Tage in Weiss.

Tagebuch

von Elén

Die Welt umarmt: mit Händen aus Kind
sammelt Muscheln, es sammelte Muscheln
am Strand, am Strand: sammelte Muscheln
und segelt geduckt wie der Abend im Winter
verhalten wie Sterne verhalten und
fort: segelt im Schiffchen
ein Schiff übers Haar der Welt
segelt mit Augen und Sand in den Augen
in Kisten: segelte wild und
Schlaf und ein Fliehen am Fuß
und schöpft schon lange vor Gestern:

Verdacht.

Die Wiege schaukelt die Zeit und
schaukelt zornig die Hand und
es schaukelt das Haus unterm Dach
ein Kind und ein Kind zieht die Spieluhr
ein Schiffchen ins Dunkel

wer hört
unterm Dach:

die Ratten im Korn.

In den Schürzen der Tage in den Schürzen
der Jahre den Schürzen der Mutter
liegt glatt gebügelt
ein Traum und ins Kleid fährt
ein Januar mit Wind -

es schlägt die Tür
es hallt ein Raum durch Räume ein Raum
und ein Märchen mit lang gezogenen
Armen: reißt im Gewinde

Wer hat gesehen:
die Ratten liegen im Alter und Rost
bricht vom Lid wer sieht
wird kein Wort.

Im Teller der Suppe
ein Löffel mit Salz und in der Kuhle
der Welt ein Traum
und Salz in der Muschel ein Schiffchen
mit Segel und Furcht zum Wahn lehnt der
blasse Kopf einer Sonne im
Packeis ein Schiffchen:

es hat der Fremde das Meer und
die Spieluhr verkauft.

Im Kreis ein Gang und ein Kreis
hält den Kopf hält die Nacht zum Mund vor
den Mund hält die Schürzen der Mutter
die Schlafsucht vors ausgelagerte Aug
eine Hand geht vorbei mit Nägeln
und Fuß über Fuß:

geht zu Grunde ein Zimmer mit Uhren
sinkt ein Schiffchen im
Muschelbecken des Winters mit
Salz im Haar übers Haar der Welt
kein Dach fängt den lautlos
zerlaufenen Stern und wer glaubt der
Morgen käme zur Not:

der irrt.

Eine Welt aus Welten geflochten mit Armen
aus Kind und Liedern in Uhren
ein Spiel zum Meer hin am Meer hängt die
Armut vom Himmel zu Boden:

fällt aus den Augen der Ratten das Licht
fällt zur Seite das Licht fällt ein
Mensch mit Händen aus Kind mit
Musik in die Uhr fällt -

ein Tod.

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Kommentare zu diesem Text

Bergmann (23.07.08)

Ein großartiges Gedicht!
Eins deiner besten.
(Ich schreibe zur Zeit viel, hier im Tessin. 12 Roman-Kapitel und zwei weitere in Planung. Und eine Rezension zu Dominic Angelochs Roman in vier Erzählungen "Der blinde Passagier".)
Geht es dir gut?
Herzlichst: Uli

mmazzurro (56)
(23.07.08)