Götter in kurzen Hosen

Essay zum Thema Unsterblichkeit

von  Didi.Costaire

„An Gott kommt keiner vorbei. Ausgenommen Libuda.“
So oder ähnlich war es vor rund vier Jahrzehnten im Umkreis der Schalker Glückauf-Kampfbahn auf einem kirchlichen Plakat zu lesen, das ein unbekannter Fan kreativ ergänzt hatte. Damit wurden dem Gelsenkirchener Dribbelkünstler (imaginäre) Fähigkeiten zugeschrieben, angesichts derer selbst der Allmächtige alt ausgesehen hätte.

Bereits in Herbert Zimmermanns Endspiel-Reportage der WM 1954 wurde ein  Fußballer auf eine Stufe mit höheren Wesen gestellt. Die Worte
„Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“
erhoben den guten Toni nicht nur in den Stand eines irdischen Gottes, sondern spiegelten in einem aufregenden Match eine Stimmung wieder, die zwischen Himmel und Hölle schwankte. So wie die Leistungen des Düsseldorfer Keepers in den Jahren zuvor und in den neunzig Minuten des Finales insgesamt.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es schließlich eine inflationäre Entwicklung der Superlative. In fast jeder Fankurve wurden „Fußballgötter“ auserkoren, bei denen es sich nicht zwangsläufig um begnadete Techniker handelte. So erhielt der Abwehrrecke Guido Buchwald nach einem unfallfreien Übersteiger mit anschließender Torschussvorlage im Achtelfinale des WM-Endturniers 1990 eine vergleichbare Auszeichnung: den Spitznamen „Diego“, in Anlehnung an den „göttlichen“ Diego Armando Maradona.

Dessen Werdegang wiederum zeigt, dass auch „Fußballgötter“ nur  Menschen sind, mit all ihren Schwächen und Problemen auf Erden. Stan Libuda jedenfalls hatte in seinem weiteren, relativ kurzen Leben abseits des Fußballplatzes wenig Glück.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (25.01.10)
Der Onkel von Hans-Christian Ströbele hat heute bei Dir seinen hochverdienten Auftritt. Der Ärmste musste sich für den "Fußballgott" auf Druck des Rundfunk-Intendanten öffentlich entschuldigen. Obwohl ihm gar nicht danach war.

Was waren das für herrliche spießige Zeiten. (-_-)
Lothar
(Kommentar korrigiert am 25.01.2010)

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.10:
Dabei folgten die Worte
Entschuldigen Sie die Begeisterung
bereits in der Reportage direkt den oben zitierten Worten...
Herrlich spießig, ja.
Dirk

 loslosch antwortete darauf am 25.01.10:
Vor dem letzten Absatz die Interpunktion ändern. :) Lo

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 25.01.10:
Mitten im Satz einen neuen Absatz zu beginnen, ist in der Tat ungewöhnlich. Ich denke noch darüber nach, ob es ein Spleen meinerseits ist oder die inhaltliche Verbindung verstärkt. Anderenfalls kann ich natürlich einen Punkt am Ende des dritten Absatzes setzen.

 loslosch äußerte darauf am 25.01.10:
Die Idee mit dem Punkt. Bist Du allein drauf gekommen? :) Lo

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 25.01.10:
Wenn du anstatt "Interpunktion" etwas wie "Hömma! Machma! Komma!" geschrieben hättest, wäre ich vielleicht nicht drauf gekommen.

 loslosch meinte dazu am 25.01.10:
Komma rüber! Ah so. Lo
Georg (54)
(25.01.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.10:
Ich danke dich!
LG, Dirk

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 25.01.10:
Ein passabler Kurz-Essay, wie ich finde. Das Thema literarisch allerdings nicht ausgereizt, Didi, da hätte man mehr draus machen können! Vor allem der Schluß ist zu fade, ist so gar kein Schluß; sieht aus wie einfach aufgehört zu schreiben...

 loslosch meinte dazu am 25.01.10:
Dieser Eindruck ließe sich vermeiden durch den kurzen Zusatz am Schluss des Textes: "Kein Einzelfall." Lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.10:
@ Dieter: Danke für deinen Kommentar. Was hättest du als passionierter Kurzprosa-Autor denn noch angefügt?
Für mich war der Kreis geschlossen, der bei Libuda/ Gott/ Glückauf begann und bei Libuda/ irdisches Leben/ wenig Glück aufhört.
@ Lothar: Deine Worte klingen nach einer Schlussfolgerung des Lesers. Sollte ich sie als Autor tatsächlich vorwegnehmen?
LG, Dirk

 loslosch meinte dazu am 25.01.10:
Mein Apercu sollte andeuten, dass es dem Autor ein Leichtes gewesen wäre, anders zu schließen - wenn er gewollt hätte. Ich würde mich da auch gegängelt fühlen. Lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.10:
Geistreiche Bemerkungen führe ich mir immer gerne zu Gemüte - unabhängig davon, ob ich sie letztlich umsetze oder nicht.
yodafan (47)
(25.01.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 25.01.10:
Von Fans habe ich das auch schon erlebt. Da spielte dann die Familie Fußballgott gegen die Familie Arschloch.
Etwas fragwürdig ist das natürlich angesichts der weitverbreiteten Söldner-Mentalität der Akteure...
Danke für dein Interesse.
LG, Dirk

 Fuchsiberlin (26.01.10)
Wenn Menschen in ihrem Beruf zu Göttern erhoben werden...

In diesem Fall die Profifußballer.

Und manch einer hofft später, weit nach dem Ende seiner Karriere, auf einen Engel, der ihm hilft.

Starker Text von Dir, lieber Dirk.

Ganz liebe Grüße
Jörg
(Kommentar korrigiert am 26.01.2010)

 Didi.Costaire meinte dazu am 27.01.10:
Lieber Jörg,
oft sind die Hosen am Ende doch zu kurz. Im Fußball-Business wie anderswo.
Danke für deine Worte und die Empfehlung!
Liebe Grüße, Dirk

 plotzn (27.01.10)
Auch außerhalb des grünen Rasens kann man sich verdribbeln... Unterhaltsam beschrieben, lieber Dirk!
lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 27.01.10:
Das stimmt, lieber Stefan. Und das Spielfeld des Lebens misst mehr als ca. 105 x 68 Meter.
Danke und liebe Grüße, Dirk

 harzgebirgler (05.11.18)
sicher lächelt gott auf seinem thron
über solche götterinflation.

beste grüße
henning
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