Lebhafte Totenbilder

Text

von  ZornDerFinsternis

Am Himmel ist das Funkeln der Sterne erstorben. Wolken schieben sich schützend vor die kläglichen Überreste dieser ehemals lieblichen Existenzen. Der Wind beklagt mit seiner traurigsten Ode, diesen Hoffnungsverlust. Für einen Atemzug lang, scheint die Welt im Elend und Schmerz festzustecken; stillzustehen. Und in diesem winzigen Moment, scheint das Leben wirklich lebenswert. Der Duft des Sommers sticht aus Leid und Verwesung hervor. Malt unglaublich farbige, schöne Bilder in mein Herz. Die Hoffnung ritzt ihr Wort in meine Seele. Runen wirbeln durch die schwarze Masse, in meinem Körper, der nie zuvor, mehr, als eine leblose Hülle war. Und ich weiß, ich muss töten, um diese Genugtuung wieder erfahren zu können. Schließe die Tür hinter mir. Den Schlüssel lasse ich stecken. Lasse hinter mir auf dem billigen Textilfußboden nasse Dreckspuren zurück. Kleine Salz- und Schneeklümpchen liegen ebenfalls dort. Knie mich vor den Esstisch, öffne die Schnürsenkel meiner 14-Loch, ziehe sie aus und werfe sie in die Ecke neben der Tür. Aus dem Spiegel starren mich eisige Augen an, mit der Leere eines liebevollen Psychopathen. Ich lächle – ein bösartiges, erleichterndes Lächeln. Ich stecke mir eine Kippe in die krankhaft grinsende Fresse. Ziehe den Rauch tief in meine Lunge und fühle zum ersten Mal diese Geilheit, die alle anderen jeden Tag zu überkommen scheint, weil sie wissen, wie genial und schön das Leben ist. Laufe im Raum auf und ab. Ich suche etwas, aber was das sein soll, weiß ich nicht. Würde? Anstand? Schönheit? Ist mir scheißegal. Nehme die 44’er vom Tisch und fühle ihre Kälte in mich dringen. Höre sie meinen Namen flüstern. Sie schreien, dass ich es endlich fertig bringen soll. Ich soll Blut vergießen. Menschenblut. Ja, so soll es sein. Klick. Und mein Hirn malt lebhafte Totenbilder an die ehemals weiße Wand.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (05.02.10)
Schrecklich, ein solches Ende. Das kann nicht gewollt sein. LG

 Ginkgoblatt (06.02.10)
Wahnsinn. Dieses Ende, ist ein hartes Ende. Nicht nur das Bild, das du malst, ist hart. Nicht nur die Worte, sondern auch die Suizidmethode. Die endlich ist. Hoffentlich findet deine geschundene Seele nach dieser erneuten Traumatisierung Ruhe. KG Coline

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 06.02.10:
Es ist so unglaublich phantastisch, dass ich dich habe, Maus. Dass du mich so gut verstehst. Ich drücke dich ganz fest, und glaube mir, in Gedanken, bin ich jeden Tag bei dir und halte dich.
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