hans, sage ich

Text

von  kalira

Hans, sage ich, nimm das Tuch ab und wasch die Hände, setz dich. Ich stelle mir vor, während Klaus die Tür hinter sich ins Schloss geworfen hat, wie er hier hereinkommen und Hans mit dem Tuch um den Kopf sehen wird. Wie er erst gucken und staunen, mir zur Begrüßung, als wüsste ich auch sonst nicht, dass er hier ist, in die Seite schlagen wird. Wie er kommt und staunt und plötzlich feststellen würde, dass unter dem Tuch irgendwo auf Hans Kopf eine Wunde gerissen sein muss, eine, die blutig spuckt. Spuckt schon lange, weil das Tuch an einer Stelle schon ganz trunken und fleischigrot geworden ist. So stelle ich ihn mir vor, während er gekommen ist und schon längst am Tisch Platz genommen hat.

Weißt du Tilda, Mama hält es nur schwer aus, für jemanden etwas zu empfinden. Es tut ihr weh. Aber Tiere haben ja ein Gespür für das Gute, und du warst, wann immer du davon ranntest und lange Zeit weggeblieben warst, wiedergekommen. Kamst schuldbewusst mit gesenktem Kopf, eingezogenem Schwanz und hast dich ganz nah vor Mama gesetzt. Und dann saßest du und mir schmerzte alles bei diesem Anblick. Und dann stand Mama jedes Mal auf und griff nach der Leine, an deren Ende diese schwere Schnalle zum Anketten hängt. Ach! Sie hat es nicht so gemeint, süße Tilda. Aber jetzt hast du ja Ruhe.

Erbärmlich. Irgendwas flüsterte der in das leblose Hundeohr. Ich kann das nicht länger ertragen. HANS! Ich halte das alles nicht mehr aus, und auch das Brüllen und Schlagen. Ich fühle mich kurz darauf immer schlecht und werde schon wieder wütend auf diesen Köter, diesen Hans, wie sie immer treudumm gucken und mir alles offenlegen. Mein Herz, meine Wut, meine Angst. Ich könnte ausrasten! Und jetzt ist dieser Hund tot, und ich weiß gar nicht, was ich machen soll.

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