Epische wie prosaische Dichte

Glosse zum Thema Gefühle

von  loslosch

Nulla flendi maior est causa quam flere non posse (Seneca der Ältere, ~54 v. Chr. bis ~39 n. Chr.; Controversiae). Es gibt keinen triftigeren Grund zu weinen als den, nicht weinen zu können.

Neun Wörter, verkleidet in einem scheinbaren Paradox inhaltlicher Knappheit. Spartanisch streng gefasst. Wie ein Stenogramm. Goethe hat dasselbe Thema in seinem Alterswerk in Wechselreimen intoniert (Zahme Xenien III):

Ein Mann, der Tränen streng entwöhnt,
mag sich ein Held erscheinen;
doch wenns im Innern sehnt und dröhnt,
geb ihm ein Gott - zu weinen.

Die über 2000 Jahre alte antike Sentenz wie der fast 200 Jahre alte Vierzeiler, jede Version beeindruckt auf ihre Weise.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(23.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 23.06.13:
ich hatte in bio auch ne 4, aber nur auf dem zeugnis. sonst hatten wir nur blickkontakt.
Graeculus (69)
(23.06.13)
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holzköpfchen (31) antwortete darauf am 23.06.13:
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 loslosch schrieb daraufhin am 23.06.13:
@graeculus: der mischtyp als ansteckungsfall: man ringt mit den tränen, scheut das offene selbstmitleid. ein dritter bemerkts und ist zu tränen gerührt. jetzt brechen sich die eigenen tränen bahn.

@sp: und den radler ohne brille ...

 tigujo (23.06.13)
.

Und noch einen Beweggrund gibt es, um das Weinen anzurufen:

Traurigkeit aus Trauer.

Insoweit meine bescheidene Erfahrung damit

lg tigujo

 loslosch äußerte darauf am 23.06.13:
... aus trauer und wut! lo
Graeculus (69) ergänzte dazu am 23.06.13:
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 EkkehartMittelberg (23.06.13)
Sehr viele haben sich angewöhnt, die Unfähigkeit zu weinen als Zeichen von Männlichkeit zu deuten. In der Antike sah man das anders. Odysseus weint jede Menge. Er muss ein lockerer Typ gewesen sein.

 loslosch meinte dazu am 23.06.13:
odysseus war eine mythologische gestalt, wie homer.  hier. die mythol. gestalten spiegelten das gefühlsleben ihrer erfinder. somit hast du recht.

mein seliger griechisch-lehrer im breiten kölsch: ob homer jeleebt hat, ist frachlich. aber er ist blind jewesen.

 TrekanBelluvitsh (23.06.13)
Die Kunst zu Weinen ist etwas, das Männer auf jeden Fall wieder lernen müssen, anstatt männlich zu sein, was sich nicht selten zu Selbsthass auswächst und dann auf gute männliche Art als Aggression nach Außen projiziert wird.

 loslosch meinte dazu am 23.06.13:
die "kunst" lieber nicht. dann hätten die klageweiber die klagemänner an ihrer seite.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 24.06.13:
Immerhin - Klagemänner, hast ja recht, Klageweiber kennt man ja im Nahen Osten, haben sich aus antiker Zeit bis heute in Judentum und Islam herübergerettet - wenigstens eine neuer Dienstleistungszweig. Heute muss man nehmen, was man kriegen kann.
baerin (53)
(23.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 23.06.13:
der schockzustand, richtig. das gilt auch für schmerzen in bestimmter konstellation. der adrenalinschub blockiert das schmerzempfinden. in trauer nicht weinen können, das hatte ich unter tigujos kommi erwähnt. lo
Graeculus (69)
(08.09.15)
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