Vergessen

Kurzprosa zum Thema Vergeblichkeit

von  tulpenrot

Vielleicht sollte sie das Vergessen üben.

Dazu sollte sie weit springen können.
Immerhin schaffte sie früher einmal Dreimeterachtzig.
Für ein Mädchen war das viel, ohne Technik.

Heute ist alles eine Frage der Technik und der Ausrüstung.
Auch das Vergessen.

Sie kam nicht in Schwung.
Natürlich nicht, denn sie setzte nur einen Fuß vor den anderen.
So schafft man einen Spaziergang, aber keinen Weitsprung.

Wenn damals der Stolperstein größer gewesen wäre,
hätte man sie ins Krankenhaus gebracht.
Vielleicht wäre das besser gewesen. Viel besser!

Aber es war nur eine leichte Verletzung am linken Knöchel,
die heilt ja schließlich von alleine.

Nur Springen kann man damit nicht mehr.

Und auch nicht vergessen.

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Kommentare zu diesem Text

Maushamster (30)
(24.02.07)
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 tulpenrot meinte dazu am 24.02.07:
Die sachliche Ausdrucksweise - macnhmal, so dachte ich, bringt sie in ihrer Kälte und Siatnaziertheit all das rüber, was den Text außerhalb der Information ausmacht. Ich danke dir, dass du mir das mitteilst.
LG
Angelika
Jonathan (59)
(26.02.07)
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 tulpenrot antwortete darauf am 26.02.07:
Lieber Jonathan,
sicher, man muss mit dem erlittenen Unrecht irgendwie zurechtkommen.
Danke für deine Epfehlung.
LG
Angelika

 AZU20 (28.02.07)
Der Text sagt mir sehr zu, weil er hinter dem Bild des Sports (3,80 m ist ganz gut) ein Geschehen verbirgt und gleichzeitig offenbart, wenn man ein wenig zwischen den Zeilen liest.

LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 01.03.07:
Danke dir sehr, wie du meinen Text beurteilst -- ich denke, dass das Verbergen und gleichzeitig Offenlegen eine reizvolle Sache ist. Ihc versuche mich jedenfalls darin.
Liebe Grüße
Angelika

 kirchheimrunner (01.03.07)
Eine wirklich grosse Sachlichkeit steckt in diesem Text. Eine geschaffene Distanz zwischen Protagonistin und Inhalt.

Aber es täuscht. Es geht nicht nur um 3,80 Meter... es geht um mehr. Die Distanz die durch Sachlichkeit entsteht, läd zur Tiefe und persönliches kann entdeckt werden.
Natürlich; eine Lebensweisheit und eine Reminiszenz auf einen Menschen vermute ich.

Vergessen ist nicht eine Sache der Technik.

Mit dieser von dir mitgeteilten Weisheit, gehe ich nun vom Büro nach Hause und denke weiter...

L.g. Hans

 tulpenrot äußerte darauf am 01.03.07:
Lieber Hans,
das hast du gut beobachtet und es freut mich,w as du schreibst. Die Sachlichkeit ist nur der distanzierte Mantel, um etwas ganz Emotionales zu verbergen. Vergessen gelingt einfach nicht - da sind Dinge geschehen, die tief sitzen und die man nicht so einfach überspringen kann. Es ist auch Verletzendes geschehen, von dem man meinte, es verheilt so einfach... durch Weggucken, durch Nichtbeachten. Ich will nich tzuviel dazu schreiben - sonst werde ich wieder zur Kommentatorin meiner eigenen Texte - udn das ist ja verpönt.

Danke aber nun für deinen Kommentar - das darf man immer schreiben!
LG
Angelika
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