Klaus merkt nichts. Sitzt am Tisch und frisst. Frisst blind, wie er mir blind in die Seite stößt. Frisst blind, was ich ihm vor die Nase stelle. Dass Hans nicht mit ihm am Tisch sitzt und frisst, sieht er nicht. So verfressen, so blind vor Fresssucht. Wo ist Hans? Klaus schaut nicht auf. Mund, Nase, Augen, sein ganzes Gesicht ist auf das blutig gebratene Fleisch vor ihm gerichtet. Wird sich schon irgendwo rumtreiben, der Junge. Ja, irgendetwas wird ihn getrieben haben, sage ich und schaue weiter, wie Klaus das blutige Steak mit Zwiebelsauce verschlingt.
Hans, sagte ich, nimm jetzt endlich das Tuch vom Kopf! Dieses dumme, glücklose und stumpfe Kind rannte durch die Wohnung, rannte überall dagegen, torkelte. Stürzte und stand nicht wieder auf. Ich habe Hans dann zu Tilda gelegt.
Klaus. Er frisst noch immer. Klaus, sage ich. Und in diesem Moment sehe ich mich, sehe wie ich ihm die Spritze in den Hals wuchte. Hätte er aufgeschaut, mich angesehen, mich mal irgendwie wahrgenommen, er hätte es kommen sehen. Er hätte sich zur Wehr setzen oder mich einfach umhauen, mir so derb in die Seite stoßen können, wie er es sonst auch immer getan hat.
Mit der Zeit wird alles stinken. Klaus stinkt schon. Hans wird stinken. Tilda wird stinken. Die Wohnung, das ganze Haus wird stinken. Ich stinke. Aber das kann ich abwaschen. Ich muss nur schauen, dass nicht die ganze Welt anfangen wird zu stinken. Das hielte ja keiner aus. Aber jetzt ist endlich mal Ruhe. Ich sehe Hans, dem der Name kein Glück gebracht hat. Ich sehe Klaus, von dem ich noch immer nicht weiß, wie der in mich kommen konnte. Kam rein und ging raus, ging vielleicht arbeiten oder saufen, ging zu anderen Frauen. Kam wieder. Und ich sehe Tilda, diesen lieben Hund, das einzige Wesen, das mich wirklich liebte. Ganz leblos. Da nutzt das ganze Brüllen nichts. Diesmal kommt keiner, von denen kommt keiner mehr zurück. Ich brauche die Leine.
