Blatt 1-3

Sonett

von  LottaManguetti

1. Herbstblatt

Ist Herbst, der Tagzeit schluckt und Winde schickt.
Vorbei und aus ist es mit langen Tagen;
uns schützt ein hochgeschlagner Mantelkragen,
freut jeder Gang, der vor den Schauern glückt.

Am Gartenzaun hab ich sein Bild erblickt.
Ich wusste gleich, er wollte uns was sagen.
Den Kürbis haben wir ins Haus getragen,
nachdem wir uns nach ihm, dem Herbst, gebückt.

Wie glänzt der Saft in all den prallen Trauben,
die wir mit unsren Händen eifrig klauben,
die den Geschmack uns auf der Zunge süßen!

Im Haus befeuern wir die Kachelöfen,
Geschäftigkeit dringt von den Bauernhöfen
auf reife Felder, die mit Früchten grüßen.


2. Herbstblatt

Auf reife Felder, die mit Früchten grüßen,
zieht grauer Dunst. Man harkt und fegt die Wege.
Durch Straßen lärmt das Kreischen einer Säge.
Den Nachbarn höre ich im Garten niesen.

Ich rufe „Prost“ und „Lass dich nicht verdrießen!“
„Da sachste watt!“ erwidert dieser träge.
Ob ich ihm ein paar Goldrenetten lege
auf seinen Gartentisch, so zum Genießen?

Da finde ich des Nachbarn Koriander
vor meiner Tür. Ein solches Miteinander
ist wie zwei Flüsse, die zusammenfließen,

um bündig in Gemeinschaft sich zu rühren.
Da ist nicht nur der Dank ans Jahr zu spüren,
wenn Feuer über Schollen sich ergießen.


3. Herbstblatt

Wenn Feuer über Schollen sich ergießen,
verstaut der Mensch in seinen Magazinen,
dank  guter Dienste seiner Frühlingsbienen,
Erträge, rupft mit Spangen und mit Spießen

an Bäumen und am Kraut. Die Triebe schießen
nicht mehr, sie welken, wo sie einst erschienen
am Boden, der, der uns versprach, zu dienen
und dessen Pflanzen Früchte uns verhießen.

Was hängen bleibt, das holen sich die Raben,
die Mäuse ernten, was nicht ausgegraben,
ein Eichhorn sammelt, was kein andrer pflückt.

Gefüllt ist jetzt nicht nur das Regenfass,
bemerken wir im Abendlicht und dass
die letzte Sonnenblume trunken nickt.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (21.10.19)
Wunderschön, liebe Lotta, was eignet sich besser als ein Sonettenkranz die Fülle des Herbstes in farbigen Bildern zu entfalten?
Ich möchte über der Schönheit der Sonette nicht die Künstlerhand vergessen, die dies so leicht aufzeichnet.
Liebe Grüße
Ekki

 LottaManguetti meinte dazu am 22.10.19:
Man sollte immer gern lesen, was man beschrieb, Ekki.
Wenn es andere ebenso tun - was will man mehr?

Lieben Gruß
Lotta

 Didi.Costaire (22.10.19)

Ist Herbst, der Tagzeit schluckt und Winde schickt.
Das geht schon stark los, danach wird man hin- und hergerissen zwischen Ernteglück und bedrohlichen Aussichten. Spannend!

 LottaManguetti antwortete darauf am 22.10.19:
Das ist der Wahrheit, Didi!
bzw. meine Sicht der Dinge an manchen Tagen.

Schön, dass du hier warst. Das freut mich sehr!

Lotta

 TassoTuwas (24.10.19)
Das liest sich so - man möchte drin verweilen
so wunderbar, so elegant - doch will ich eilen
zum nächsten Blatt, kann´s kaum erwarten
was gibt´s in Feld und Wald und Kräutergarten
LG TT
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