Erweiterter Betrug

Glosse zum Thema Betrug

von  loslosch

Fraus est accipere, quod non possis reddere (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Betrug ist, etwas entgegenzunehmen, das du nicht zurückgeben kannst.

Ein völlig unjuristischer Denkansatz; denn es wäre ja nur ein mentaler Betrug. Und was im Kopf des Empfängers vorgeht, taugt nicht zum Beweis.

Sonst wären in der aktuellen EU-Finanzkrise Transfers in das finanzwirtschaftlich marode Griechenland aus Empfängersicht ein betrügerisches Delikt. Die Hellenen selbst scheinen die moralischen Leitlinien des Publilius Syrus gedanklich verarbeitet zu haben; denn sie verlangen bekanntlich (Stand: März 2010) gar keine Kredite, sondern lediglich Garantien, die dann flugs zu Bürgschaften changieren. Werden die Kredite, was insbesondere für die Kreditnehmer  bereits jetzt absehbar ist, dann notleidend, müssen zuletzt die lieben anderen EU-Bürger, und das sind dann vor allem die lieben Steuern zahlenden Bürger, dafür geradestehen.

So müsste der ohnehin nur moralisch und nicht juristisch taugliche Satz des Publilius Syrus erweitert werden: Betrug ist auch, eine Bürgschaft (cautio) zu eigenen Gunsten entgegenzunehmen, von der du weißt, dass sie vom Kreditgeber dereinst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Anspruch genommen wird.

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Kommentare zu diesem Text


 Lala (16.06.10)
Hallo loslosch,

habe ich das richtig verstanden, dass es im Sinne von P. Syrus auch Betrug sei, wenn der Hauptschuldner sich beim Bürgen eine Bürgschaft verschafft, von der er von vornherein weiß, dass am Ende nicht er sondern der Bürge vom Gläubiger erwürgt wird, weil er der Hauptschuldner nix auf der Naht hat?
Wenn ja, dann verstehe ich nicht, warum das nur nach P. Sysrus Betrug ist? Das ist doch Täuschung oder Vortäuschung oder wie das halt die Scholastiker unserer Zeit, die Juristen, halt nennen. Wahrscheinlich kann die Welt aufatmen, dass ich nicht Kaufmann noch Jurist geworden bin.

Gruß

Lala

 loslosch meinte dazu am 16.06.10:
Radio Erewan antwortet: Im Prinzip Ja. Ich schrieb: ... und was im Kopf des Empfängers vorgeht, taugt nicht zum Beweis ...
;-) Lothar
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