Naturprinzip Hoffnung

Satire zum Thema Arbeit und Beruf

von  loslosch

Agricola semper in novum annum dives (Erasmus von Rotterdam, ~1467 bis 1536; Adagia, Sammlung lateinischer Sprüche und Redewendungen der Antike, hier in Anlehnung an Zenobius, 4./5. Jh. n. Chr.). Reich ist der Bauer immer im Blick auf das nächste Jahr.

Man könnte auch sagen: Nach einer Missernte wächst die Hoffnung auf eine gute, neue. Längst ist das Prinzip Hoffnung ökonomisiert. Die Ernte auf dem Halm lässt sich verkaufen. Und es lässt sich mit erwarteten Preisen aller nur möglicher Agrarprodukte an den Warenbörsen weltweit über Termingeschäfte prächtig spekulieren. Wegweisende Futures bei Kaffee, Kautschuk, Kakao, aber auch bei Kartoffeln und Raps. Nur Schweinehälften-Futures existieren noch nicht.

"Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier auf dürrer Heide", wusste schon Goethe (Faust I). Der schuftende Bauer lässt wohl oder übel den Großagrariern den Vortritt.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (19.08.10)
Futures - auch so ein absolutes Unwort. Nur für manche sieht die Zukunft rosig aus.
LG, Dirk

 loslosch meinte dazu am 19.08.10:
Selbst bei den Futures für Schweinehälften war ich mir nicht sicher und hatte vorsorglich gegooglet. Lothar

 Didi.Costaire antwortete darauf am 19.08.10:
Trotzdem keine rosigen Zeiten für die rosigen Tiere - das "Naturprinzip Hoffnung" lässt sich nicht halbieren.

 loslosch schrieb daraufhin am 19.08.10:
Naja, der Ökonom redet gern vom Schweinezyklus mit einer wechselvoll rosigen Zukunft der Schweinezüchter. Lo.
argot (30)
(19.08.10)
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 loslosch äußerte darauf am 19.08.10:
Das Nichtreale des Spekulierens datiert aus dem Jahr 1637: sog Tulpenkrise. Als Ökonom kannte ich ja das Grobe. Jetzt zeigt Wiki (Stichw. spekulation tulpen), dass in der Spitze eine einzelne seltene Zwiebel damals so viel wert war wie 40 Jahresgehälter eines Zimmermanns. Das hat mich vom Hocker gehauen. Wie "modern" die damals schon waren! Spekulation ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Gewinnt der Spekulant, hat er zu einer Verstetigung der Kurse beigetragen, verliert er, trägt er zu Kursausschlägen bei. Das ist auch gut so. Die Sache hat nur den Haken der menschlichen Gier: Der anfangs erfolgreiche Spekulant bekommt fast von überall Kredite. Zum Schluss ist er pleite und reißt andere mit. Viele Details noch fehlen, Bankenverhalten, Staatskontrolle, internationale Abkommen usw.

Das üblicherweise Nichtreale des Begriffs zu Goethes Zeiten fällt beim Platzen einer Wirschaftsblase mit dem modernen Begriff makabrerweise zusammen. Lothar
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