Ich BIN. Aber, ich war NIEMALS...

Text

von  ZornDerFinsternis

Ich lebe, bis ich sterbe.
Der Satz ist einfach nur scheiße.
Man könnte genauso gut sagen: ich muss leiden,
bis ich endlich erlöst werde.
Diese Welt ist nichts, nichts weiter. Vielleicht wäre "Irrenhaus" auch noch zu freundlich. Ein "gottloser Höllenschlund", ebenfalls.
Wann es anfing, dass ich diese Welt, die Menschen und "Gott" zu hassen anfing?
...
An dem Tag, an dem man mir den ersten Menschen aus den Armen riss, der mich liebte.
Als man nach mir trat, schlug und prügelte.
Mich anschrie, dass ich nichts taugen würde. Dass es mich besser nie hätte geben sollen.
Als jemand zu mir sagte, dass er mich liebt. Dass ich glücklich sein soll. Dieser jemand, er hat alles nur schlimmer gemacht. Gesoffen. Gebrüllt. Geschlagen. Meine Seele und meine Träume vergewaltigt.
Ein Autounfall nahm zwei, junge, liebevolle Menschen einfach fort von hier - weil dem Arschloch da oben, einfach mal langweilig war, mussten zwei Menschen sterben. Die Welt und die Menschen, die sie liebten verlassen. Eine unüberwindbare Mauer erstreckt sich zwischen uns. Es ist so verflucht kalt. Und ich muss noch immer leben. Mit diesen ganzen Fragen, die keine Antwort finden werden. Mit diesen verdammten Bildern, die mir Tränen in die Augen treiben. Mir das Herz noch mehr zerbröckeln. Mit Worten, die so hasserfüllt sind, dass sie mir das Lächeln zerschnitten.
Zerschnitten ist ohnehin ein gutes Wort. Der einzige "Lichtblick" in dieser Nacht ohne Tag ist Selbstverletzung. Der einzige Grund, warum ich noch "lebe" - hier bin. Ohne Schmerzen, wäre der ganze Schmerz nicht zu ertragen. Ohne Hass auf mich, könnte ich diese Welt nicht ertragen. Würde ich nicht so viel rauchen, müsste ich noch länger hier verweilen. Ich wünsche mir nichts. Ich habe nie Wünsche gehabt. Früher schon nicht. Ich wollte nur, dass meine Mutter nicht mehr wütend ist. Wollte, dass sie mich lieb hat, als sie sagte, sie hätte mich abtreiben sollen.
Habe nur eine Umarmung gewollt. Bloß eine - nicht mehr.
Nur einmal ein Lächeln. Aber da war nur Hass. Und diesen Hass empfinde ich seit 11 Jahren. Niemand, wirklich niemand, hasst mich so sehr, wie ich mich selbst.
Und dafür wollte ich mich einfach mal bedanken.
"Danke, dass ich weiß, was für ein schlechter, verachtenswerter Mensch ich bin."

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Kommentare zu diesem Text

VomLebenVerraten (28)
(16.10.09)
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scalidoro (58)
(16.10.09)
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 Fuchsiberlin (17.10.09)
Ich kann vieles sehr gut verstehen und nachempfinden. Als ich in Deinem Alter war, da ging es mir so ähnlich. Menschen, die diese Hölle kennen, wissen, was für ein harter Kampf das Leben sein kann: Ein Überlebenskampf.

Doch bitte verliere nicht die Hoffnung, ich verlor sie auch nie, und bin sehr froh drum.

Ich weiß, es ist hart...

Ich schicke Dir in Gedanken eine Sonnenblume, die ewig blüht, und Dir Hoffnung schenken soll.

Ganz liebe Grüsse
Jörg

 princess (17.10.09)
Was mich an Deinem Text beeindruckt, ist nicht die Geschichte. Ich kenne viele solcher Geschichten. Was mich beeindruckt, ist die Klarheit Deiner Wahrnehmung. Alles Liebe, Ira

P.S. Dein Schlusssatz: "Danke, dass ich weiß, was für ein schlechter, verachtenswerter Mensch ich bin." ... Du musst ja nicht unbedingt jeden Gedanken glauben, den Dein Hirn denkt.

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 17.10.09:
Vielen Dank, liebe Ira
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