.

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